Frank Studerus - Unternehmer aus Leidenschaft

Trotz seines jugendlichen Alters gehört Frank Studerus zu den «alten Hasen» im IT-Business. Sein unstillbares Interesse an der Technik und seine Offenheit für neue Technologien sind bis heute ungebremst.

Artikel erschienen in IT Reseller 2005/22

   

Schon so mancher hat sein Hobby zum Beruf gemacht und avancierte zum erfolgreichen Entrepreneur. Doch würde es eine Statistik geben, wieviele davon mit 34 bereits das 15jährige Firmenjubiläum feiern können – es dürften wohl nur wenige sein. Einer von ihnen ist Frank Studerus, Gründer und Geschäftsführer des Value Added Distributors Studerus Telecom. Als Generalimporteur des taiwanischen Modemherstellers Zyxel hat sich das Unternehmen einen Namen gemacht, beschäftigt heute 45 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von rund 38 Millionen Franken.

Erste Erfolgserlebnisse

Eigentlich wollte Studerus nach seiner Matura Elektroingenieur werden, verwarf diesen Entschluss aber wieder, da er sich mehr als Macher sah und nicht bei der Theorie verweilen wollte. Stattdessen gründete er 1990, gerade mal 19jährig, die Einzelfirma Studerus Computer Shop, die später in die heutige Studerus Telecom AG umgewandelt wurde. Studerus widmete sich erst dem Verkauf von Computern, bald kamen auch Modems dazu, Produkte einer Technologie, die zur damaligen Zeit noch in den Kinderschuhen steckte. Dass er bald im grossen Stil in den Vertrieb dieser Geräte einsteigen würde, war Anfang der Neunzigerjahre nicht vorherzusehen. Internet gab es zu dieser Zeit nicht und der Einsatz der Modems, damals ein Nischenmarkt, wurde lediglich für Zugriffe auf Mailboxen benötigt.
Beflügelt durch die neue Technologie knüpfte er Kontakte zu Mailboxanbietern und suchte in Deutschland und den USA nach geeigneten Lieferanten. Den Glücksgriff zog der Pionier jedoch, als er 1991 auf ein Inserat der taiwanischen Zyxel stiess und sich für den Vertrieb deren Produkte in der Schweiz bewarb. Im gleichen Jahr übernahm er die Schweizer Generalvertretung des Herstellers. Zyxel stellte schneller Modems her als die Konkurrenz, ISDN nahm Einzug in der Eidgenossenschaft und verhalf der neuen Technologie zu einem Höhenflug.

Mit dem Bakom vor den Kadi

1992 tritt ein neues Fernmeldegesetz in Kraft, das den Handel von nicht PTT-zugelassenen Endgeräten verbot. Das Bakom (Bundesamt für Kommunikation) wurde gegründet und von der PTT zur Überwachung beauftragt. Jedes einzelne Gerät musste auf die für die Schweiz festgelegten Anforderungen hin überprüft werden, was zwischen drei und vier Monate dauerte. Doch nicht nur neue Geräte, auch Firmware, die verändert oder vom Hersteller weiterentwickelt wurde, hätten sich den Tests, die von der damaligen Telekom-PTT im Auftrag des Bakom durchgeführt wurden, unterziehen müssen. Verkauft wurden die neuen Modem-Versionen auch ohne Zertifizierungsprozedere. Weil sich die Kontrollstelle nicht regte und stillschweigend über diese Geschäftspraktik hinwegsah, begannen die einzelnen Mitbewerber sich gegenseitig beim Bakom anzuzeigen. Es folgten Hausdurchsuchungen, Geräte wurden beschlagnahmt. Studerus, der dieses Vorgehen als reine Schikane betitelte, zog mit dem Bakom bis vor das Bundesgericht und erhielt – aufgrund eines Verfahrenfehlers – Recht. Die Behördenwillkür nahm 1998 ein Ende, als die Schweiz die EU-Richtlinien, die sogenannten CE-Kennzeichen, für die Zulassung von Endgeräten anerkannte.

