Die Zusammenlegung soll keine Kündigungen oder Abgänge zur Folge haben. Stimmt das immer noch?
Osterwalder: Ja. Normalerweise werden vor allem in der Administration Jobs zusammengelegt. Unsere Marketing- und Verkaufsabteilungen ergänzen sich aber hervorragend. Wenn etwas überflüssig wird, dann ist das am ehesten mein Jobtitel. Allerdings bin ich in den kommenden Jahren gut beschäftigt. (lacht)
Womit denn? Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen?
Osterwalder: Nun, wir müssen uns überlegen, wie wir uns positionieren, wie die Partnerprogramme langfristig aussehen, wohin wir bezüglich technischer Entwicklungen gehen, wo wir wachsen können. Das braucht einiges an Planung.
Phion hat angekündigt, Visonys-Partner nicht unter Druck zu setzen, Phion-Produkte zu verkaufen. Können Sie das einhalten?
Alge: Ja, jeder behält seine Partner. Allerdings sind wir der Meinung, dass die Konvergenz auch im IT-Sicherheitsbereich weiter voranschreitet und dass in zwei bis drei Jahren Web-Applikations-Sicherheit und Netzwerk-Sicherheit untrennbar sein werden. Wir haben schon vor dem Zusammenschluss Hinweise von unseren Partnern erhalten, die uns darauf aufmerksam machten, dass eine Partnerschaft mit Visonys von ihrer Seite wünschenswert wäre. Diese können wir nun anbieten.
Osterwalder: Wir wollen und können gar keinen Druck auf unsere Partner ausüben, dafür sind sie viel zu wichtig für uns. Allerdings werden wir unser Markenportfolio aufräumen: Die Marke Visonys verschwindet.
Was heisst das genau? Was geschieht mit Airlock?
Osterwalder: Airlock wird wie bisher weiterentwickelt, neu aber unter dem Namen «Phion Airlock». Wir werden Ende Oktober an der «Systems» in München diesen Schritt offiziell bekannt geben. Einige unserer Partner haben die News schon erfahren.
Was sind die Gründe für den schnellen Namenswechsel?
Alge: Es geht ausschliesslich ums Branding und nicht darum, Visonys zu österreichisieren oder sowas. Im Gegenteil:
Phion wird schweizerisch. Denn der schnelle Markenwechsel wurde vor allem von Visonys forciert.
Osterwalder: Er bringt allen nur Vorteile. In unserem Heimmarkt, also in der Schweiz, insbesondere im Bankensektor, ist der Wechsel schnell kommuniziert. In einigen Wachstumsmärkten ist Phion aber schon viel bekannter als Visonys. Das heisst: Nach der Namensänderung stehen für uns viele neue Türen weit offen.
Wo sehen Sie die grössten Wachstumsmärkte?
Osterwalder: Sicher in den Heimmärkten Schweiz, Österreich und vor allem in Deutschland. Aber auch in Italien, England und den Beneluxländern. Phion ist zudem im mittleren Osten, Beispiel Dubai, sehr stark vertreten. Da wollen wir auch hin. Und ich bin sicher, dass das klappt.
Laufen Sie da nicht Gefahr, durch die Internationalisierung den Local-Bonus zu verprassen?
Alge: Unsere Erfahrungen lernen uns etwas anderes. Zum Beispiel sind Banken oder Polizei in Dubai offensichtlich froh, eine Alternative zu amerikanischen Anbietern zu haben. Zudem expandieren wir vorsichtig. Der deutschsprachige Raum bleibt das Zentrum.
Osterwalder: Die Expansion muss sehr vorsichtig und mit ausgewählt guten Partnern geschehen. Gerade Web-Application-Security ist ein Spezialgebiet, das viel Fachwissen voraussetzt. Das macht das Geschäft wiederum für unsere Partner interessant.
Wie wird Airlock unter dem Namen
Phion weiterentwickelt?
Osterwalder: Im Update für die Version 4.1 bieten wir erstmals «Secure Active Sync» an. Damit wird Active Sync für Unternehmen richtig interessant. Der Fokus bei Version 4.2 wird eine komplett neue Administrationsoberfläche sein, welche die Erfahrungen im Bereich Web-Application-Firewall und Web-Entry-Server der letzten Jahre verwendet, um die Konfiguration und den Betrieb noch einfacher und besser zu gestalten. (Interview Claudio De Boni)