Am 10. April 2003 schlug
Sage Sesam zu: Das Software-Unternehmen aus Baar übernahm Winware, den bekannten St. Galler Hersteller von betriebswirtschaftlicher Software. Damit schwillt die Sage-Sesam-Kundenbasis auf rund 51’000 an - zuvor waren es 40’000.
Mutmassungen über einen Verkauf machten bereits im vergangenen Dezember die Runde und Winware-Chef Bernd Pfaff wurde etwas zweideutig zitiert: «Ich sage nicht, ich verkaufe die Firma nicht.»
Damals wurde auch ein Verkaufspreis herumgeboten. Rund 3,5 Millionen Franken sei als Übernahmesumme im Gespräch, hiess es. Noch im vergangenen Dezember tat Winware-Geschäftsführer Pfaff diese Summe als zu klein ab. Nun wird sie aber erneut als Übernahmepreis gehandelt.
Verkauf Anfang Jahr dementiert
Im Januar noch wurden die Verkaufsgerüchte auch gegenüber IT Reseller weitgehend dementiert. Als Peter Sidler, Marketingleiter von Winware, Anfang Jahr über das Winware-Geschäftsjahr 2002 informierte und einen Umsatzzuwachs von 15% bejubeln konnte, sagte er, dass von einem Verkauf nicht die Rede sein könne. Natürlich könne man einen Verkauf nie grundsätzlich ausschliessen, aber das damalige Gerücht habe nicht mehr reelle Substanz als ähnliche Gerüchte, wie sie seit Jahren immer wieder auftauchen.
So wenig Veränderung wie möglich
Wie meistens bei Akquisitionen versuchte auch
Sage Sesam bei der Bekanntgabe der Übernahme die Wogen gleich auch wieder zu glätten. «Winware wird weiterleben», beteuert Marco Caviglia, Marketingleiter bei Sage Sesam. Um bezüglich Kontinuität ein Zeichen zu setzen, wurde vermeldet, dass der vormalige Winware-Inhaber und -Geschäftsführer Bernd Pfaff auf seinem Managementposten verbleiben werde.
Zudem wurden in der Pressemitteilung zur Übernahme die Vorteile für die Kunden unterstrichen. Die um Winware gestärkte Sage Sesam könne die Qualität bei Produkten und Service steigern, hiess es. Mit dem stärkeren Produktangebot sei es möglich, den hohen Anforderungen der diversifizierten Kundschaft optimal zu begegnen.
Auf unsere Blitzumfrage bei den Winware-Solution-Partnern gingen nur wenige Antworten ein. Der Tenor war positiv - teils auch nachdenklich. So zum Beispiel Joseph Voser, Geschäftsleiter von Spektra Netcom: «Emotional war das sicher nicht einfach zu verdauen, wir waren von Anfang an dabei und pflegten zu Bernd Pfaff und allen seinen Mitarbeitern ein freundschaftliches Verhältnis.» Ein Übernahme habe eben immer auch einen negativen Beigeschmack, so Voser, der aber auch darauf hinweist, dass ein grosser Konzern mehr Stabilität biete.
Keine Kritik an der Informationspolitik
Gute Noten erteilten die Partner
Sage Sesam in Sachen Informationspolitik. Nochmals Joseph Voser : «Es wurde prompt informiert.» Auch Dominik Zingg, Geschäftsführer von
Sotec Software lobt: «Nach der Vertragsunterzeichnung wurden wir so bald wie möglich persönlich informiert.» Er beurteilt die Übernahme als ideale Entwicklung – es sei «der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt».
Es scheint aber, dass die Partner die weitere Entwicklung genauestens beobachten werden. Beat Ernst, Geschäftsführer von Innocom: «Es wurde uns kommuniziert, dass Winware bestehen bleibt, dass die Mitarbeiter bleiben, dass Bernd Pfaff als Geschäftsführer weiterhin tätig ist, dass die Produkte und auch die Verträge weiterbestehen.»
Joseph Voser bestätigt dies ebenfalls und geht noch einen Schritt weiter: «Sollte sich diese Versprechungen ändern, wäre dies als sehr negativer Punkt zu werten.» Die nächsten Monate werden Klarheit schaffen. (map)