Von den Bautteilen zu PCs und Servern

Der ehemalige Katalog-Händler für elektronische Bauteile, Distrelec, wandelt sich um Web-Händler von PCs, Zubehör und auch Servern. Partner: IBM und Sun. Das Modell hat Erfolg.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 1999/20

     

Distrelec, eine Tochter der Urner Dätwyler Holding, versendet traditionellerweise Abertausende von kiloschweren Katalogen. Inhalt: eine Vielzahl von elektronischen Bauteilen vom Kabel bis zu Widerständen und Mikroprozessoren. Unter den Kunden von Distrelec finden sich vom Bastler bis zu Grosskonzernen, die ihre Kleinmengen-Bestellungen so abwickeln, alles, was sich mit Elektronik beschäftigt.
Mit nicht geringem Aufwand haben sich die Näniker vor Jahren ins Abenteuer E-Commerce gestürzt. Das Resultat ist ein Cross-Media-Publishing-System, mit dem garantiert wird, dass die Daten für die Kataloge (mehrere Sprachversionen), die CD-ROM und den Webshop nur einmal erfasst werden müssen. Die E-Commerce-Site wurde mit Intershop aufgebaut und ist mit dem ERP-System Movex von Intentia verknüpft.
Die Site generiert heute gut 10 Prozent des Umsatzes bei den Bauteilen. Distrelec ist unterdessen auch mit Filialen in Italien und Frankreich präsent und hat sein Sortiment in den letzten zwei Jahren kontinuierlich erweitert. Unter dem Namen Distop werden Hobby-Produkte von der Hochdruckpumpe bis zum Pillenbehälter verkauft. Bei Disdata.ch gibt es allerlei Computerzubehör und Notebooks von IBM, Sony und Toshiba. Hinter der stetigen Ausweitung des Sortiments dürfte wohl der Wunsch stecken, die aufwendige Logistik und E-Commerce-Entwicklungen laufend besser auszulasten. Im Disdata-Bereich erzielt Distrelec, so Projektleiter Peter Amman, einen Umsatzanteil von bereits 20 Prozent per E-Commerce. Dies dürfte in der Schweiz ein einsames Spitzenresultat sein.

Sunshop

Seit April 99 bietet Distrelec im Sunshop (www.sunshop.ch) auch Ersatzteile und Zubehör für Sun-Umgebungen an. Sun-Manager Thomas Dinkel findet Distrelec einen idealen Partner für dieses Geschäft. Sun selbst sei nicht in der Lage, das Kleinmengen- und Ersatzteil-Geschäft selbst zu betreiben, der Aufwand für Logistik und Handling wäre viel zu gross. Dies umso mehr, weil Sun den ehemaligen Sun-Express-Katalog und den Versand von Zubehör aus dem zentralen Lager in Holland aufgegeben hat. Gemäss Dinkel verkauft Distrelec strikte zu Katalogpreisen.
Mit dem Angebot einer Workstation, eines Servers und der Service-Pakete versuche man Zusatzgeschäfte zu generieren. Distrelec-Mann Peter Amman will uns keine Umsatzzahlen des Sunshops nennen, meint aber: «Der Umsatz ist interessant und weiter steigend. Wir wollen unsere Kundenbasis mit dem Sunshop auch laufend ausbauen.» Distrelec bietet dem Kunden nur sehr beschränkten Pre-Sales-Support an. Die Telefonverkäufer haben aber einen Button, mittels dessen sie Kunden direkt an den Sun-Support weiterleiten können. Das Modell funktioniere gut, meint Amman.

Bluestore seit der Orbit

Ein anderes Konzept hatte der Verantwortliche für das Consumer-Business bei IBM, Peter Hauri, als er auf der Suche nach einem E-Reseller auf Distrelec stiess. An der Orbit lancierten IBM und Distrelec gemeinsam den Bluestore (www.bluestore.ch) in dem die Aptivas und die Consumer-Notebooks zu haben sind. Das Konzept wurde von IBM ursprünglich für die Bestellungen von Mitarbeitern grosser Firmen entwickelt, wobei die Logistik vollständig von Also ABC übernommen wurde. Mit Bluestore ist für Hauri noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht, Gespräche mit weiteren potentiellen Partnern für E-Shops sind im Gange.
Der Bluestore generiert, so Hauri, einen Monat nach der Lancierung noch keine grossen Umsätze. Gemäss Peter Amann von Distrelec ist die Kombination von Printwerbung und E-Shop sehr erfolgreich. Man sehe sehr gut, wie die Besucherraten nach jedem Katalog- und Prospekt-Versand in die Höhe schnellen und dann auf der erreichten Stufe bleiben.
Naheliegend wäre der Schritt, in den Bluestore IBM-Produkte für KMU aufzunehmen und die bestehende Distrelec-Kundschaft entsprechend zu bearbeiten. Beide Seiten, IBM und Distrelec verneinen denn auch nicht, dass solche Überlegungen durchaus gemacht werden. (hc)


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