Haben Sie morgen oder übermorgen schon was vor? Dienstag und Mittwoch ist in Zürich wieder Finance-Forum angesagt. Das ist die Veranstaltung, die seit Jahren mit grossem Erfolg die früher hochgejubelten und später verspotteten IT-Vertreter mit den heute verspotteten und früher hochgejubelten Bankern zusammenbringt.
Bestimmt haben Sie, im Gegensatz zu vielen Bankleuten, die dieses Jahr das Forum wieder vermehrt zur Jobsuche nutzen werden, nicht einfach zwei Tage Zeit, mit Havanna-Zigarre in der einen und Cognac-Schwenker in der anderen Hand im Kongresshaus herumzustolzieren und so zu tun, als wäre die Welt in Ordnung. Denn wir hören ja immer noch von fast allen Seiten, dass sie das tatsächlich sei und sich die Finanzkrise noch nicht auf die IT-Branche ausgewirkt haben soll. Zumindest sagen dies viele Vertreter der Schweizer IT-Branche, mit denen wir regelmässig reden.
Ich denke tatsächlich, dass die Schweizer IT-Branche bisher noch wenig davon zu spüren bekommen hat, was die Bankenwelt derzeit so arg in die Schlagzeilen bringt. Die Schieflage vieler Banken und die damit verbundene Unsicherheit dürfte sich aber schon früher negativ auf die IT-Budgets auswirken, als uns lieb ist. Und ganz abgesehen davon haben diverse amerikanische IT-Firmen - und die wichtigen haben alle in der Schweiz eine Zweigstelle - bereits Einstellungsstops verhängt. Trotz Rekordgewinnen werden wieder vermehrt die berühmten Synergien genutzt und Sparprogramme eingeleitet. Der Zeitpunkt ist für Arbeitnehmer äusserst unpassend, stehen doch vielerorts die Lohnverhandlungen erst noch an. Für Arbeitgeber kommt die Krise, wenn man es so sehen will, gerade rechtzeitig. Können sie doch durch das Platzen der Banken-Blase und den zeitlichen Beginn der weltweiten Auswirkungen vor Jahresende jetzt die Prognosen noch rechtzeitig reduzieren und die Budgetausgaben kürzen.
Zurück zum Finance Forum. Ich werde dieses Jahr mal wieder hingehen. Um zu sehen, ob sich Hochmut in Bescheidenheit gewandelt hat. Beim Platzen der Dotcom-Krise vor acht Jahren war es so, auch wenn es eine ganze Weile dauerte.
Markus Häfliger
Chefredaktor