Radikale Sparübung bei Nikon Schweiz

Beim Kamerahersteller werden zwölf von 65 Stellen gestrichen. Die Abteilungen Lager, Support und Service ziehen ins Ausland um.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/15

     

Nikon hat lange Zeit geschlafen, jetzt aber geht’s rund am Schweizer Sitz des klassischen Kameraherstellers im zürcherischen Egg. Was viele andere Firmen schon lange hinter sich haben, wird nun auch bei Nikon Schweiz umgesetzt. Zwölf von 65 Stellen werden gestrichen, defizitäre Abteilungen müssen mindestens kostendeckend werden. Das Zauberwort dafür heisst Outsourcing.
Von 20 Mitarbeitern im Servicebereich werden voraussichtlich sechs ihren Job verlieren. Bis auf einen Mitarbeiter wird auch das Lagerteam ausgedünnt. Vier von fünf müssen gehen. Zwei werden frühzeitig in Pension geschickt, zwei weitere bekommen den blauen Brief. Ebenfalls von den Sparmassnahmen betroffen ist der Support. Vom dreiköpfigen Team müssen zwei den Hut nehmen, für eine Mitarbeiterin wurde eine interne Lösung gefunden. Sie wechselt in eine andere Abteilung. Laut Marc Rosenfelder, Department Manager Marketing, Nikon Schweiz, wird Nikon versuchen, die betroffenen Mitarbeiter zu unterstützen. Details dazu gibt er allerdings nicht bekannt.

Hohe Verluste plagen Nikon

Das grösste Sorgenkind ist die Serviceabteilung, die lässt die Kassen von Nikon nicht gerade klingeln. Horrend hohe Verluste, die Rosenfelder nicht beziffern möchte, machen dem klassischen Kamerahersteller zu schaffen. Und nachdem ein Beraterteam schlafende Hunde innerhalb des Betriebs weckte, reagiert die Geschäftsleitung entsprechend. Rosenfelder zu IT Reseller: «Wir arbeiten daran, die Zukunft des Unternehmens kostenseitig in den Griff zu bekommen und zentralisieren darum verschiedene Service Units.» Mit der Teilverlagerung des Services für Consumer-Produkte nach Ungarn will das Unternehmen wieder eine kostendeckende Serviceabteilung betreiben.

Der grosse Umzug

Ins Land der Tulpen zieht das Lager von Nikon um – wie es schon viele Firmen vorher taten. Zentralisiert für ganz Europa wird die Schweiz künftig aus Holland bedient. Betroffen davon sind allerdings nur Kunden, die nach wie vor direkt bei Nikon bestellen dürfen. Wer bis 11.30 Uhr bestellt, bekommt am übernächsten Tag die Ware per Kurier geliefert.
Die Supportabteilung des Kameraherstellers, die vielfach von Anrufen aufgebrachter, hilfloser oder überforderter Kunden überhäuft und blockiert wird, wird nach Irland abgeschoben. Davon betroffen ist der typische Konsument, der Probleme meist selber verursacht oder diese gar selber lösen könnte. Sollte der Nikon-Kunde einen digitalen Notfall melden wollen, wird dieser ab dem 5. September mit einem Callcenter in Dublin verbunden – zum Ortstarif.
Die künftigen Mitarbeiter der telefonischen Kamera-Notaufnahme in Dublin sind mitten in der Ausbildung zu professionellen Kundenbetreuern, darunter auch Nikon-Mitarbeiter. Wichtig: Es wird deutsch gesprochen!

Mehr Kapazität für Businesskunden

Im Zürcher Oberland will man sich auf Wichtigeres konzentrieren, natürlich verbunden mit dem wunderbaren Nebeneffekt der Einsparung. Die durch die Auslagerung freigewordene Kapazität nutzt Nikon jetzt für komplexe und zeitaufwendige Supportanfragen der Businesskunden und professionellen Anwender, die im übrigen weiterhin aus der Schweiz beantwortet und bearbeitet werden. «Unsere hochgradigen und teuren Spezialisten wollen wir dort einsetzen, wo deren Kompetenz und Fachwissen gefordert wird», präzisiert Rosenfelder. Das gleiche gilt übrigens auch für die Serviceabteilung, die gen Osten zieht: Die Profibetreuung bleibt im zürcherischen Egg. Sollte jedoch die Nikon Coolpix eines Hobbyfotografen den Geist aufgeben, werden die digitalen Wehwehchen künftig mit Pflästerchen aus Ungarn behandelt. Dabei soll der digitale Klinikaufenthalt maximal sieben Tage dauern. (sm)


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