IT-Anbieter haben sich in der Krise auf einen neuen Hoffnungsträger gestützt: den Public-Sektor. Kunden aus der öffentlichen Verwaltung sollen mit ihren Aufträgen kompensieren, was Privatunternehmen nicht mehr investieren.
Um Projekte vom Staat zu ergattern, leisten sich immer mehr Unternehmen mittlerweile einen eigenen Behörden-Beauftragten und ziehen mit dem Schlachtruf Public-Privat-Partnership in den Kampf um die Gunst der öffentlichen Hand.
Das Geschäft mit den Behörden ist aber schon lange keine gemütliche Spazierfahrt mehr. Die Öffentlichen stehen unter Druck. Einerseits sollen sie effizienter werden um Kosten zu sparen, andererseits sind die Kassen leer, um solche Projekte zu finanzieren.
Keine Behörde wird darum herum kommen, ihre Prozesse zu verschlanken und IT-Strukturen zu standardisieren, aber nicht um jeden Preis. Das Zauberwort heisst ROI (Return on Investment), auch beim Staat. Wer also Aufträge vom Staat ergattern will, muss flexibel sein, Geduld für lange Investitionszyklen aufbringen können und vor allem nachweisen, dass seine Lösung der Behörde Geld sparen hilft.
Wer sich immer noch ausschliesslich auf seine guten Beziehungen verlässt, könnte bald aus dem Evaluationsraster herausfallen, wie das jüngste Beispiel des Outsourcing-Deals vom EVD an
IBM bewiesen hat.
Ein Chance bietet die Tatsache, dass Aufträge von Verwaltungen und Behörden nach WTO/GATT- Regeln öffentlich ausgeschrieben werden müssen. Derjenige bekommt heute den Zuschlag, der nach einem Punktesystem das bestmögliche Angebot einreicht.
Dass das nicht immer das günstigste sein muss, haben Fälle in der Vergangenheit gezeigt. Auch Erfahrung wird mit Punkten belohnt. Ein weiterer Pluspunkt ist der Wille der Behörden, ein Projekt auch wirklich zu beenden. In der öffentlichen Hand werden weitaus weniger Projekte abgebrochen als in der Privatwirtschaft.
Der Public-Markt in der Schweiz – nicht zuletzt aufgrund seiner föderalistischen Strukturen – bietet ungeahnte Möglichkeiten. Man muss sie nur nutzen.
Susann Klossek
Redaktorin