Erste Anzeichen einer deutlichen Besserung der Gewinnmargen zeigten sich bereits im Frühling bei den Distributoren. Nun beginnen die rigorosen Restrukturierungsmassnahmen, die viele Unternehmen letztes Jahr eingeleitet haben, sich auch
bei den Herstellern unter dem Strich positiv auszuwirken. Darüber hinaus zieht die Wirtschaft an, entsprechend hoch sind die Aktienindizes.
Alles schön und gut. Aber wie sinnvoll ist es, zu Gunsten der Gewinnoptimierung den Stall mit dem grossen Besen auszukehren, um der Börse zu zeigen, dass man etwas für die Verbesserung der Rendite der Anleger unternimmt. Sicher haben einige der Grossfirmen in den fetten Jahren «Speck» angesetzt, den man in wirtschaftlich schlechten Zeiten nicht mit sich herumtragen kann. Den bringt man mit einer Diät allein nicht weg, da hilft nur noch Fettabsaugen.
Aber wieviel kostet es, neue Mitarbeiter (oder oft sogar dieselben) ein paar Monate später wieder einzustellen und einzuarbeiten? Wieviel kostet es, wenn man am falschen Ort gespart hat mit der Folge, dass die Betreuungsqualität schlechter und damit die Kunden unzufriedener sind? Was kostet es, wenn ein neuer Kundenbetreuer, dessen tiefes Salär sich zwar positiv auf die Personalkosten auswirkt, keine Entscheidungskompetenz hat? Der die Kundenbeziehung verkompliziert, weil er im Problemfall erst ein standardisiertes Eskalationsprozedere mit vordefinierter Zuordnung der Verantwortlichkeiten durchlaufen muss, anstatt unkompliziert und kulant entsprechend der Bedeutung und den Erwartungen des Kunden eine schnelle Lösung anzubieten?
Auf diese Fragen gibt es selbstverständlich keine allgemeingültigen Antworten. Im Einzelnen sollten aber Sparmassnahmen auf ihre positiven und negativen Auswirkungen geprüft und kurz- sowie langfristige Effekte gegeneinander abgewogen werden. Vor allem aber können sie nur Teil einer Strategie sein, die hauptsächlich aus Innovationen und damit Investitionen in neue Geschäftsideen bestehen sollte. (Markus Häfliger, Chefredaktor)