Die vielversprechendste Entwicklung für die Entkabelung des digitalen Heims vollzieht sich im Ultrabreitbandbereich (Ultra Wideband = UWB). Die Technologie ermöglicht, Daten bis zu zehn Metern mit hoher Bandbreite und bei niedrigem Stromverbrauch zu übermitteln. Sie eignet sich daher vor allem für die drahtlose Übertragung von Multimedia-
Inhalten im «digitalen Heim». Zudem verspricht sie, keine Interferenzen mit anderen Funknetzen wie WiFi, WiMax und Mobilfunk zu verursachen.
Derzeit gibt es allerdings noch keinen einheitlichen Standard. Unversöhnlich stehen sich seit nunmehr rund einem Jahr das UWB-Forum unter Führung der Motorola-Tochter
Freescale, die das mit der Firma Xtrem erworbene Puls-Verfahren durchsetzen will, und die Multiband OFDM Alliance (MBOA) um
Intel, HP,
Infineon,
Microsoft,
Mitsubishi und
Nokia, gegenüber.
Intel gibt Gas
Intel möchte mit der UWB-Technologie vor allem Wireless-USB forcieren, um sicherzustellen, dass alle Geräte im Wireless-Home problemlos zusammenarbeiten. Die Wireless-USB Promoter Group arbeitet zurzeit an einem 480-Mbit/s-Standard, der auf dem UWB-Verfahren der MBOA aufsetzt. Eine «Konvergenz-Schicht» vermittelt dabei zwischen Funk-Schicht und USB-Treiber. Auf diese Weise soll die Anwenderfreundlichkeit und Schnelligkeit von USB 2.0 erreicht werden. Eine erste Version dieser Spezifikation wird, wie
Intel schreibt, in diesen Tagen verabschiedet.
Nach dem geplanten Zusammenschluss der Wimedia Alliance mit der MBOA soll im Juni auch die von der MBOA vorgeschlagene neue MAC Layer-Spezifikation verabschiedet werden. Diese beiden Allianzen bestehen mehr oder weniger aus den gleichen Mitgliedern und in beiden nimmt Intel eine wichtige Stellung ein. Nach dem Zusammenschluss ist vorgesehen, ein Zertifizierungs- und Testprogramm für den gesamten Satz an UWB-Technologien zu entwickeln. Intel geht davon aus, dass bereits Ende 2005 oder Anfang 2006 die kommerzielle Entwicklung von auf diesen Standards basierenden UWB-Produkten anlaufen wird.
Verschiedene Technologien
Zwischen MBOA und UWB-Forum wird es allerdings kaum zu einer Einigung kommen. Die beiden Technologien unterscheiden sich in etwa voneinander wie ein Otto- von einem Dieselmotor und lassen sich kaum unter einen Hut bringen. Jede Gruppierung will daher ihre eigene UWB-Version aufgleisen und «den Markt entscheiden lassen».
Streit an allen Fronten
Die beiden Allianzen liegen aber nicht nur untereinander in Fehde, sondern auch mit anderen Funk-Diensten und Regulierungsbehörden. Erste Konfliktstudien zeigen nämlich, dass die Ultra-Wideband-Technologien zumindest unter bestimmten Bedingungen gängige Dienste eben doch stören können.
Auch die Preisversprechen konnten bisher nicht eingehalten werden: UWB-Chips sollen eigentlich ohne Modulatoren, Synthesizer und andere Funk-Schaltkreise auskommen, wie es bisher hiess. Man sprach daher ursprünglich von Chip-Preisen um drei Dollar. Erste Muster der UWB-Forum-Variante liegen jedoch nur in Form einer Chip-Kombination vor, die mehr als 15 Dollar kostet. Die Multiband-OFDM- Alliance hofft, ihre Version für 14 Dollar anbieten zu können. Gegenüber den im CE-Markt üblichen Preisen dürfte beides noch über dem Limit liegen. (fis)