Bisher hatte sich
IBM vor allem im Server-Bereich für Linux stark gemacht. Von Desktop wurde weniger geredet. Im Gegenteil: Noch im August hatte IBMs Linux-Beauftragter Irving Wladawsky-Berger davon gesprochen, dass es zwar immer mehr Interesse an einem Einsatz des Open Source-Betriebssystems auf dem Unternehmens-Desktop gebe, aber der Druck für einen Wechsel weg von Microsoft-Betriebssystemen noch lange nicht gross genug sei.
Neuerdings kann sich IBM aber offenbar doch eine stärkere Unterstützung von Linux auf dem Desktop vorstellen. Auf der Desktop Linux Conference in Boston kündigte Big Blue an, in Zukunft auch eine Desktop-Version anzubieten.
Allerdings sollten die von Samuel J. Docknevich, Linux and Grid Services Executive for IBM Global Services, gemachten Äusserungen mit Vorsicht aufgenommen werden. Mit der Unterstützung von Linux ausserhalb der bisherigen Server-Strategie würde sich Big Blue direkt mit
Microsoft anlegen.
Analysten sehen daher nur eine vorsichtige Annäherung an den Desktop, auch wenn Docknevich seinem Vortrag den Titel gab «The time is now for Linux on the Desktop». Es sei bezeichnend, wurde gesagt, dass die Pläne nicht aus einer Produktabteilung, sondern von den Global Services stammten, die sich nur an Firmenkunden wenden. Das könnte darauf hinweisen, dass IBM – zumindest vorerst – nur den Enterprise-Markt im Auge habe und Desktop-Linux nur auf Anfrage anbieten werde.
Auch Konkurrent Sun geht ja das Thema, trotz der Auslieferung seines Madhatter-Desktops im Januar, sehr behutsam an. Madhatter soll vornehmlich in PCs in Unternehmen zum Einsatz kommen, wo primär Standard-Anwendungen wie Office und E-Mail benötigt werden.
Für
Novell, mit der Übernahme von Suse nun ebenfalls in Besitz einer Linux Desktop-Variante verfügt (vergleiche Artikel Seite 12), gab Adrian Humbel, Director Enterprise Solutions und Business Development bei Novell Europe, gegenüber IT Reseller klar zu verstehen, dass er noch mit einigen Jahren rechnet, bis Linux auf den Desktops wirklich Fuss fasse. (fis)