Stefan Klein - der Beharrliche

Stefan Klein ist heute Chef von Zoe-One und verkauft die Secure-Mail-Appliance Seppmail. Das Produkt hat er selbst erfunden, doch fast hätte er die Rechte daran an einen Investoren verloren. Nach einem Zusammenbruch kämpfte er sich ins Geschäft zurück und brachte es zum Erfolg.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/05

     

Stefan Kleins bisherige Karriere hat fast alles zu bieten, was eine gute Geschichte braucht: Hochs und Tiefs, einen am Ende unbestätigten Betrugsverdacht gegen einen Investor und einen Zusammenbruch mit anschliessendem Comeback. Kurz: Für Stefan Klein lief es nicht immer rund, doch ein Happy-End zeichnet sich ab.

Eigentlich sah es zu Beginn nicht danach aus, als würde Stefan Klein in der IT-Branche Karriere machen. Er kam aus einer Lehrerfamilie und absolvierte an der Kantonsschule Aarau den Maturitätstypus B, mit Latein im Hauptfach, Also. «Das war eigentlich nicht eine optimale Grundlage für einen technischen Beruf», so Klein. Allerdings hatte dieser Typus einen sehr guten Ruf, und Klein, der fliessend vier Sprachen spricht, fiel die Ausbildung leicht. Danach schrieb er sich für ein Studium an der ETH Zürich ein, ging aber niemals hin. «Ich arbeitete selbständig als IT-Dienstleister für Anwaltskanzleien. Das Unternehmen lief super», so Klein. Später holte er an der HTL sein Studium nach und bildete sich zum Ingenieur weiter.

Gute Idee, schlechter Zeitpunkt

Er profitierte von der guten Vernetzung der Juristen und die Mund-zu-Mund-Propaganda unter den Anwälten kurbelte das Geschäft ordentlich an. Dieser Zusammenarbeit mit Anwälten hatte er auch die Idee zu verdanken, mit der er sich noch heute beschäftigt: Die sichere Übermittlung von E-Mails ohne grossen Installations- und Ausbildungsaufwand.

«Unter meinen Kunden fand sich damals eine Kanzlei, die viele russische Klienten bediente», erinnert sich Klein. Die damaligen Verschlüsselungsmöglichkeiten mit dem PGP-Programm war aber für den täglichen Gebrauch viel zu kompliziert. Also entwickelte Klein zusammen mit einem Kollegen eine Appliance, mit der die Ver- und Entschlüsselung automatisch abgewickelt werden konnte. «Es handelte sich um eine sehr einfache Lösung», erinnert sich Klein. «Die Entwicklung für den Prototypen dauerte gerade einmal zwei Monate.»


Daraufhin gründete Klein mit zwei Kollegen die Firma Onaras, mit dem Ziel, die Appliance mit dem Namen Seppmail («SEPP» steht für Secure Email PGP Proxy) weiterzuentwickeln. «Wir waren damals schlicht zu früh», sagt Klein. Um die Entwicklung finanzieren zu können, waren zwei der drei Firmengründer weiterhin als Dienstleister unterwegs, während der dritte in der Werkstatt tüftelte. Als sie erste interessante Projekte mit Seppmail abwickeln konnten, sah zunächst alles nach einer Erfolgsstory aus. Schon 2001 stellten sie ihr Produkt erstmals an einer Messe vor. «Wir mussten die Leute regelrecht packen und an unseren Stand zerren. Damals wusste fast niemand, was Secure Mail eigentlich ist.»

Probleme mit Investoren

Um den Aufbau der Firma vorantreiben zu können, gingen die drei Gründer auf die Suche nach Investoren. Zunächst luden sie Freunde und Bekannte zu einem, wie Stefan Klein sagt, «FFF-Meeting» ein. Gemeint sind Family, Friends and Fools, Also Familie, Freunde und «Verrückte». Einer, der gemäss dieser Definition in die letzte Kategorie fiel, war Urs Trepp. Klein kannte den wohlhabenden Anwalt von seiner Tätigkeit als Dienstleis­ter her und Trepp stieg mit einem grösseren sechsstelligen Betrag bei Onaras ein. In der Folge wurde ein Verkäufer engagiert und die Firma konnte einige Neukunden gewinnen.


