Anfang Jahr hatte Bill Gates «Trustworthy Computing» zur wichtigsten Aufgabe für seine Mitarbeiter erklärt. Nun will der Software-Konzern mit dem «vertrauenswürdigen Computereinsatz» offensichtlich ernst machen. Laut dem US-Nachrichtenmagazin Newsweek entwickelt
Microsoft gemeinsam mit
Intel und
AMD ein Sicherheitssystem für PCs namens «Palladium». Mit
Dell,
HP und
IBM sollen ebenfalls Verhandlungen über das «Trustworthy Computing»-Projekt laufen.
Palladium ist eine Mischung aus Virenschutz, Firewall, Verschlüsselungssystem und Digital Rights Management (DRM). Ein Palladium-geschütztes Windows soll nicht mehr mit Viren verseucht werden können, da es grundsätzlich nur signierte und verifizierte Programme akzeptiert.
Laut «Newsweek» sollen Computernutzer künftig zudem verhindern können, dass die Empfänger Mails kopieren oder weiterleiten. Die Verschlüsselung wird sich aber nicht auf den externen Datenaustausch beschränken. Auch innerhalb eines Rechners werden Daten auf dem Weg von der Tastatur zum Prozessor und zum Bildschirm für Unbefugte unkenntlich gemacht. Dabei dachte Microsoft nicht nur an die Anwender, sondern auch an die Industrie: Palladium soll es verunmöglichen, Filme und Musik-CDs zu kopieren.
Details zu den von den beiden CPU-Herstellern zu produzierenden Sicherheitschips sind allerdings noch spärlich. Unklar ist etwa, ob die Sicherheits-Features Teil des Prozessors sind oder auf dem Mainboard integriert werden.
Kritische Reaktionen
Mit der Markteinführung wird in zwei Jahren gerechnet.
Microsoft selber geht davon aus, dass mindestens 100 Millionen Rechner ausgeliefert werden müssen, um das neue Sicherheitssystem durchzusetzen. Dem britischen Magazin «New Scientist» zufolge wird Palladium künftigen Windows-Versionen nicht einfach aufgesetzt, sondern als fester Bestandteil in das Betriebssystem integriert.
Dass Windows damit für nicht autorisierte Programme «blind» würde, stiess bereits auf Kritik. Die Frage steht im Raum, wer die Programme autorisieren darf und ob Free- und Shareware-Programme unter diesen Umständen noch funktionieren. Das Internet-Magazin «The Register» fragt sich insbesondere, wie Open-Source-Server und -Applikationen mit solchermassen geschützten Wintel-Maschinen arbeiten sollen. Manche Kritiker befürchten darüber hinaus, dass Microsoft die Palladium-Technologie dazu nutzen will, die Software-Lizenzen mit dem jeweiligen Rechner zu koppeln.
Offen oder nicht?
Unterdessen wollen die Redmonder das Vertrauen in Palladium stärken. Zu diesem Zweck sollen in Zukunft Teile des Source Codes offengelegt werden. Jim Allchin, Topmanager beim Software-Konzern, betont, das Unternehmen wolle möglichst viele Teile des Konzepts durchschaubar halten. Derselbe Allchin hatte allerdings im Kartellverfahren ausgesagt, die Veröffentlichung des Windows-XP-Quelltextes mache das Betriebssystem anfällig für Hackerund Virenprogrammierer. Offensichtlich hat er seine Meinung jetzt geändert. (fis)