Was ist los bei IT-Com Europe?


Artikel erschienen in IT Reseller 2003/20

   

Seit Tagen kursieren Gerüchte um den Notebook- und Komponentendisti IT-Com Europe. Die Firma sei Konkurs, wird behauptet. Lastwagen hätten bereits die gesamten Büroeinrichtungen abgeholt, die Büros seien verwaist. In der Tat führt ein Anruf bei IT-Com Europe in Rotkreuz ins Nichts, keiner geht mehr ans Telefon.
Was ist los mit der Firma, die Anfang dieses Jahres mit grossem Brimborium angetreten ist, den Schweizer Assemblierermarkt aufzurollen? Das Schweizer Team hatte sich damals das ehrgeizige Ziel gesetzt, im ersten Jahr 15 Mio. Franken umzusetzen – die ganze Gruppe hätte in Europa gar 150 Mio. einsacken wollen. Mitte November arbeitet von den ehemals 10 Mitarbeitern keiner mehr im zugerischen Rotkreuz.
«Die Firma existiert, wir sind nicht Konkurs», sagt Hermann Krassler, CEO der deutschen Mutterfirma IPC Archtec zu IT Reseller, «wir haben aber den Vertrieb in der EU eingestellt, weil wir ein rechtliches Problem mit der Vorsteuererstattung haben.»
Es hätte Probleme mit Lieferungen aus dem Jahr 2000 gegeben. «Wenn das Finanzamt eines Staates einen Kunden nicht mehr auffinden kann, verlangt es die beim Export in Abzug gebrachte Mehrwertsteuer von uns Lieferanten zurück.» Aus diesem Grund habe man sich entschlossen, vorläufig keine Exporte mehr in die EU zu tätigen, das Risiko sei zu gross: «Ich kann doch nicht alle unsere Kunden überprüfen, bloss weil das Finanzamt in einem solchen Fall behauptet, es handle sich um einen Scheinkunden.»
Man prüfe zurzeit mit Rechtsberatern die Situation und werde in den nächsten Tagen bekanntgeben, wie es weitergehen soll. Jedenfalls scheint das Schweizer Geschäft für Krattler plötzlich nicht mehr so vorrangig zu sein: «Von den insgesamt 55 Mio. Euro Umsatz fielen lediglich 2 bis 3 auf die Schweiz.
Das reicht nicht, um das Risiko zu rechtfertigen, jederzeit mit Mehrwertsteuerforderungen rechnen zu müssen.» Die Serviceverträge von bestehenden Kunden würden von Gloor Electronis weitergeführt. Das einzige Problem der Schweizer Kundschaft ist laut Krassler: «Sie können nicht mehr bestellen.» (mh)


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