Aus die Maus

Die Systems ist nicht mehr. Mit 1061 Ausstellern und 39'000 Besuchern hat sich die IT-Messe per 2009 aus den Event-Kalendern verabschiedet.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/19

     

Die Ausgabe 2008 der ältesten IT-Messe Deutschlands war definitiv die letzte, und das, obwohl die Systems 2008 mit 1061 Ausstellern und 39’000 Besuchern ihr Ziel weitgehend erreicht hat. 2007 zählte die Messe noch 1106 Aussteller und 42’000 Besucher. Die begleitenden Kongresse, Konferenzen und Firmen-Events konnten mit 4000 Teilnehmern gar eine Rekord-Beteiligung verzeichnen. Trotzdem geben die Verantwortlichen auf. Bereits zu Halbzeit liess Messechef Klaus ­Dittrich die Katze aus dem Sack: Im 40. Jahr ihres mehr oder weniger mühseligen Bestehens kapituliert die Mini-Cebit vor schwindenden Besucher- und Ausstellerzahlen und wird durch eine Ersatzveranstaltung abgelöst, deren Name und Konzept allerdings noch nicht so recht festzustehen scheint. Der Themenbereich «IT-Security» soll zudem zur umfassenden Sicherheits-Messe mit «internationaler Ausstrahlung» ausgebaut werden und erstmals im Sommer 2009 stattfinden.

Neue Messe, neues Glück?

Viel war bei der Präsentation die Rede von Interaktivität, Foren, Bloggern und sogar von Freizeit- und Unterhaltungselektronik. Daneben will man, so Dittrich: «den Dialog zwischen Business und IT in den Vordergrund rücken.» Im Klartext soll das wohl auch heissen: Noch mehr Firmenveranstaltungen und bezahlte Events. In fünf bis sechs Jahren will Dittrich mit dieser neuen, noch namenlosen Messe fünf bis sechs Hallen füllen - also genauso viele wie jetzt - und 50’000 bis 60’000 Besucher zählen. Unter dem Strich bleibt das Konzept für ein «völlig neues ITK-Event», wie er es verkündete, doch recht wolkig. Dittrich dazu: «Es ist Zeit für Neues. Zeit, dem ITK-Markt innovative und flexible Plattformen für Vertrieb, Marketing und Kommunikation zu bieten.» Einzelheiten werden per Ende November erwartet.

Kritik am Veranstalter

Obwohl das Ende angesichts menschenleerer Hallen am Eröffnungstag mit Ansage kam, zeigen sich viele Aussteller enttäuscht. Insbesondere die mangelnde kommunikative Feinfühligkeit der Messeleitung stösst vielen sauer auf. «Ein schwerer Kommunikationsfehler, eine Lachnummer», sagt beispielsweise Martin Riederer vom Unternehmens-Software-Hersteller Abacus. Der auf betriebswirtschaftliche Anwendungen spezialisierte Anbieter aus St. Gallen stellte zum ersten und nun also auch letzten Mal auf der Münchener Messe aus, mit «sehr guten Erstkontakten», wie er sich eigentlich freut. Deutschland liegt besonders im Fokus seiner Firma, doch über das mögliche Konzept der avisierten Nachfolgeveranstaltung äussert er sich skeptisch: «Eine reine Konferenz-Messe bringt es nicht.» Und auch das Gerücht, dass im nächsten Jahr nach amerikanischem Muster vielleicht nur noch Einheitsstände zugelassen werden sollen, schreckt ihn von einer Teilnahme eher ab.

Security-Halle erfolgreich

Insgesamt hat sich diesmal ein Dutzend Schweizer Unternehmen auf der Messe präsentiert, der grösste Anteil davon in der Security-Halle B3, der stets am besten laufenden Halle. Helga Schlaeppi von Sotec, einem Anbieter von Backup- und Disaster-Recovery-Lösungen (Storagecraft), findet daher erst recht, die Messe sei gut gelaufen. «Wir hatten viele gute Kontakte», so Schlaeppi, und: «Es ist schade, dass dies das letzte Mal war.»
Der angekündigten neuen Security-Messe im Sommer steht sie ablehnend gegenüber: «Die fällt genau ins Sommerloch.» Und eine neue Veranstaltung zu etablieren, sei mit sehr viel Aufwand verbunden, der Erfolg hingegen unsicher, meint sie. «Wenige, aber sehr qualifizierte Kontakte», nennt auch Maria Neustifter von der Totemo AG als Fazit der vier Tage. Der Partner von RSA ist hier mit seiner neuen DLP-Suite vertreten, Zielmärkte sind Deutschland, Österreich und Osteuropa sowie UK. Das neue Konzept der Münchener Messegesellschaft müsse man erst mal abwarten, man wisse ja noch so gut wie nichts darüber. (Ralph Beuth, München)


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