Pinguine im Rampenlicht

Mit IT-Messen scheint es – zumindest in unserem Nachbarland – wieder aufwärts zu gehen. Die Linux World in Frankfurt bestätigt diesen Trend.

Artikel erschienen in IT Reseller 2003/19

   

Nach der erfolgreichen Systems meldet auch die Linux World, die letzte Woche in Frankfurt parallel zur European Banking&Insurance Fair über die Bühne ging, mehr Ausstellungsfläche und Besucher als im Vorjahr.
Unter den rund 140 Ausstellern waren auch Schwergewichte wie Hewlett-Packard, Computer Associates, Fujitsu Siemens, IBM, Oracle, Sun, Toshiba, SAP und natürlich Suse und Red Hat. Die Linux World Conference & Expo gilt als eine der wichtigsten B2B-Messen zum Thema Linux und bietet sich als Plattform für den Wissensaustausch zwischen IT-Entscheidern und Spezialisten an.
In seiner Keynote gab Luis Leamus, Senior Vice President der META Group, einen Überblick über wirtschaftliche und technologische Faktoren für Open-Source-Lösungen in Europa und präsentierte verschiedene Einsatz-Szenarien. Intels Software-Stratege Dirk Hohndel referierte über Linux im High-End Computing und spekulierte über die zu erwartenden Entwicklungen des Linux-Kernels, und Joseph Reger, CTO von Fujitsu Siemens Computers, zeichnete den Weg von Linux in die Rechenzentren.

Branchengrössen

Natürlich suchten die ausstellenden Branchengrössen ihre Linux-Produkte und -Strategien im besten Licht erscheinen zu lassen.
Suse zeigte die auf November angekündigte, neue Version 4.1 ihres Openexchange Server. Dieser wird vom Anbieter als Komplettlösung für Messaging, Groupware und Collaboration in Unternehmen jeder Grösse angepriesen. Der Server lässt sich mit Linux-Frontend und mit beliebigen POP3- und IMAP-Mail-Clients kombinieren.
Laut Suse wurde insbesondere Wert auf die Integration mit Microsoft Outlook gelegt. Neu sind zudem öffentliche Ordner, Online-Konferenzen inklusive Whiteboarding, Fax- und SMS-Server und der ortsunabhängige Web-Zugriff.
Novell präsentierte als Ausstellungspartner von Suse und Hewlett-Packard seine Nterprise Linux Services. Nach der Übernahme von Ximian integriert Novell nun die Softwaremanagement-Dienste von Ximian Red Carpet in die Novell Nterprise Linux Services.
Die Netzwerkdienste für File, Print, Messaging, Verzeichnisdienste und Management bilden ein integriertes Paket, das auf Red Hat Enterprise Linux und dem Suse Linux Enterprise Server läuft. Die Nterprise Linux Services sollen Ende Jahr verfügbar sein.
IBM präsentierte grosse Teile seines IBM Linux Portfolios. Als einer der Hauptsponsoren veranstaltete IBM zudem drei Thementage für spezifische Kundengruppen.
Hewlett-Packard zeigte erstmals ein SAP/Oracle 9iRAC-System, das auf einem HP-Server mit Itanium 2-Prozessoren und Suse 64-Bit Linux realisiert wurde. Eine wichtige Rolle in der Servercluster-Strategie von HP spielt das verteilte Datei-System Lustre für das High Performance Technical Computing unter Linux.
Ausserdem zeigte HP in Frankfurt gemeinsam mit Oracle, SAP, Red Hat und Suse Lösungen für grosse und mittelständische Unternehmen, Banken und Behörden.

Behörden-Linux

Behördenvertreter wurden in Frankfurt ganz besonders umschmeichelt. Ihnen war ein eigenes Forum gewidmet, zu dem Angehörige des öffentlichen Dienstes gar gratis Zutritt hatten. Hier scheinen die Linux-Propheten, mehr noch als in den grossen Unternehmen, Morgenluft zu wittern.
Mit Fachvorträgen, Podiumsdiskussionen und Praxisdemonstrationen rund um Open Source-Software im Amt sollte Linux als europäische Alternative für öffentliche Verwaltungen schmackhaft gemacht werden.
In Deutschland wird vom Bundesinnenministerium (BMI) in absehbarer Zukunft eine Migration zu Linux erwartet. Dirk Thomas Wagner von IBM Deutschland erläuterte den Kooperationsvertrag zwischen dem BMI und seinem Unternehmen.
Das Statistische Bundesamt gab einen Erfahrungsbericht zur Stimmenauszählung auf Linux-Rechnern bei der Bundestagswahl, Techconsult einen Ausblick über den Einsatz von Open Source in Behörden und Verwaltung. In einer Studie rechnet das Unternehmen mit nahezu einer Verdopplung der Linux-Lösungen auf Behörden-Desktops. (fis)

Pech für den Pinguin

Als München im Mai beschlossen hatte, seine Computer auf Linux umzustellen, war dies die erste grosse Schlappe für den Marktführer Microsoft in seiner PR-Schlacht gegen das Pinguin-Betriebssystem. Die Open Source-Gemeinde jubelte und setzte auf einen Siegeszug von Linux im öffentlichen Dienst.
Jetzt hat ausgerechnet die Stadt Frankfurt, wo letzte Woche die Linux World stattfand, Microsoft den Zuschlag gegeben. In Frankfurt werden nun sämtliche Server und Desktop-Systeme der Verwaltung mit Microsoft-Programmen bestückt.


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