«Sehr viele Assemblierer im Bereich zwischen 1000 und 2000 Einheiten pro Jahr haben im letzten Jahr massiv an Boden eingebüsst», sagt Robert Weiss, Herausgeber des Weissbuch 2007. Weiss, der seine Zahlen durch Fragebogenerhebung, persönliche Gespräche und durch die Erfassung der Absatzzahlen von Boards, Gehäusen, Prozessoren, Festplatten und Betriebssytsem-Lizenzen ermittelt, kommt für den Schweizer Desktop- und Mobil-Markt im letzten Jahr noch auf 157’100 Desktop- und 35’500 Notebook-Rechner, was gesamthaft mit 192’600 Geräten einem Anteil von gerade mal noch 14 Prozent am Gesamtmarkt entspricht.
Ein Jahr zuvor errechnete Weiss bei seiner jährlichen Erhebung für das Kalenderjahr 2005 noch ein Total von 277’000 Einheiten, was rund 15,3 Prozent des Gesamtmarktes entsprach. Stückzahlenmässig ist demgemäss der Schweizer Assemblierermarkt für Notebooks und Desktop-Rechner um über 15 Prozent eingebrochen. Weiss: «Die Konzentration auf einige wenige grosse Assemblierer mit zwischen 5000 und 10’000 Einheiten pro Jahr geht schnell voran. Besonders im letzten Jahr hat sich der Trend verstärkt, dass kleine Anbieter mit grossen Problemen zu kämpfen haben.» Gemäss Weissbuch gehörten 2006 zu den wichtigsten Schweizer Assemblierern (mit 3000 bis 30’000 Einheiten pro Jahr)
Brack, Elonex, Jet Computer, Logotex,
Littlebit, Micro Control,
Panatronic, PC Hai,
Rotronic,
Steg und Top D.
Notebook-Geschäft stark rückläufig
Interessant dabei: Das vor ein, zwei Jahren noch deutlich forcierte Notebook-Geschäft ist stark rückläufig. Gemäss Weissbuch ist der Anteil der von Assemblierern hergestellten Notebooks von 8 Prozent im 2005 auf noch gerade mal 5,5 Prozent im 2006 gesunken. Weiss: «Weil es im Notebook-Bereich zuwenig Raum für individuelle Eigenleistung gibt, planen einige bereits wieder den Ausstieg.»
Dieser Trend zeigt sich auch bei den von Weiss erhobenen Umsatzzahlen: Während von 2005 auf 2006 bei den Destkop-Rechnern der Umsatz von 213 auf 188 Mio. Franken oder rund 12 Prozent sank, brach im Mobil-Bereich der Umsatz von 103 auf gerade mal noch 63 Mio. Franken ein. Das entspricht einem Minus von über 39 Prozent. Einzig Im Server-Umfeld konnte der Markt von 2005 auf 2006 laut Weiss umsatzmässig wachsen, und zwar von 65 auf 70 Mio. Franken. Somit schrumpfte der Gesamtmarkt für Schweizer Rechner (Desktops, Notebooks und Server) von 382 auf 320 Mio. Franken.
Flexibilität entscheidend
Darüber, ob die Schweizer Unternehmen hierzulande ansässige Assemblierer brauchen, sind sich die etablierten Anbieter selbstverständlich einig, wenn man auch bedauert, dass der Markt von Jahr zu Jahr schwieriger wird, insbesondere für kleinere Anbieter. Roland
Brack, Inhaber von Brack Electronics, meint: «Assemblierer können Anforderungen und Märkte abdecken, die mit Standard-PCs nicht möglich sind.» Assembling sei vor allem sinnvoll für PCs mit besonderen Anforderungen (besonders leise, besonders schnell, etwa für Gaming, besonders hübsch, z.B. fürs Wohnzimmer).
