Die Schweizer IT-Industrie brummt. Diese Tatsache bestätigen Umfragen und Unternehmensmeldungen der vergangenen Monate zuhauf. Dass in dieser Hochblüte Schweizer IT-Firmen expandieren, wenn es die Umstände erlauben, verwundert deshalb nicht. Einige Unternehmen haben in der kürzlichen Vergangenheit ihre regionale Präsenz erweitert. So eröffnete zum Beispiel
Steffen Informatik kürzlich in Liestal bei Basel ihre dritte Niederlassung, nachdem das Unternehmen jahrelang «nur» im aargauischen Spreitenbach und in Thun ansässig war. Und die Zürcher AWK Group, die bisher ihre Tätigkeit lediglich von Zürich aus bewältigte und mittlerweile 100 Mitarbeitende beschäftigt, expandierte 22 Jahre nach der Firmengründung nach Bern.
Expansionsschritte über die Grenze
Die Expansion auf Schweizer Boden ist erfreulich. Für mehr Aufsehen sorgten letzte Woche allerdings zwei Expansionsschritte von Schweizer IT-Firmen ins europäische Ausland: Die noch kleine Sicherheits-Firma Oneconsult eröffnet im französischen Lyon ihre dritte Auslandpräsenz, nachdem das Unternehmen bereits in Neu-Ulm und Wien präsent ist.
Oneconsult-CEO Christoph Baumgartner sagt, man wage den Schritt nach Europa aus strategischen Gründen: «Selbstverständlich bedeutet die Expansion nach Deutschland und Frankreich auch ein Risiko und ein Team von der Grösse von 16 Mitarbeitenden wäre sicher an einem Standort einfacher zu führen, aber wir wollen den Folgen der kommenden EU-Osterweiterung entgegentreten.»
Baumgartner, dessen Firma auf technische Audits spezialisiert ist, arbeitet meistens mit virtuellen Teams in Kundenprojekten und ist der Überzeugung, dass eine Vor-Ort-Präsenz ein gewichtiger Vorteil für sein Geschäft bedeutet. «Was sich in Bern gezeigt hat, gilt auch für Lyon. Allein die Meldung, dass wir in der zweitgrössten französischen Stadt präsent sind, hat zu einer erhöhten Aufmerksamkeit von Kundenseite her geführt.
Als weiteres Beispiel einer Security-Firma, die ins Ausland expandiert, könnte aktuell Infoguard genannt werden. Das zur Crypto-Gruppe gehörende Unternehmen ist bereits in Deutschland und Grossbritannien präsent und hat letzte Woche vermeldet, die Aktivitäten im Nahen Osten ausbauen zu wollen (s. Szene).
Webdienstleister Unic in Amsterdam
Und Unic Internet Solutions, einer der grössten Schweizer Internet-Dienstleister, setzte einen Fuss in die niederländische Hauptstadt Amsterdam. Dort fokussiert sich ein vorerst vierköpfiges Team unter der Leitung von Jonathan Möller um Projekte in den Bereichen Product Information Management und E-Commerce. Unic hat bereits Projekte für Kunden wie den Baumarkt-Riesen Hornbach und den US-Baumaschinenhersteller Bobcat in Arbeit, die vor Ort umgesetzt werden.
Software-Hersteller wie
Hybris, für den Unic PIM-Projekte als Partner umsetzt, könnten zwar rasch internationale Präsenz aufbauen, seien aber auf Partner für die Implementierung ihrer Lösungen angewiesen, sagten Unic-Verantwortliche gegenüber Inside-channels.ch. Die Software-Partner würden Unic die Leads bringen. Unic wolle aber das Geschäft in Holland «sehr vorsichtig angehen und auf bestehendem Geschäft aufbauen». (Markus Häfliger)