Mit der Gründung des Notebook-Herstellers Dreamcom hat sich Janis Widmer einen Traum erfüllt. Gerade mal 19 Jahre alt war der Bündner als er sich 1999 mit dem Import von Produkten des japanischen Herstellers
NEC selbständig machte. Doch so richtig Freude hatte er an dieser Arbeit nicht: «Der Schweizer Markt ist für internationale Konzerne wie NEC einfach zu unwichtig», so Widmer. Diese verstünden die speziellen Bedürfnisse des kleinen und obendrein dreisprachigen Marktes kaum. Oft kam es zu Lieferproblemen und Geld für Marketingaktivitäten gab es nicht. Als 2004 dann die Anfrage eines Kunden einging, 3000 Notebooks zu assemblieren, packte er die Gelegenheit beim Schopf, kaufte Komponenten und fertige Barebones und begann, selber Notebooks zusammenzuschrauben.
«Das Problem dabei ist, dass man sich nicht von den grossen Brands unterscheiden kann», erklärt Widmer. «Da entscheidet nur der Preis.» Klar, dass eine kleine Firma aus Chur diesen Kampf nur verlieren kann.
Ergonomie als Erfolgsfaktor
Widmers Traum war es, selbst ein Notebook zu entwickeln und beim Design der Barebones mitzureden. Die Idee: Das Notebook von Dreamcom verfügt über einen höhenverstellbaren Bildschirm. So können auch Leute ohne festen Arbeitsplatz aufrecht sitzend arbeiten, ohne auf die Vorteile eines mobilen Gerätes verzichten zu müssen. An der Entwicklung der ersten Serie «Dreamcom 10» waren die amerikanische Firma Frog Design und der OEM-Hersteller Wistron beteiligt. Rund 50 chinesische Ingenieure arbeiteten während 18 Monaten am Prototypen, dessen mechanische Komponenten Widmer patentieren liess.
Auch die im Lieferumfang enthaltene Dockingstation trägt ihren Teil dazu bei, dass der Rechner getrost als Schweizer Taschenmesser unter den mobilen Computern bezeichnet werden kann. Sie verfügt über Slots für zwei Festplatten, auf denen sich zusätzliche Daten speichern lassen oder sich die Festplatte des Notebooks spiegeln lässt. Auch ein zusätzlicher Akku kann darin aufgeladen werden, was bei einer Batterielaufzeit von drei Stunden im Vollbetrieb durchaus notwendig ist. Für Präsentationen und zur Arbeit mit einer externen Tastatur lässt sich die Dockingstation so verstellen, dass das Gerät wie ein umgekehrtes Y aufgestellt werden kann.
Negativpunkt ist sicher das Gewicht: Mit fast 3,5 Kilogramm ist das Gerät nicht eben leicht. «Es war auch nicht ganz einfach, das Gewicht so zu verteilen, dass das Notebook bei ausgefahrenem Bildschirm nicht nach hinten kippt», gibt Widmer zu.
Erst Deutschland, jetzt die Schweiz
Dennoch: In Deutschland gelang der Markteintritt, welcher pünktlich zur diesjährigen Cebit erfolgte. Man habe in den ersten drei Monaten bereits Stückzahlen im dreistelligen Bereich ausliefern können, so Widmer. Mit
Tech Data und Extra Computer haben zudem zwei renommierte Distributoren die Produkte der Schweizer in ihr Sortiment aufgenommen und auch die vier grössten Systemintegratoren bieten die Rechner von Dreamcom an.
Jetzt will Widmer auch den hiesigen Markt erobern und sucht nach Distributoren und Systemhäusern die sein Produkt vertreiben wollen. Derzeit ist das Notebook in der Schweiz nur über den Online-Shop von Dreamcom zu Preisen zwischen 2499 und 3499 inklusive Dockingstation verfügbar. (Markus Gross)