Secude in Bedrängnis

Der Software- und ERM-Spezialist Secude hat grosse Mühe, hochqualifizierte IT-Experten zu finden. Auch interne Querelen machen der Firma zu schaffen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/01

     

Der Luzerner Software- und Enterprise-Risk-Management-(ERM-)Spezialist Secude leidet am Mangel an qualifizierten SAP-IT-Sicherheits-Experten. Secude, 1996 aus einer Partnerschaft zwischen SAP und dem Fraunhofer Institut entstanden, übernahm 2002 die ehemalige Ascom-Tochter ITsec und geriet Ende 2003 in finanzielle Schieflage. Die Luzerner wurden schliesslich vom Finanzinvestor IT-Sec Swiss refinanziert und mit Geld für die Expansion ausgestattet.

Keine Entwickler gefunden

Ziel war es, 2007 das Luzerner R&D (Research&Developing)-Team von 4 auf 17 Entwickler auszubauen. «Das ist nicht gelungen», sagt Secude-CEO Heiner Kromer. «Der hohe Grad der Spezialisierung und das anspruchsvolle Thema ERM im SAP-Umfeld bedingen sehr erfahrene Berater und Software-Ingenieure, der Markt für solche Experten ist in der Schweiz total ausgetrocknet.» Trotz intensiver Suche, habe man nur 6 neue Mitarbeiter gefunden, davon 4 aus den USA zu sehr hohen Kosten, wie Kromer zugibt. So wurde der fruchtlose Versuch, den R&D-Bereich auszubauen, gestoppt, der Bereich verkleinert, sprich es kam zu Entlassungen. Die Aufgaben wurden nach Deutschland und Asien verlegt, was zu Unmut im Unternehmen führte. Ehemalige Secude-Mitarbeiter sprechen von «Chaos und Trouble am Luzerner Hauptsitz», was Kromer vehement dementiert. Im Laufe des Jahres will er nun eine Schweizer Solution-Engineering-Gruppe aufbauen, die ERM-Lösungen für SAP-Kunden anbieten soll.

Auch Mangel an Consultern

Anfang 2007 ging zudem Secude Global Consulting, eine auf SAP-Sicherheitsfragen spezialisierte, global operierende Beratungsfirma, an den Start. Die Ambitionen waren gross: So wollte man mit 30 Experten starten, im dritten Quartal sollte die Firma 100 Berater zählen. Innerhalb eines Jahres ist es gerade einmal gelungen, hierzulande 12 neue Leute einzustellen. Nun will Kromer bis Ende 2008 das Team auf 30 Mitarbeiter aufstocken. Aber auch hier wird der Secude-Boss Probleme haben, das Soll erfüllen zu können. Er sucht zwar intensiv nach 20 Beratern, doch: «Bei unserem technisch hohen Niveau können wir kein Mittelmass einstellen.» Weltweit beschäftigt die Beratungs-Sparte unterdessen 51 Experten, bis Dezember 2008 sollen es 110 sein. «Das ist nicht einfach, auch am Weltmarkt wachsen Top-SAP-ERM-Berater nicht auf den Bäumen.» Kromer erhofft sich durch weltweite Expansion mehr Skalier­barkeit und Flexibilität. Vor allem der Ausbau in Indien und China soll dies ermöglichen. Allein im Reich der Mitte sind 50 R&D-Experten im Einsatz und eine Vertriebsorganisation steht vor dem Launch.

Schweizer Event-Team aufgelöst

Mit zunehmender Internationalisierung steige auch das Bedürfnis nach lokalem Marketing, sagt Kromer, der die Marketingaufgaben dezentralisiert hat und sich gezwungen sah, das Event-Management-Team in der Schweiz aufzulösen, wie es offiziell heisst. Hier soll es allerdings laut anonymer Informanten zu internen Querelen gekommen sein. Genau will man sich dazu von keiner Seite äussern. Arbeitnehmner und Arbeitgeber beschuldigen sich gegenseitig unrechtmässiger Entlassungen, Betrug und Sabotage seitens einzelner Mitarbeiter und Unfähigkeit des Event-Teams, geplante Kundenseminare auf die Beine zu stellen.

Dienstleistungen gesichert?

Bei all den Schwierigkeiten drängt sich die Frage auf, wie Kromer die Dienstleistungsqualität in der Schweiz gewährleisten respektive Neukunden gewinnen will. «Wenn ein Markt knapp an Leuten ist, müssen wir, um die Beratung stemmen zu können, die Leute eben weltweit hin- und herschieben, wie wir das jetzt schon tun», wiegelt er ab. Aufgaben, die man besser und kostengünstiger in anderen Ländern erfüllen könne, werde man auslagern. «Sollten wir die Experten für die Schweiz nicht finden, wird unser Wachstum langsamer sein oder wir importieren die Experten aus unseren ausländischen Filialen.» Auf jeden Fall werde man die Kundenbasis hierzulande voll unterstützen und ausbauen, verspricht Kromer. (sk)


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