Asetra: Vom Händler zum Systemhaus

Die Asetra, ein mittelgrosses IT-Unternehmen mit Sitz in Münchenstein, hat ein Motto: «Mensch und Technik in Harmonie erleben». Das gelte, meint Gründer und Verwaltungsratsvorsitzender Thomas Varga, gleichermassen für Kunden, Partner und Mitarbeiter.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2000/13

     

In den fünf Jahren seit ihrer Gründung hat sich die Asetra vom Händler zum Systemhaus gemausert, das Gesamtlösungen und Dienstleistungen für ein breites Kundenspektrum anbietet. Die Firma besitzt einen Aufbau, der sie von vielen vergleichbaren Unternehmen in der Schweiz unterscheidet: Sechs selbständige Gesellschaften mit je eigenen Kernkompetenzen agieren unter dem Dach der Asetra Group AG (vgl. Kasten).
Wie Varga betont, ermöglicht diese Firmenstruktur ein breites IT-Know-how mit optimalen Synergieeffekten: «Die Asetra bildet eine Einheit mit verschiedenen Kompetenzzentren, von denen bei einem Auftrag meist drei bis vier zusammenarbeiten. Das ist für mich ideal, denn erst muss mir jemand beweisen, dass IT-Unternehmen, die nicht zusammengehören, bei Gesamtlösungen ohne Reibungsverluste zusammenarbeiten können.»

Schnelles Wachstum mit wenig Kapital

Die Entwicklung der Asetra vom kleinen Händler zur «Technologie-Holding» lässt sich auch mit Zahlen belegen: In den fünf Jahren seit der Gründung erhöhte sich der Umsatz von 2,5 Mio. Franken auf über 22 Mio. im Geschäftsjahr 1999 und soll dieses Jahr 35 Mio. erreichen. In der gleichen Zeit stieg die Zahl der Mitarbeiter von zwei auf fast hundert an. Mindestens so stolz wie auf diese Zahlen ist Varga jedoch auf die Tatsache, dass in den ganzen Jahren niemand in der Geschäftsleitung abgesprungen ist: «Ursprünglich waren wir zu zweit, später zu fünft, und diese frühen Mitarbeiter bilden die heutige Geschäftleitung. Dieses Modell, wo jeder mit Herz und Brieftasche dabei war, hat das schnelle Wachstum bei wenig Kapital erst möglich gemacht. Wir sind stolz auf unsere Unabhängigkeit. Lange gab es bei Asetra nur ein ‘kleines Bankenkontokorrent’, das uns gerade ermöglichte, die Löcher zu stopfen. Was wir ausgeben wollten, musste erst einmal hereinkommen.»
Das Beteiligungsmodell soll nun ausgebaut werden, indem alle Geschäftsleiter an der Holding beteiligt werden. Für die Mitarbeiter sollen 10 bis 15 Prozent der Aktien reserviert werden. Man kann sich das leisten, denn die Fluktuation ist auch bei den Angestellten gering. Im letzten Jahr lag sie bei gerade sechs Prozent.

An die Front!

Begonnen hatte die Asetra 1995 als ein reines Handelsunternehmen mit Hardware von Compaq und aus den Bereichen Storage und Data Security. Doch schon nach vier Monaten kamen die ersten Dienstleistungen dazu. Heute stammt nur noch ein Drittel des Umsatzes aus dem Handel, die restlichen zwei Drittel werden mit Dienstleistungen und Consulting gemacht. Varga: «Beim Handel sind die Margen bekanntlich eher mager. Wenn dann noch die üblichen Rabatte dazukommen, bleibt nicht mehr allzuviel übrig. Dazu kommt die hohe Kapitalbindung. Mit Dienstleistungen ist zwar kein so schnelles Wachstum möglich, dafür stimmen die Margen besser. Letztlich geht es darum, ein vernünftiges Gleichgewicht zu finden.»
Natürlich gab es auch immer wieder Rückschläge. Doch das Wichtigste, sagt Varga, sei daraus zu lernen: «Nach dem letzten Quartal 99 und dem ersten dieses Jahres gab es für uns nur eine Devise: Alle Mann an die Front! Wir bieten gute Lösungen. Auf die vertrauen wir.»
Die Kompetenz und das Know-how seiner Mitarbeiter ist für Varga ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Die Konzentration auf für gut befundene Produkte und langjährige Partnerschaften kommen dem entgegen. Partner im Hardwarebereich sind etwa 3Com, Compaq, IBM und Storagetek, bei der Software neben Microsoft und Novell Navison und der Anbieter von Backup-Lösungen Legato. Cisco und Cabletron sind Partner in beiden Bereichen.

