Kein Rückzug der Kreditversicherer, aber...

Die Kreditversicherer Hermes, Gerling NCM und die «Eidgenössische» dementieren vehement, dass sie sich ganz aus der IT-Branche zurückziehen wollen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/07

     

In der Szene schwirrten in letzter Zeit Gerüchte herum, dass sich die grössten in der Branche tätigen Kreditversicherer Hermes, Gerling NCM und die Eidgenössische Versicherungs AG (EVAG), eine Winterthur-Tochter, bald ganz aus der IT-Branche zurückziehen wollen – ein Schritt, der schwere Konsequenzen sowohl für Distis wie für Reseller hätte. Alle drei von uns angefragten Kreditversicherer haben nun einen generellen Rückzug eindeutig dementiert.

Aus Schaden wird man klug

Auch Neukunden aus der Branche werden noch angenommen, «allerdings mit einem verstärkten Fokus auf das Underwriting» (Risikoprüfung), so Winterthur-Sprecher Ruedi Steiner, dessen Antwort auf diese Frage denen der anderen stark ähnelt.
Mit der IT-Branche hatten sicher alle drei Unternehmen in letzter Zeit Probleme. Gerling-Sprecher Andreas Tesch sagt zwar nur, dass sich die Schadensfälle in allen Branchen erhöht hätten, aber Hermes-Sprecherin Barbara Stieghan analysiert: «2002 hat sich die Entwicklung in der IT-Branche weiter verschlechtert, ein Trend, der nach unserer Einschätzung noch nicht zu Ende ist.
Besondere Sorge bereitet uns, dass sich die Krisenzyklen beschleunigen: der Zeitraum vom ersten Anzeichen eines Problems bis zur Insolvenz beträgt häufig nur noch wenige Monate, im Extremfall einige Wochen.»

Massnahmen – auch zum Wohl der Branche?

Logisch, dass die Versicherer ihre Bedingungen der veränderten Marktlage anpassen – ihre Massnahmen stimmen denn auch weitgehend überein. Gemäss Andreas Tesch hat man Ende des Jahres Prämien und Selbstbehalte erhöht und in bestimmten Fällen Kreditlimiten deutlich gesenkt. Aktuell plane Gerling aber nun keine weiteren Massnahmen.
Die EVAG meint demgegenüber: «Kürzung der Kreditlimite, Tariferhöhung, Anpassung der Prämien nach Schadenfällen sowie Sanierungen sind denkbare Massnahmen, um auf die besondere Situation zu reagieren.» Und: «Notwendige Prämienerhöhungen werden am Markt durchgesetzt.»
Barbara Stieghan von Hermes sieht die Massnahmen auch in einem positiven Licht: «Natürlich lassen sich in einem schwierigen Umfeld unangenehme Massnahmen nicht vermeiden.
Wir müssen unsere Limite der tatsächlichen Umsatzentwicklung der Unternehmen anpassen. Wir erhöhen Prämien, wir lehnen häufiger neue oder höhere Limiten ab und teilweise müssen wir sie aufheben. Dies orientiert sich immer an der Risikobewertung. Was für das einzelne Unternehmen ein schmerzhafter Einschnitt ist, kann aber der Branche insgesamt helfen.» (hjm)


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