Derzeit sind 20 Entwickler ein Teil des Programms
Xerox Alliance Partners, zehn davon präsentierten im Research Center Europa in Grenoble ihre Anwendungen. Zu Gast waren auch Simeon Yates, Direktor der Hallam University in Sheffield (GB), und zwei seiner Studenten des Instituts für kulturelle Kommunikation und Computerforschung, die mit ihrem EIP-Projekt das hochschulinterne Wettausschreiben gewannen.
Ideen junger Designer
«Der Kopierer wird mit EIP zu einem Kommunikationsgerät», sagte Yates. Das Projekt definierte eine veränderte Rolle des Kopierers in Büro, Schule oder Universität, mehrheitlich über den Touchscreen. Startend bei der Benutzererkennung mittels Chip-Karte (basierend auf RFID-Technik) und spezifischer Text-Selektion eines Dokumentes, hatten sie vor allem die Interaktion mit der Maschine erweitert. Beispielsweise ein Lernsystem für Schulkinder mit einfacher Benutzer-Authentifizierung, Suchworterkennung des eingescannten Textes und einem zum Thema passenden Quiz zum Punktesammeln. Soviel zur Theorie.
Informatik-Student James Tuck und Doktor Yates programmierten in drei Tagen die praktische Anwendung: ein Plagiats-Prüfprogramm, um den Boom der vom Internet kopierten Werke einzudämmen. Der Lehrer gibt den Stapel Arbeiten in den Scanner, drückt den Knopf, und das Programm erledigt das Prüfen über einen bereits existierenden Service. Knapp 24 Stunden später ist das Resultat da: Die Textstellen, die revidiert werden müssen und dem Autor zugeordnet wurden, kommen markiert zurück.
Beispiele aus der Praxis
Business-Anwendungen des EIP-Systems umfassen derzeit die gängigen Arbeitsschritte von hardwareseitigen Multifunktions-Kopierern (MFP) zum Scannen, Drucken, Speichern und Verwalten, wobei Dokumente in Server-Ordner gescannt und über den MFP verwaltet, versendet (Fax, E-Mail) oder später (anderswo) ausgedruckt werden. Auch wurde von
Xerox die Möglichkeit gezeigt, beim Eröffnen eines Bank-Kontos die Daten der mitgebrachten Dokumente direkt vom Scanner in das Kundenprofil zu integrieren.
Nutzerprofile können auf einem Chip mittels RFID-Technik angelegt werden. Mit einem Lesegerät logt man sich ein, greift auf seine individuell konfigurierten Ordner des Netzwerkes zu und ist somit komplett unabhängig von Computer und Standort.
Java verschlafen
Das Basis-Interface kann mit Webstandards wie beispielsweise HTML, XML und AJAX sowie SOAP gestaltet werden. «Xerox hat die Reife von Webservices abgewartet», wie
Xerox Europa-Direktor und General Manager Rogerio Fangueiro gegenüber IT Reseller die eher verschlafene Java-Entwicklung kommentierte.
HP verfügte bereits 1999 mit «Chai» über eine Java-Plattform für Internet-Anwendungen von MFPs - wohl aber keine mit EIP vergleichbare. Man muss aber Xerox zugute halten, dass die Firma von 2000 bis 2002 unter der Führung von Anne Mulcahy den Turnover in die konstante Gewinnzone hinter sich gebracht hatte und in den 1990er Jahren eine der ersten war, die Computer-Vernetzung von Kopierern mit integrierten Scannern einführten.
Webservices sind auf gute, stabile Verbindungen zwischen Client (Kopierer) und Server angewiesen. Nach
Sharp (Open System Architecture, 2004) und HP (Device Extensibility Platform) verlässt sich nun auch Xerox auf diese Variante, um die moderne Rolle eines MFP-Geräts als Ein- und Ausgabe im vernetzten Dokument-Management zu forcieren. Die offene Plattform erlaubt Entwicklern und Unternehmen ein Web2.0-Office und somit die Gestaltung für ihre Bedürfnisse. «Dieser Lösung gehört die Zukunft», sagte Jon Readon, Group Director bei Infotrends Europe.
Hardware-Preise bleiben stabil
Readon erwartet viel: «Der Web-Service-Markt wird konstant schnell wachsend.» Neue Software werde die Hardware-Verkäufe antreiben. «Die Preise für Hardware wird dies aber nicht unter Druck setzen, weil wir immer noch weit vom Massenmarkt entfernt sind», sagte Readon. Die Umsätze des europäischen Bürodokumenten-Marktes steigen laut Infotrends von 2006 bis 2010 von 238 Mio. Euro um durchschnittlich 42 Prozent auf 920 Mio. Euro. Darin werde der Bereich Arbeitsgruppen-Dokument-Management als grösster Markt von 110 Mio. (2006) auf 620 Mio. Euro (2010) steigen.
Nach vielen Innovationen in der Vergangenheit, unter anderem vom ersten Kopierer
Xerox 914 (1970), über die kleinen Office-Workstations Xerox Alto (1973) und Xerox Star (1981, mit GUI, Maus, Ethernet und E-Mail) ist Innovation wieder Xerox’ Geschäft. (mro)