«Der Assemblierer-Markt hat absolut seine Berechtigung, da die Assemblierer viel flexibler sind und schneller auf Kundenwünsche eingehen können», sagt Peter Bachmann, Leiter Roline Professional Computing
Rotronic. Zudem bleibe die Wertschöpfung in der Schweiz und schaffe Arbeitsplätze. Etwas pragmatischer sieht man es bei Jet IT: «Der Schweizer Assemblierer-Markt gerät aufgrund der Preisagressivität und der Marketingmacht der A-Brand-Hersteller zunehmend und noch stärker als in der Vergangenheit unter Druck. Trotz vielfältig kommunizierter Unterstützungs-Programme der Hersteller
Intel und
Microsoft ist ein direkter Support, der sich auch in Absatzzahlen zeigt, nicht spürbar», sagt General Manager Simona Maier zu IT Reseller.
Einkauf und Lagerhaltung
Die grössten Herausforderungen scheinen nach wie vor und verstärkt in der Beschaffung der Lagerhaltung zu bestehen. Bachmann: «Für uns sind Einkauf und Lagerhalterung die grösste Herausforderung. Hier spielen der Dollarkurs und die Preisentwicklung der Komponenten eine sehr grosse Rolle.» Bachmann verweist in diesem Zusammenhang auf die Memory-Produkte, deren Preise in den letzten sechs Monaten fast 60 Prozent zusammengebrochen seien. Das sieht man auch bei Jet IT so. Maier: «Um einen gewisssen Aufmerksamkeitsgrad bei Barebone- und Komponenten-Herstellern zu erzielen, ist die Bestellgrösse entscheidend.»
Was taugt das Mobile-Geschäft?
Für Bachmann sind Intels Bemühungen mit Notebook-Barebones signifikant für das Angebot von
Rotronic: «Intel standardisiert die Barebone-Spezifikationen und übernimmt das RMA-Prozedere. Das alles macht es für uns einfacher, mit Barebones im Mobile-Bereich erfolgreich zu sein, weil wir mit für uns tauglichen Stückzahlen und Prozessen arbeiten können.» Dass der Notebook-Markt für Assemblierer dennoch rückläufig ist, liege daran, weil man bei PCs viel mehr Differenzierungsmöglichkeiten habe als mit Notebooks, wo die Komponenten bereits grösstenteils vorgegeben sind.
Vista ein Thema?
Belebt das neue Microsoft-Betriebssystem Windows Vista den Markt? «Speziell durch Vista ist die Komplexität der Installation nochmals angestiegen», sagt
Brack, und fügt an: «dies dürfte die kritische Masse noch einmal nach oben verschieben.» Bei Jet spürt man wenig von Vista: «Eine erhöhte Nachfrage nach Windows Vista können wir nur schleppend bestätigen. Die Vorteile des Assemblierers liegen ganz klar in der noch gegebenen flexiblen Auswahl des Betriebssystems», sagt Maier. So würden bei Jet heute noch mehrheitlich XP-Systeme nachgefragt, insbesondere, wenn Systeme in bestehende IT-Installationen integriert werden müssen.
Rotronic hingegen liefert seit Anfang April alle PCs mit Vista-Lizenzen aus. Jedoch hat der Kunde die Möglichkeit, bei der Bestellung einen Downgrade auf Windows XP zu machen.
Insgesamt zufrieden
Alles in allem scheint sich das Geschäft dennoch zu rechnen. Bei Jet IT, wo sich das Server-Geschäft in der Aufbauphase befindet, konstatiert man einen gleichbleibenden Absatz im PC-Bereich und eine Steigerung bei Notebooks.
Rotronic konnte 2006 die Stückzahlen steigern und im Jahr 2007 sehe es nach den ersten sechs Monaten so aus, dass wiederum in allen Bereichen mehr Stückzahlen abgesetzt werden können.
Brack macht zwar keine Aussagen über die eigenen Absatzzahlen, geht aber davon aus, «dass der Markt etwa stabil bleibt, da es immer Kunden mit besonderen Wünschen gibt.» (mh)