Portable Beamer mit USB-Anschluss sind heute im Trend platzsparend reisen und alles dabei haben. Der Computer fällt weg. In der technischen Entwicklung der Bildwiedergabe zeigt sich ein Duell zwischen DLP (Digital Light Processing) und LCD (Liquid Crystal Display). «Derzeit gibt es drei dominante Technologien, aber nur LCD und DLP sind verbreitet», sagt Carlo Cuciniello, Key Account Manager und Marketing-Verantwortlicher von Pixelsystems. LcOS (Liquid crystal on silicon) biete eine sehr gute Bild-Qualität, allerdings zu einem teuren Preis.
IT-Branche setzte früh auf DLP
«DLP hat weltweit die Oberhand aus mehreren Gründen», erklärt Cuciniello, «die Preise sinken und DLP-Entwickler Texas Instruments hat die Technik mit grossem Marketing-Effort gepusht und mehr Hersteller gewonnen.» Vor allem die IT-Branche habe sehr früh auf DLP-Technologie gesetzt, deshalb hat sie sich früh verbreitet. «Die Anwendungen von Beamern zielen immer mehr Richtung IT und fliessen auch in den CE-Bereich ein.» Cuciniello nennt IT-Firmen wie
Benq und
Acer, die mit DLP auch im Heimbereich dabei sind.
Ringo Meleri, Video-Abteilungsleiter von
Telion sieht den Trend bei Widescreen-Formaten, Beamern mit 2000-3000 Ansi-Lumen Helligkeit und XGA-Auflösung (1024?x?768 Pixel). «XGA hält vermehrt auch im Low-End-Bereich Einzug und ist heute das mindeste.» Dies bestätigt auch Epsons Branch Office Manager Hardy Nitsche: «Heutzutage wird von den Kunden fast ausschliesslich XGA als Minimalauflösung verlangt; darunter finden sie kaum noch Abnehmer.» Meleri erhofft sich im steigenden Anteil von Widescreen-Notebooks den vermehrten Umsteig auf Widescreen-Beamer, um die Ausgabe (wie beispielsweise von Präsentationen) ohne Mühe darstellen zu können.
Grosse Widescreen-Displays im Trend
Fabrizio Raffa, Head of
Samsung Division bei Also, beziffert den Anteil von verkauften Widescreen-Displays im Businessbereich auf rund einem Drittel – Tendenz steigend. «Etwa 50 bis 60 Prozent des Verkaufsanteils sind 19-Zoll Bildschirmgrössen, je 10 bis 20 Prozent teilen sich 22- und 24-Zoll auf; der Rest verteilt sich querbeet.»
Über die wichtigsten Eigenschaften von Projektoren des Business-Sektors sind sich die Fachmänner relativ einig. Für Cuciniello müssen sie hell sein und bei Graphiken gute Farben darstellen können, was seltsamerweise bei DLP nicht der Fall sei. Anschluss mit DVI (Digital Visual Interface) ist ein Muss. «Das Gewicht sollte leicht und die Grösse portabel sein.» Meleri erklärt die Lichtleistung zum wichtigsten, sowie Lautstärke, Anschlüsse und Gewicht, erst dann Lebensdauer der Lampen, Grösse und Auflösung.
Der Preis sinkt weiterhin konstant
«Die Preise werden ganz bestimmt noch sinken, heute haben wir bei Projektoren allerdings einen Bereich erreicht, in dem nicht mehr viel möglich ist», sagt Cuciniello. «2000 Franken für einen Beamer mit 2200 Ansi-Lumen und XGA-Auflösung sind schon sehr tief da geht nicht mehr viel. Die Prozent-Margen fallen und leider auch die Franken-Margen.»
«Teurere Geräte bleiben im Preis konstanter», sagt Meleri. «Die kommenden Produkte werden besonders das untere Preissegment bedienen und grosse Stückzahlen aufweisen.» Mit der grösseren Masse werde tendenziell auch der Preis fallen. «Die Preise gehen talwärts», bestätigt auch Raffa. «Sowohl über neue Modelle bei bestehenden Grössen, als auch mit neuen 32- bis 46- und auch 52-Zoll Grossbildschirmen.»
«Der Markt wird sich bereinigen»
Die Konsequenzen der Preis-Entwicklung werden spürbar sein für alle. Neue Wege sind gefordert. «Ein Weg sind vereinfachte Lieferanten-Pakete mit weniger Modell-Varianten, um der kleineren Franken-Marge mit weniger Kosten zu begegnen», sagt Meleri. «Weitere Möglichkeiten sind Aktionen, um mehr Volumen zu verkaufen.» Gleiches bei Pixelsystems, so Cuciniello: «Es wirkt sich auf die Kommunikation und Werbung aus, auch sind einige Hersteller nicht so gut aufgestellt, beispielsweise zieht sich
HP zurück. Ich rechne mit einer weiteren Marktbereinigung.», sagt Cuciniello. «Zwangsläufig wechseln auch die Verkaufskanäle, da der IT-Handel besser mit tiefen Margen umgehen kann.»
