Als Tech-Chique kann man die kleinen Gerätchen ohne weiteres bezeichnen. Aber nicht nur deswegen ist dem Blackberry und seinen Erfindern, der kanadischen Firma Research in Motion (RIM), ein Siegeszug im Mobile-Computing gelungen. Die weiteren Gründe: das patentierte Push-Verfahren, mit dem E-Mails, Kontakte und Termine auf die mobilen Geräte spediert werden, die Sicherheitsfunktionen, die selbst das US-Verteidigungsministerium überzeugten, und die zentrale Administration, die dem Anwender nicht zu viele Freiheiten erlaubt. «Blackberry macht die IT-Chefs glücklich», sagt Rolf Ziebold von
Orange.
Seit Anfang Jahr mischt der Schweizer Mobilfunkanbieter im Blackberry-Geschäft mit. Zuvor war allein
Swisscom Mobile mit den Geräten am Schweizer Markt vertreten. Das Geschäft laufe gut, es seien vor allem grosse Unternehmen, die darauf anspringen. Dies deshalb, weil die Lösungen nicht gerade günstig sind und einen Mail-Server erfordern, was in einer Fünf-Mann-Bude eher die Ausnahme ist.
Genaue Zahlen zum Geschäft wollen sich allerdings weder Orange noch Swisscom entlocken lassen. Tatsache ist jedoch, dass die beiden Mobilnetzanbieter nicht so sehr an den Margen auf den Geräten und den Software-Lizenzen verdienen, sondern von der zunehmenden Zahl der User, die Daten über das Mobilnetz übertragen.
Zufrieden mit der Partnerdichte
Installationspartner von
Swisscom bestätigen, dass das Blackberry-Angebot am Markt gut aufgenommen wird. Zehn Firmen sind als Installationspartner bei der Swisscom aufgeführt, darunter zwei in der Westschweiz und einer im Tessin.
«Wir stossen auf sehr viel Interesse», sagt Thomas Brändli, Geschäftsinhaber der Firma Net-Team aus Dietikon, einem dieser Partner. Er begrüsst, dass die Plattformunterstützung verbessert wurde. Das Produkt arbeitet mittlerweile neben
Microsoft Exchange und Lotus Notes auch mit
Novell Groupwise zusammen. Zudem werden Endgeräte von Drittanbietern unterstützt. Konkreteres zur Anzahl und Art der Projekte will Brändli indes nicht nennen.
Anders Reto Bertschi, Geschäftsleiter
LAN Services: «Bis heute haben wir zehn bis zwölf Blackberry-Projekte realisiert», sagt Bertschi. Offerten für weitere Aufträge seien gegenwärtig am Laufen. Seit September 2004 mischt die Bieler Firma im Blackberry-Geschäft mit. LAN Services installiert und wartet Exchange-Lösungen bei Kunden.
Mit der Partnerdichte sei er zufrieden, man stehe sich einander nicht auf den Füssen. Da Bertschi davon ausgeht, dass sich die Blackberry-Nachfrage noch weiter verstärken wird, will er mit seiner Firma diesen Bereich vorantreiben. Blackberry erweise sich als wichtiger Türöffner, um bei den Kunden landen zu können.
Keine goldene Nase
Seit Ende 2004 ist auch Covavit im Blackberry-Geschäft tätig. «Man muss die Produkte lösungsorientiert verkaufen», fasst Geschäftsführer Pirmin Bilger seine Erfahrungen mit den mobilen Helfern zusammen. Man könne den Unternehmen gut aufzeigen, wie sie mit einer solchen Lösung Geld sparen können. «Wir sehen grosse Chancen, Blackberrys zu integrieren. Auf der Kostenseite sind diese Lösungen sehr interessant.
Mit der Installation allein, da macht Bilger keinen Hehl daraus, verdiene man sich noch keine goldene Nase. Die Marge liege im tiefen zweistelligen Prozentbereich. Wenn man aber den Kunden weiterführende Wartungsdienstleistungen anbiete, zahle es sich aus.
Die Aussagen der befragten Blackberry-Partner von
Swisscom lassen darauf schliessen, dass das Geschäft tatsächlich am Brummen ist. Auch die Marktzahlen von Gartner unterstreichen dies eindrücklich. Blackberry-Hersteller RIM war der grosse Gewinner im letzten Jahr. Der Marktanteil nach Umsatz gemessen schnellte von 6,4 Prozent im Jahr 2003 auf 18,6 Prozent. Nota bene ein Wachstum von 236,6 Prozent. Damit katapultierte sich das kanadische Unternehmen auf den dritten Platz hinter
HP und
Palm. Solche Entwicklungen rufen in der Regel auch Widersacher auf den Plan.
Microsoft hat bereits eine Konkurrenzlösung angekündigt (siehe Kasten). (map)
Blackberry-Alternativen
Eine Blackberry-Lösung ist kostspielig und setzt einen Mail-Server voraus. Für viele, vor allem kleine Firmen, kommt das System deshalb nicht in Frage. Internet Service Provider und Telekom-Anbieter stellen meist Windows-basierende Alternativen zur Verfügung, die zwar (noch) nicht denselben Komfort bieten wie das Original, dafür aber auch nur einen Bruchteil des Preises kosten.
Der Push-Service, mit dem die Nachrichten automatisch auf die mobilen Handsets verschoben werden und der die Attraktivität der Blackberry-Lösung ausmacht, kann mittlerweile auch mit Geräten von Drittherstellern genutzt werden.
Beunruhigend für RIM ist die kürzliche Ankündigung von
Microsoft, gegen Ende Jahr mit einer Konkurrenzlösung auf den Markt zu kommen. Die nächste Version des Windows-Mobile-Betriebssystems (Codename «Magneto») soll im Zusammenspiel mit Exchange 2003 Service Pack 2 die E-Mails ebenfalls ohne User-Interaktion auf die Mobilgeräte befördern. Wenngleich RIM versuchte, sich davon unbeeindruckt zu zeigen – der Begriff Blackberry-Killer machte nicht zu Unrecht die Runde. (map)