Es half wenig. Das Thema war noch nicht aktuell und 2003 machte das Unternehmen mit vier Personen nur 160’000 Franken Umsatz. Eine neue Investitionsrunde wurde geplant, die jedoch kläglich ausfiel. Ein Kollege von Klein hatte in der Buchhaltung Fehler gemacht, worauf alle interessierten Investoren absprangen. Also schoss Trepp noch einmal Geld ein, wollte dafür aber 70 Prozent der Onaras-Anteile und übernahm die Geschäftsleitung. «Er hatte keine Ahnung von der Branche», sagt Klein. Zudem habe Trepp einen Geschäftsführer geholt, der keinen guten Job gemacht habe: «Die Zahl der Angestellten wuchs, während der Umsatz stagnierte», erinnert sich Klein. Er wollte sich wehren und Trepp zur Rede stellen. Doch dieser wurde vorgewarnt und Klein aus der eigenen Firma rausgeschmissen. «Eines Morgens waren die Schlösser ausgewechselt und mein E-Mail-Zugang gesperrt.»

Zusammenbruch und Happy-End

Da brach Stefan Klein zusammen. «Fünf Monate lang machte ich nichts, war völlig antriebslos.» Zwar bewarb er sich für neue Stellen und wäre aufgrund seiner guten fachlichen Qualifikationen in einer leitenden Stellung der Informatik der Stadt Zürich angenommen worden. «Als ich den eigentlich rein formellen Persönlichkeitstest absolviert hatte, sagte man mir, dass ich in meinem momentanen Zustand nicht in der Lage sei, eine Führungsaufgabe zu übernehmen.»


Dann machte Onaras Konkurs. «Zuletzt waren da elf Leute, die praktisch nichts mehr gemacht haben. Der Umsatz tendierte gegen null.» Weil Urs Trepp kurz vor dem Konkurs die Rechte an Seppmail an seine zweite Firma überschrieb, wurde ein Verfahren wegen Verdachts auf betrügerischen Konkurs gegen ihn eingeleitet. Anklage wurde jedoch nie erhoben. «Unsere Untersuchung hat gezeigt, dass man sich bei Onaras redlich Mühe gegeben hat, eine gute Idee zu kommerzialisieren, dabei jedoch an so ziemlich allem gescheitert ist, woran man nur scheitern kann», sagte der zuständige Staatsanwalt. Stefan Klein gibt ihm Recht. Später schaffte es Klein, zusammen mit einem neuen Investor die Rechte an Seppmail zu kaufen und die Vermarktung mit seiner neuen Firma Zoe-One wieder aufzunehmen. «Viele Kunden, die zur Konkurrenz gewechselt haben, sind zurückgekehrt, so Klein. Heute vertreibt beispielsweise der renommierte Value Added Distributor Boll Engineering seine Lösung, und auch in Deutschland und Österreich hat Seppmail wichtige Kunden gewonnen. «Mit mehr als 100 produktiven Installationen haben wir zumindestens auf dem Schweizer Markt die eindeutige Marktführerschaft erreicht», sagt Klein zufrieden.

Stefan Klein

Stefan Klein ist 1971 geboren und wuchs in Leuggern, in der Nähe von Leibstadt, auf. Seine Eltern waren beide als Lehrkräfte tätig und seine Schwester arbeitet heute als Ärztin. Seit 1997 ist Stefan Klein verheiratet und verbringt seine Freizeit am liebsten mit seiner Frau. «Eigentlich ist der Beruf mein Hobby», sagt er im Gespräch. Dieser fülle ihn aus und der Aufbau der Firma lasse nicht viel Platz für andere Tätigkeiten. Im Gegensatz zu seiner Zeit bei Onaras, als er negativem Stress ausgesetzt gewesen sei, bezeichnet er den Stress heute als positiv. «Der Beruf fordert mich heraus.» Ansonsten gehe er beispielsweise Rudern oder wandern. (Markus Gross)


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