Ingrams neuer Name in härteren Zeiten


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/16

     

Aus Ingram Macrotron wird Ingram Micro. Damit verschwindet der Name des in grauer Vorzeit vom US-Distributionskonzern übernommenen deutschen Distributors Macrotron endgültig von der Bildfläche. Ansonsten wird sich bei der Schweizer Ingram nichts ändern, sagt deren Chef Joe Feierabend. Er hatte vor nunmehr sieben Jahren als «Abtrünniger» der damaligen Computer 2000 mit fünf Leuten die helvetische Niederlassung von Macrotron gegründet.

«Im verflixten siebten Jahr»

Ingrams Schweizer Konkurrenten Actebis, Also ABC und Tech Data wurden in den vergangenen Monaten alle vom Rückgang bei der Nachfrage nach PCs getroffen und mussten in absoluten Zahlen Umsatzrückgänge hinnehmen. Die ehemalige Alltron ist sogar seit der Übernahme durch COS gänzlich von der Bildfläche verschwunden. Ingram, als der kleinste der «Broadliner» (Distributoren mit umfassendem Sortiment), schien lange Zeit immun gegen diese Entwicklung und legte jedes Jahr kräftiges Wachstum hin.
Doch nun wurde auch das Wachstum des Hünenberger Distis gebremst. Daueroptimist und Strahlemann Feierabend: «Früher waren wir immer ‘outstanding’ – auch innerhalb des Konzerns. Doch dieses Frühjahr ist unser Wachstum zwar nicht ganz zum Erliegen gekommen, wurde aber doch gebremst.»
Was ist passiert? Nach einem guten Start im ersten Quartal legte der Kreditversicherer die Bremse ein. In der Folge profitierte Ingram Micro Schweiz praktisch nicht vom Ausscheiden der Alltron als Compaq-Disti, da er seine Kunden nicht höher versichern konnte, erzählt Feierabend. Zudem wurde der Hünenberger Disti vom UDT-Teilcrash getroffen und litt unter Fluktuationen nach der Zusammenlegung der HP- und Compaq-Abteilung. Doch mit einem Wachstum von 12% steht Ingram in der Schweizer Disti-Landschaft wohl noch immer ziemlich einzigartig da.

«Porto-Kriege» sind eine versteckte Preissenkung

Deshalb wird Ingram Micro Schweiz im laufenden Jahr zu den Marktanteilsgewinnern gehören. Im Komponenten-Bereich hat Feierabend einige Leute von COS geholt und mit Asus und Microsoft (zusätzlich OEM-Lizenzen ab Oktober) zwei wichtige Hersteller gewonnen.
Ingram Schweiz hat diesen Sommer, anders als etwa Tech Data oder Azlan, nicht direkt auf die «Porto-Offensive» von Also ABC reagiert. Doch mit wichtigen Kunden hat Ingram, so Feierabend, über die Portopauschale geredet und ihnen ein «attraktives Angebot» vorgelegt. Während die meisten Disti-Chefs davon sprechen, mit den Porto-Senkungen nur «Einsparungen» an die Kunden weiterzugeben, teilt Feierabend unsere Einschätzung, dass die «Portokriege» in Wahrheit versteckte Preiskriege sind. (hc)


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