Miracle - Ineichen - Bison Group (?)

3. November 2000

     

Gemäss Peter Fehlmann, Ex-Pressesprecher der gescheiterten Langenthaler ERP-Firma Miracle, ist die Gründung einer Nachfolgeorganisation der Miracle Group gesichert. Detaillierte Angaben zum künftigen Management und zur Strategie sollen aber erst nächste Woche bekannt gegeben werden. Hauptinvestor ist, wie angekündigt, Otto Ineichen, der Gründer und Hauptaktionär von Otto's Warenposten.

Der Einstieg von Ineichen macht stutzig, denn seine guten Beziehungen zum Miracle-Konkurrenten Bison Group (Agro Data, bfi) sind bekannt. Ineichens Firma ist denn auch der erste Pilotkunde der Miracle-Konkurrenz Bison-Solution. Seit 1. September ist die Bison-Lösung bei Otto's in Betrieb. Ausserdem - und das macht noch stutziger - nannte Ineichen in der Tagespresse "einen Miracle-Konkurrenten" als weiteren Investor bei Miracle. Steigt also Bison bei Miracle ein?


Rudolf Fehlmann, CEO der Bison-Group, lacht: "Sie kennen uns doch, wir sind vorsichtig." Gemäss Rudolf Fehlmann sei man schon länger im Gespräch mit Miracle und man sei von Ineichen auch über seine Absichten informiert worden. "Die Frage ist: kann man mittelfristig die Miracle-Strategie in eine Bison-Strategie überführen?" so formuliert Fehlmann seine Überlegungen. Die Bison-Leute würden die Situation und die Perspektiven einer Zusammenarbeit genau anschauen – unterschrieben sei aber gar nichts und es seien auch keine Mittel geflossen.

Ausserdem weist Fehlmann jede Spekulation weit von sich, Bison wolle die eigene Lösung mit Miracle-Technologie zum Fliegen bringen. Ineichens Einstieg bei Miracle habe mit dem Bison-Projekt bei Otto's nichts zu tun, so Fehlmann. Das Bison-Projekt werde planmässig und in der Bison-typischen vorsichtigen Gangart vorwärts getrieben. Interessant für Bison seien hingegen das betriebswirtschaftliche Miracle-Know-how in der Fertigung sowie gewisse Miracle-Kunden und -Partner. Fehlmanns Wunschvorstellung: "Die Miracle-Kunden jetzt mit der Auffanggesellschaft bei der Stange halten und mittelfristig von Bison überzeugen."


Riesiger Schaden für die Schweizer Software-Szene – SAP profitiert

Das Miracle-Debakel dürfte insgesamt aber der ganzen Schweizer Software-Szene schaden. Top-Management und Verwaltungsräte potentieller Kunden werden in nächster Zeit fast ausschliesslich auf "grosse Namen" setzen. Der Verkauf von Lösungen kleinerer und vor allem jüngerer Firmen dürfte sich damit extrem erschweren. Profiteur des Langenthaler Fiaskos sind demnach SAP, J.D. Edwards & Co. (hc)




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