Der deutsche Bechtle-Konzern hat über die Rotkreuzer Tochter ARP Holding den grössten Schweizer Abacus-Partner Delec übernommen. Gleichzeitig wurde bekannt, dass Bechtle auch den im deutschen Ratingen beheimateten Systemhausverbund Computer Systems (CPS) kauft.
Die Leitungen der Standorte und alle Niederlassungen von Delec (Gümligen, Liestal, Dällikon und Frauenfeld) sollen unverändert bleiben, auch der Markenname Delec wird beibehalten. «Es wäre absolut töricht, eine Marke mit einem landesweit so hervorragenden Ruf wie der einer Delec herauszustreichen», sagt Ralf Klenk (Bild), Vorstandsvorsitzender der Bechtle AG. Ein Name, der automatisch mit der Marke Delec in einem Atemzug genannt wird, bleibt der Firma ebenfalls erhalten: Präsident Jürg Schwarzenbach bleibt weiterhin an Bord, auch ohne vertragliche Verpflichtungen. «Man hat mich nicht für eine bestimmte Zeit verpflichtet. Bechtle geht davon aus, dass man jemanden auch mit einem Vertrag nicht halten kann, wenn er nicht bleiben will. Das ist eine vernünftige Einstellung. Die Kultur bei Bechtle gefällt mir», sagt Schwarzenbach zu IT Reseller.
Auch die ehemaligen Delec-Mitbesitzer Daniel Bühlmann und Hanspeter Stücki bleiben an Bord. Bechtle übernimmt Delec, die im Geschäftsjahr 2003/2004 mit 207 Mitarbeitern einen Umsatz von 100,2 Mio. Franken erwirtschaftete, zu einem nicht genannten Kaufpreis in bar.
Schweizer müssen
(vorerst) nicht zittern
Delec soll weitgehend autonom weitergeführt werden, allerdings in den Bereichen Logistik, Einkauf und Produktmanagement auf den Bechtle-Verbund zurückgreifen. Schwarzenbach zufolge solle es durch die entstehenden Synergien zu keinem Stellenabbau kommen, da man bei Delec bereits seit längerem nötige Anpassungen, beispielsweise bei der Logistik, vorgenommen habe. Wir erinnern uns: Delec hatte erst kürzlich die Reparaturabteilung in Zürich geschlossen – der Standort hatte lange unprofitabel gearbeitet.
Bechtle-Boss Klenk sagte auf Anfrage von IT Reseller, dass das Schweizer Personal nicht mit finanziellen Einbussen rechnen müsse. Schwarzenbachs frühere Strategie, im Bereich Service-Management und im Software-Bereich weiter zu wachsen, soll weitergeführt werden.
Mit dem Kauf von Delec sei die Expansionsstrategie in der Schweiz «im wesentlichen» abgeschlossen, sagte Klenk. Dennoch behält er sich kleinere Zukäufe vor, sollten sich Chancen ergeben. (mh)
IT RESELLER MEINT
Durch die Übernahme von Delec und CPS erhöht sich das erwartete Umsatzvolumen von Bechtle für 2005 von 1,25 auf 1,3 Mrd. Euro.
Dass Delec für die verbleibenden drei Quartale lediglich einen Anteil von 60 Millionen beisteuern soll, deutet auf ein schwaches erstes Quartal des Schweizer VARs hin. Die Tatsache, dass Bechtle trotz seiner Grösse in Deutschland heute im Systemgeschäft lediglich einen Marktanteil von 1,5 Prozent hält, zeigt, wie fragmentiert der Markt immer noch ist und dass auch dieses Jahr mit einer weiteren Konsolidierung zu rechnen ist. (mh)