Business Angel

Nach den Worten von Varga ist die Asetra ein «Old Economy»-Unternehmen. Ein Börsengang ist vorläufig noch kein Thema. Seit April dieses Jahres gibt es aber immerhin einen «Business Angel», einen aussenstehenden Financier, der sechs Prozent der Aktien hält. Varga: «Wir konnten unser Wachstum, insbesondere bei den Dienstleistungen, nicht mehr allein finanzieren. Unser Geschäftsengel stellte das notwendige Risikokapital zur Verfügung. Er berät uns ausserdem in finanzieller Hinsicht. Und mit ihm sind wir der Meinung, dass ein IPO nicht vor zwei bis vier Jahren angesagt ist. Wir sind uns alle einig, dass eine solide Gewinn- und Umsatzsituation die Grundlage einer sauberen Börsenkapitalisation ist.»
Asetra soll nach der Meinung der Geschäftsleitung nicht – wie einige an der Neuen Börse kotierte Firmen in der letzten Zeit – als Luftblase zerplatzen. Varga: «Die Hälfte der Firmen am Neuen Markt ist doch nicht wirklich seriös. Wir wollen uns lieber kontinuierlich entwickeln.» Zudem ist er überzeugt, ein kleines, richtig geführtes Unternehmen, das seine Dienstleistungen auf bewährten Standards und guten Produkten aufbaut, sei jederzeit in der Lage, mit internationalen Angeboten mitzuhalten, weil man so auch flexibler sei: «Man muss sich bewusst sein, dass im Begriff Dienstleistungen das Wort dienen steckt. Das ist das A und O.»

Schweiz – USA – Japan

Sind das nicht typisch schweizerische Tugenden? Der Vater eines fünfmonatigen Sprösslings – Vater und Sohn haben am gleichen Tag Geburtstag – lacht laut: «Mein Vater ist Ungare, meine Mutter aus Baselland. Schweizerisch im Sinne von seriös und ein wenig konservativ ist vielleicht unser Auftreten. Die Orientierung an Zielen und am Gewinn jedoch stammt wohl eher aus den USA. Und da ich asiatische Kampftechniken mag, sehe ich mich auch ein wenig als Samurai, der den richtigen Moment abwartet, um dann seinen Schlag anzubringen.» Daher sagt er auch, dass es ihn nicht gross interessiere, was die Konkurrenz mache. «Wer zu sehr auf seine Mitbewerber schaut, vergisst oft die spezifischen Stärken im eigenen Haus.» Lieber will er die Marktsituation beobachten und analysieren. Die Asetra soll sich wie eine Fahne im Wind bewegen. «Allerdings mit einem Motor, der auch einmal für Gegensteuer sorgt», wie er betont, «Oder wie ein Segelschiff, das notfalls auch gegen den Wind aufkreuzen kann.»

Übernahmeangebot wenig attraktiv

Natürlich weiss Varga, das in der Branche eine Konzentration stattfindet und kleine Firmen in Gefahr sind, von grösseren Playern geschluckt zu werden. Auch er wurde verschiedentlich angegangen, ob nicht die eine oder andere Abteilung der Asetra in ein anderes Unternehmen integriert werden könnte. Doch: «Das war nie gut für uns. Wir haben unsere eigene Firmenkultur. Sollte die Asetra einmal verkauft werden, so will ich nicht die Strassenseite wechseln müssen, weder wenn mir Kunden und Lieferanten entgegenkommen, noch bei den eigenen Mitarbeitern.»
Der menschliche Aspekt ist ihm wichtig. Mensch und Technik sollen in Harmonie zusammenwirken, das wurde für Varga und seine Asetra zum Leitspruch. Das Kader hat zusammen mit den Partnern entsprechende Prinzipien und geschäftliche Massnahmen erarbeitet, denen die Firma und die Mitarbeiter nachleben.
«Das ist unsere Vision», meint Varga, «Wer mit uns zusammenarbeitet, muss das akzeptieren.» Die Schweiz hat nur die Menschen als Ressource, erklärt er. Die erfreulich geringen Personalabgänge bedeuteten eben auch kontinuierliches Wachstum. Da gute Leute bekanntlich schwierig zu finden seien, müsse die Asetra für die Mitarbeiter attraktiv sein – «sexy», wie sich Varga ausdrückt – und etwas bieten: Ein gutes Betriebsklima, tolle Produkte und angemessene Löhne. Genau in dieser Reihenfolge. (fis)

Die Asetra Group

Während die Holdinggesellschaft für Marketing, Finanzen, Verkaufskoordination und Human Resources verantwortlich ist, hat jedes der sechs angegliederten Unternehmen seine speziellen Tätigkeitsgebiete:
- Die Asetra Secure AG kümmert sich vor Ort mit Outsourcing, System Management und Helpdesk um die Kunden.
- Die Asetra System AG plant und realisiert integrierte Lösungen auf NT-, Linux-, Novell- und VMS-Basis.
- Das Gebiet der Astra Net AG sind Netzwerke und Kommunikation.
- Die Asetra Commerce AG betreut Gesamtlösungen für Inter- und Intranet-Lösungen und als «Navision Solution Center» ERP-Anwendungen für KMUs. Ausserdem hat sie sich als ASP für den schweizerischen Zoll mit dem Produkt «OpenZoll 2000» einen Namen gemacht.
- Das Gebiet der Asetra Mags AG umfasst alles, was mit Storage und Datensicherung zu tun hat.
- Die Asetra Consulting AG schliesslich berät Grosskunden und implementiert
SAP-Lösungen. Als jüngste Kind hat sie soeben ihre ersten Aufträge erfolgreich abgeschlossen.


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