Google-Hype und Handy-Stars

Die grösste Mobilfunkmesse hat ohne den Shootingstar Apple stattgefunden. Deshalb ernten andere die Lorbeeren, auch mit noch unfertigen Produkten.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/03

     

Die weltgrösste Handymesse hat sich gewandelt. Namentlich vom 3GSM zum Mobile World Congress, örtlich besinnt man sich auf die Anfänge und stellt nach zehn Jahren wieder in Barcelona aus. Handyhersteller, Mobilfunkanbieter und Softwarefirmen, alle waren sie da, um die neuesten Produkte und Dienste vorzustellen. Alle? Nein, der momentan von Telekomanbietern umworbenste Handyhersteller, Apple, blieb der Messe fern. Dabei drehte sich an der Messe vieles um das, was das iPhone verkörpert: Das Handy als Multifunktionsgerät, auch im Bereich Navigation, das Handy als Surfsta­tion, insbesondere im Breitband-Internetbereich, namentlich mit der neuen Technologie LTE.

Fertige und unfertige Stars

Durch die Abwesenheit von Apple gab es Platz für neue Stars. 18 Global Mobile Awards in 16 Kategorien wurden vergeben. Die bekanntesten Gewinner: Microsoft in der Kategorie «Best Mobile Enterprise Product» für das Betriebssystem Windows Mobile 6, Yahoo in der Kategorie «Best Mobile Infotainment Portal» mit Yahoo-Go for Mobile 2.0 und Sony Ericsson in der Kategorie «Best Mobile Handset» für das schlanke Walkmanhandy W910.
Der eigentliche Szene-Star war aber die schon im letzten November gross angekündigte Mobilplattform von Google, das Android OS. Im Gegensatz zu Apple will Google dabei mit möglichst vielen Partnern zusammenarbeiten, 30 haben ihre Bereitschaft dafür bereits angekündigt: Es sind Telekomanbieter, Softwarefirmen, Handy und Chiphersteller. Erste Prototypen von Hardware präsentierten dabei ARM, Marvell, NEC, Qualcomm, ST Microelectronics und Texas Instruments. Allerdings zeigte niemand ein marktreifes Google-Handy, die ersten Geräte werden auf Ende Jahr erwartet.
Grosses Interesse an Android machte auch die Dübendorfer Software­schmiede Esmertec aus: «Unsere WAP- und MMS-Applikationen sind auf immenses Interesse gestossen, obwohl wir sie nur auf einem Emulator vorführen konnten», sagt Pressesprecherin Gitte Jensen. Ihr Eindruck von der Messe sei sehr positiv, viel habe sich mit dem Namenswechsel sowieso nicht geändert.

Motorola versucht es nochmals

Zu den weiteren Neuigkeiten gehört Sony Ericssons Brand Xperia. Das erste Gerät in der Reihe ist das X1, ein Windows-Mobile-Smartphone mit einer her­ausschiebbaren QWERTZ-Tastatur und 3-Zoll-Touchscreen. Erscheinungstermin ist das zweite Halbjahr, Preise wurden keine bekanntgegeben. Zudem will Motorola mit neuen Telefonen und Einsparungen doch nochmals versuchen, seine schwächelnde Handysparte zu retten; zeitweise wollte man diese abstossen. Vodafone hingegen will seine im Businessbereich äusserst erfolgreichen Blackberrys für Privatanbieter anbieten und «last but not least» will der Fernwartungsspezialist Logmein eine Software anbieten, mit der Mobilfunkanbieter die Handys ihrer Kunden aus der Ferne steuern können. Nur zur Wartung, versteht sich. (Claudio De Boni)


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