Die steigende Nachfrage und ein Fabrikbrand sind bereits genug, um die grossen Notebook-Hersteller aus dem Konzept zu werfen. Ein verheerender Brand in einer südkoreanischen Batteriefabrik von LG Chem bringt besonders die Notebook-Hersteller
HP und
Dell in Bedrängnis, aber auch viele andere. Rund 13,5 Mio. Batterien pro Monat werden bei LG Chem in Ochang nahe Seoul produziert. Das Tochterunternehmen von LG ist der zweitgrösste Batterienhersteller in Südkorea. Seit dem Brand vom 3. März steht die Fabrik still; dies wird laut LG Chem zwei bis drei Monate so bleiben.
HP und Dell sind im Zugzwang
Die Batterien-Vorräte der grossen Notebook-Hersteller werden knapp.
Dell hat als weltweit drittgrösster Notebook-Hersteller bereits gewarnt, dass ihre Preise für Zusatz-Akkus steigen. Auch
HP als die Nummer 1 im Notebook-Markt steht unter Druck und sucht nach zusätzlichen Batterien an andern Zulieferorten. Batteriefabriken werden auch von
Sony,
Samsung und
Panasonic geführt.
Besser ist
Acer vorbereitet: «Wir sind bei den Zulieferern genug breit aufgestellt, dass uns der Brand einer einzelnen Batteriefabrik keine Probleme bereitet», sagt Acers Vice-President Walter Deppeler gegenüber IT Reseller. «Ich schätze, dass sich der Brand auf den Gesamtmarkt im zweiten Quartal auswirkt, besonders auf die Mitbewerber», so Deppeler. Für
Toshiba sieht Country Manager Levent Kaygusuz keine Probleme: «Wir sind kein grosser Abnehmer von LG Chem. Der Brand bei Panasonic im Oktober 2007 hatte uns schwerer getroffen.» Besonders hart trifft das Feuer Asustek Computer mit dem ohnehin schwer verfügbaren Verkaufsschlager
Asus Eee-PC. Laut Asustek sind 40 Prozent der gesamten Auslieferungen des zweiten Quartals betroffen. Das Billig-Notebook Eee-PC ging seit Markteinführung Ende 2007 millionenfach über die Ladentische und sorgt bisher in der Schweiz - trotz ausstehender Markteinführung - für klingelnde Kassen der importierenden Händler wie Digitec und dem RedIT-Shop.
Auch kleine Hersteller betroffen
Auch lokale PC-Hersteller spüren die Auswirkungen. «Nur eine Linie im Sortiment ist von der aktuellen Batterienknappheit betroffen», sagt Jet Computers Produkt-Manager für Notebooks Michael Stephan. «Wir haben jedoch genaue Prognosen und können dank direkter Kontakte zu den Herstellern weiterhin gute Verfügbarkeit garantieren», erklärt er. «War die Lieferfrist vorher vier Wochen, dauert sie heute acht Wochen», sagt Alessandro Micera, CEO des System Business von
Littlebit. Er sieht die Situation ähnlich wie Stephan: «Die Knappheit betrifft nur Volumenprodukte, die in Zukunft von leichten Verzögerungen betroffen sind. Genau lässt sich das aber noch nicht vorhersagen.»
Littlebit hat für Lieferschwierigkeiten von Zulieferer bereits vorgesorgt. «Wir arbeiten neu seit Mitte Februar mit einem Lager und sind somit vorbereitet - zumindest für eine gewisse Zeit; vorher ging alles über Bestellung», sagt Micera. Littlebit wurde im umsatzstarken vierten Quartal mit einem Mangel an Komponenten konfrontiert. «Das war natürlich verheerend für unser Geschäft, deshalb wurde die Zulieferlogistik sofort umgestellt.» Micera schätzt, dass sich die mangelnde Bestellsituation von Notebook-Batterien bis Mai oder Juni hinzieht und sich der Markt erst im August nach der Sommerpause normalisiert.
Preise könnten leicht steigen
«Derzeit sind wir als Händler aber nicht betroffen», sagt André Ihnenfeld von
Steg Computer. Zwar gehen einige besonders pfiffige Zwischenhändler mit den Batterie-Preisen nach oben, die grossen Notebook-Hersteller kaufen aber direkt ab Fabrik. «Die Batterien haben sowieso eine Riesenmarge drauf», sagt Ihnenfeld. Bei 20 bis 40 Dollar Herstellungskosten werden dem Endkunden 200 bis 300 Dollar abgeknöpft. Der tiefe Dollarkurs würde die Preisanstiege ausgleichen. (Marco Rohner)