Topmanager sitzen auf wackeligen Stühlen

4. Juli 2002

     

Internationale Topmanager verdienen zwar gut und lernen während ihrer Arbeitszeit mehr Golfplätze kennen als der Durchschnittsbürger. Aber mittlerweile geraten sie auch immer mehr unter Druck von Seiten der Arbeitgeber. Die mittlerweile häufigste Abgangsart aus dem Unternehmen lautet hier inzwischen "Trennung im beiderseitigen Einvernehmen", normale Abschiede werden immer seltener.

Die Quote der Chefs, die regulär in Pension gingen oder im Amt verstarben, sank 2001 auf nur noch 47 Prozent. Treibende Kraft bei allen CEO-Abgängen war die Aktienperformance der betroffenen Unternehmen. Die Fluktuation von CEOs hat sich in den vergangenen sechs Jahren um 53 Prozent erhöht. Das schreibt eine Studie der Managementberatung Booz Allen Hamilton (BAH), die die Verweildauer des Toppersonals der 2'500 Unternehmen mit der weltweit höchsten Marktkapitalisierung untersucht hat.


Im Vergleich zu 1995 hat sich die Zahl der Vorstandsvorsitzenden, die wegen schlechter Zahlen ihre Besitztümer vom Schreibtisch räumen und in einen Pappkarton umpacken mussten um 130 Prozent erhöht. Europäische Chefs bleiben sogar noch kürzer in ihren Funktionen als ihre Kollegen in Nordamerika.

Europäische CEOs werden zudem häufiger wegen schlechter Performance gefeuert als andere. Schlechte Zahlen waren für 34 Prozent der europäischen Vorstandsvorsitzenden der Kündigungsgrund, in Nordamerika nur für 22 Prozent. Die höchste Fluktuation findet wenig überraschend im Telekomsektor statt. Dort beträgt die "Lebensdauer" eines Chefs durchschnittlich vier Jahre.

Laut der Studie wird die Fluktuation von CEOs künftig noch weiter zunehmen. "Wir haben herausgefunden, dass die ’Umsatzrendite’ für die CEO-Überlebensfähigkeit hauchdünn geworden ist", so Charles Lucier, Senior Vice President von BAH. "In gewisser Weise sind Topmanager mit Spitzensportlern vergleichbar, die irgendwann ihren Zenit übersprungen haben und dann aufhören müssen." (ava)




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