Das Institut für Computersysteme der ETH Zürich hat mit den diesjährigen Digital Art Weeks (DAW) gezeigt, wie fruchtbar die Wechselwirkung zwischen Kunst und Technologie sein kann. In Zürich haben vom 10. bis 14. Juli 2007 Symposium-Veranstaltungen und verschiedene Kunstevents stattgefunden. Wer von Computertechnologie spricht und spontan an Hightech, Wissenschaft und Industrie denkt, wurde eines Besseren belehrt. Der Co-Organisator Stefan Müller Arisona und sein Kollege und Art-Director Art Clay zeichneten sich für die dritte Austragung der DAW verantwortlich.
Digitale Umweltverschmutzung «live»
«Die Beziehung zwischen Computerwissenschaft und Kunst ist vielleicht weniger bekannt, aber deshalb nicht weniger interessant», sagte Jürg Gutknecht vom Departement Informatik. Zum einen sei Softwareentwicklung eine «konstruktive Kunst», zum anderen liessen sich dank der Computerwissenschaft neue «Werkzeuge» zum Umsetzen künstlerischer Ideen bereitstellen. Den Umgang mit diesen Werkzeugen war dann auch gleich ein gefundenes Fressen für den gerne sein «Bad-Boy»-Image kultivierenden Kritiker Joseph Weizenbaum. Der 1923 in Berlin geborene ELIZA-Erfinder (1966) und emeritierte MIT-Professor eröffnete das Symposium als Ehrengast. Der deutsch-amerikanische Informatiker zählt seit seinem Kultbuch «Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft» zu den prominentesten Computer- und Medienkritikern unserer Zeit. Weizenbaum sprach von der «Cabled Madness» (und digitalen Umweltverschmutzung), mit der sich die DAW 07 wissenschaftlich und künstlerisch auseinandersetzten. Unter «Cabled Madness» versteht er seine Kritik an einer Gesellschaft, die verrückt sein muss, wenn sie Technologien wie das Star-Wars-Raketenabwehrsystem entwickelt. «Wissenschaft und Technologie sind nicht wertfrei, sondern übernehmen die Werte der Gesellschaft, aus der sie entstehen. Kranke Gesellschaften produzieren kranke Ideen und die dazugehörigen Geräte.»
Die DAW 07 kombinierten neueste Forschungsergebnisse und die Präsentation ausgewählter Kunstprojekte, um das Zusammengehen von Kunst und Wissenschaft sicht- und greifbar zu machen. Das Symposium griff aktuelle Themen auf wie «Blogging» und «Digital Puppetry» auf. Künstler und Wissenschaftler diskutierten über Grenzen und Möglichkeiten der Computerwissenschaften. Performances und Installationen im Cabaret Voltaire und im Walcheturm zeigen, wie die Kunst die Themen des Symposiums aufgreift. (mro)