Blu-ray-Euphorie hat sich gelegt

Die Verkäufe von Blu-ray-Disks bleiben 2008 weit unter den Erwartungen. Apple verzichtet vorläufig ganz auf den Einbau eines Blu-ray-Laufwerks.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/19

     

Kürzlich präsentierte Apple-Chef Steve Jobs die neuen Apple Macbooks. Im Vorfeld der Lancierung wurde auf Blogs und Technikseiten emsig diskutiert und spekuliert, ob in den neuen Macbooks möglicherweise ein Blu-ray-Laufwerk eingebaut werden würde. Jobs lüftete in einem Interview das Geheimnis und verkündete, vorläufig auf den blauen Laser zu verzichten. Bei Apple sei man allgemein unzufrieden mit dem neuen HD-Format, so Jobs. Wortwörtlich sagte Jobs «Blu-ray is a bag of hurt», was sich in etwa mit ein Bündel voller Wehwechen übersetzen lässt.


Zwar trat Apple im März 2005 selbst der Blu-ray-Association bei, hielt sich allerdings, als der Formatkrieg tobte, weitestgehend zurück. Heute, wo Blu-ray als klarer Sieger feststeht, ziert sich Apple immer noch: Während HP beispielsweise bereits optionale Blu-ray-Laufwerke für seine Rechner anbietet, wartet Apple vorläufig ab. Der aufwendige Kopierschutz und die Mehrkosten von rund 30 Dollar pro Laufwerk gelten als hauptsächliche Hinderungsgründe. Das Kopierschutz-Verfahren ist so kompliziert, dass sogar legal erworbene Blu-ray-Disks mitunter nicht auf den Playern oder erst nach einem Software-Update abgespielt werden können.

Kein blaues Wunder

Ein halbes Jahr nachdem der Formatkrieg zwischen HD-DVD und Blu-ray entschieden war und man einen Blu-ray-Boom sondergleichen erwartet hatte, ist die Branche jetzt auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt. Noch im März dieses Jahres verkündete der Schweizer Videoverband, er rechne für Blu-ray-Filme für das laufende Jahr mit einer Steigerung der Verkäufe um das Vier- bis Achtfache. Diese Prognose erwies sich im Nachhinein betrachtet als unrealistisch. Derzeit bewegt sich der Marktanteil hierzulande nach wie vor im tiefen einstelligen Bereich. Zum einen wissen noch immer viele Kunden nicht, was Blu-ray eigentlich ist und wo die Vorteile gegen­über dem alten Format liegen. Zudem ist das Thema Blu-ray-Disk mit grossen Investitionen wie dem Kauf eines Blu-ray-Players oder eines hochauflösenden HD-fähigen Fernsehers verbunden. Auch die Disks sind mit Preisen zwischen 30 (ältere Filme) bis 50 Franken noch zu teuer. Sollten die Preise nicht bald drastisch sinken, wird Blu-ray in den Kinderschuhen steckenbleiben, munkelt man in der Branche. An die Ablösung der DVD durch die Blu-ray-Disk will ausser Sony mittlerweile eigentlich keiner mehr so recht glauben. (Susann Klossek)


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