Outsourcing kein Thema

Als die Swisscom Wholesale im September 2002 ADSL lancierte, explodierte die Nachfrage nach ADSL-Modems. Bluewin entschied sich für Zyxels ADSL-Router, was Studerus nicht nur volle Kassen bescherte. Im gleichen Jahr avancierte der Disti zum Schweizer IT-Unternehmen mit dem grössten Wachstum. Ein Erfolg, den Studerus nebst seinen Produkten und der Pflege der persönlichen Kundenkontakte auch seinen Mitarbeitern zu verdanken hatte. Mehr als ein Viertel der gesamten Belegschaft arbeitet im Support – ein zentraler Punkt, dem der Unternehmer von Anfang an einen wichtigen Stellenwert einräumte. Als unabhängiger, serviceorientierter Disti ist das Thema Outsourcing von Dienstleistungen deshalb auch kein Thema. Sein Standpunkt: Wenn ein Kunde ein Produkt kauft, kauft er gleichzeitig den entsprechenden Serviceanteil mit dazu. Die Qualität eines Inhouse-Supports wachse täglich und das Know-how seiner Mitarbeiter könne durch eine ausgelagerte Hotline nicht erreicht werden.

Rosige Zukunft

Wenn Swisscom voraussichtlich im zweiten Quartal 2006 die ADSL-Nachfolgetechnologie VDSL (Very-High-Data-Rate-Digital-Subscriber-Line) lanciert, will Studerus mit dabei sein. (Zyxel ist nach eigenen Angaben derzeit der grösste Hersteller von VDSL-Routern). Im internationalen Vergleich, wo man über Angebote unter zehn Mbps gar nicht spricht, hinkt die Schweiz mit einer maximalen Bandbreite von zwei Mbps hinterher, so Studerus. Cablecom habe zwar Bandbreiten von sechs Mbps lanciert, die Technologie sei aber weiter als die Bedürfnisse der Nutzer. Wie Kunden die Nachfrage nach einer höheren Bandbreite aufnehmen werden, wird sich zeigen. Strategisch soll VDSL derzeit für Tripleplay, also das Fernsehen über DSL-Anschlüsse, genutzt werden. Obwohl nach Studerus Aussage das derzeitige Angebot an Fernsehprogrammen, Geräten und auch der preisliche Aspekt noch nicht reicht, um damit die grosse Masse anzusprechen, ist er davon überzeugt, dass VDSL, ebenso wie VoIP, die Zukunft gehört. Den Schritt in das neue Telefonie-Zeitalter hat Studerus bereits Anfang dieses Jahres in Angriff genommen. Bluewin und Sunrise haben mit der Lancierung ihres VoIP-Dienstes Zyxel als Hardware-Lieferanten beauftragt. Studerus’ Devise für die Zukunft: Sich immer auf die neuesten Technologien fokussieren. (pbr)

Frank Studerus privat

Der 34jährige Frank Studerus wuchs in Meilen auf und wohnt heute in Herrliberg. Er ist seit Sommer 2005 verheiratet und wird im kommenden März zum ersten Mal Vater.

Kochen

Er ist ein Liebhaber von Sushi und der asiatischen Küche. Fürs Kochen selber kann er sich nicht begeistern – der fehlenden Geduld wegen.

Ferien

Ein Thema, das in der Vergangenheit zu kurz kam, sich aber glücklicherweise geändert hat. Studerus versucht jetzt Versäumtes nachzuholen. Zu seinen Lieblingsdestinationen gehören neben den Seychellen auch verschiedene Skiregionen wie beispielsweise Whistler in den Kanadischen Rockies.

Musik

Studerus hält sich eher an «ältere» Musik als an die kommerzorientierten Rhythmen der Neuzeit. Die Dire Straits gehören zu seinen Favoriten. Letztmals bei einem Livekonzert war er bei der britischen Band Jamiroquai.


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