Mehr Dienstleistungen zum Ausweg
Als Ausweg werde man ein Plus bei Dienstleistungen sehen. Pixelsystems wird vermehrt auch Flachbildschirme anbieten, um von den dort höheren Margen als bei Projektoren zu profitieren. Die Firma aus Zumikon hat einen Webshop eingerichtet mit 5000 Ersatzlampen von 130 Marken, davon seien 3500 permanent an Lager. «Bei Ersatzlampen ist das Preisniveau stabil. Zusätzliche Dienstleistungen sind auch Steuersysteme für Displays, die beispielsweise im öffentlichen Raum stehen, um dort Werbung und Informationen einzuspeisen.»
Ein negativer Effekt des Preiszerfalls in Zusammenhang mit möglicherweise erhöhten Ausfallquoten lässt sich nicht ausmachen. Laut Meleri sind bei
Telion erhöhte Ausfälle unbekannt. Auch Hardy Nitsche, Epson Branch Office Manager, sagt, dass die Ausfallquote der letzten Jahre sehr tief liege und sich kaum verändert habe: «schätzungsweise weit unter einem Prozent».
Mehr Displays für Videokonferenzen
In Zukunft werden vermehrt auch Bildschirme mit eingebauten Webkameras kommen, zeigt sich Raffa überrascht, was den Trend zu Videokonferenzen aber begünstigt. Dieser Trend hat den Beamern eine wichtige Rolle zugespielt, wie Cuciniello erklärt. «Die letzten sechs bis sieben Jahre dominierten die Projektoren den wachsenden Markt für Videokonferenzen», sagt Cuciniello. Das werde in den nächsten zwei bis drei Jahren auch so bleiben: «Seit den 42-Zoll-Grössen sind aber zunehmend auch Flachbildschirme gefragt. Der Absatz stagniert aber und ist momentan leicht rückläufig.»
Laut Cuciniello werden Flatscreens als elegante Lösung im Konferenzraum angebracht, wo Prestige mehr als Praktik zählt. Meleri stimmt dem zu: «Mehr Videokonferenzen wirken sich positiv auf den Absatz aus und betreffen eher Projektoren.» Der Trend tendiere momentan eher zu Displays, da sie einfacher im Raum zu integrieren seien. Auch auf den Absatz von Zubehör wirke sich der Trend positiv aus, so Meleri. «Die Verkäufe von Halterungen sind konstant steigend in allen Bereichen, besonders im Bereich POI mit Flachbildschirmen.»
Weihnachten sind eher für Private
«Die Trends des diesjährigen Weihnachtsgeschäfts sind vor allem im Sektor Privatanwender angesiedelt», sagt Cuciniello, besonders bei hohen Auflösungen in Full-HD. Die Preise für entsprechende Beamer würden bei etwa 4000 bis 10’000 Franken landen. Auch im Business-Bereich rechnet er mit 30 Prozent Umsatzsteigerung im letzten Quartal.
Bei
Telion ist man da anderer Meinung: «Wir erwarten wenig. Das Weihnachtsgeschäft existiert nicht im Business-Bereich, höchstens bei Firmen, die ihre Budgets gegen Ende Jahr noch aufbrauchen. Das zieht sich aber antizyklisch konstant über das ganze Jahr hin. Zyklisch sind einzig die Schulen im Mai und Juni.»
Dürftige Erwartungen der Euro 08
Der Einfluss der Euro 08 auf das Business-Geschäft ist laut Meleri «mässig» und beträfe eher teure Beamer. «Wir erwarten eigentlich nichts von der Euro 08. Viele haben ihre Geräte bereits zur WM 06 angeschafft und die sind noch nicht amortisiert. Höchstens Event-Firmen könnten eventuell aufrüsten, das wäre aber auftragsabhängig und beträfe bessere Technik wie höhere Auflösungen und hellere Modelle.»
Cuciniello von Pixelsystems ist da optimistischer: «Ich bin ziemlich gespannt, was die Euro 08 bringen wird. Im Verlaufe der Euro 04 in Portugal verkauften wir viele Projektoren. Dasselbe wurde für die WM 06 erwartet, dem war dann allerdings nicht so. Für die Euro 08 schätzen wir deshalb mit einem Nachhol- und Ersatzbedarf, eventuell mit einer Wechselbereitschaft gekoppelt, die durch tiefere Preise angeregt werden – dies beträfe dann aber eher die Flachbildschirme. (mro)
Künftige Technologien
Die Preise einst hochgespriesener Technologien sinken rapide mit der Einführung neuer Umsatzbringer. Schon auf nächstes Jahr kommen SED-Flatscreens von Erfinder
Canon und
Toshiba. Sie bietet den höchsten Kontrast mit 50’000:1, wenig Stromverbrauch und funktioniert wie ein Flacher CRT, mittels Elektronenstrahl und Phosphor. Bereits erhältlich und vermehrt eingebaut wird LED-Technik. Sie ist vielseitig einsetzbar und ersetzt beispielsweise das Farbrad von DLP-Displays; es entfällt die Aufwärmzeit, und die Lebenserwartung ist hoch. LED erlaubt stärkere Schwarzwerte als die darin schwache LCD-Hintergrundbeleuchtung. Auch OLED bietet sehr hohen Kontrast bei sehr wenig Stromverbrauch, aber Farben können an Intensität verlieren, deshalb hat OLED eine geringe Lebenserwartung erst bei Handys drin. (mro)