«ASP ist mehr als klassisches Outsourcing. Der Arbeitnehmer erhält einen rollenbasierenden Arbeitsplatz, ohne dass er merkt, woher der kommt», umreisst SAP-Mann Hansruedi Kuster das neue Modell. Danach sollen dem Computer-Arbeiter alle Anwendungen wie Office, CRM-Anwendungen oder die E-Business-Software R/3 in naher Zukunft per ASP auf den Bildschirm kommen. Dazu hat der SAP-Koloss während fünf Jahren parallel R/3 verbessert, alles mit XML internettauglich gemacht und Workplaces sowie Marktplätze aufgebaut. Jetzt sehen die Walldorfer die Zeit gekommen, den Schweizer KMU-Markt zu beackern. Im hiesigen Gefilde erahnt Josef Imseng, Deputy Managing Director
SAP Schweiz, ein KMU-Marktpotential von einer Million Nutzern. Für die Orbit/Comdex verspricht er bereits weitere Neuheiten.
SAP für KMU per ASP
KMUs konnten sich bisher Walldorfer ERP schlichtweg nicht leisten. Per ASP soll
SAP nun auch für die Metzgerei mit fünf Angestellten erschwinglich werden. Grundsatz dafür ist der One-to-Many-Approach: Dieselbe Standardsoftware wird vielen Unternehmen angeboten.
Die Software wird von SAP-Partnern mit Branchen-Kenntnissen, aufbauend auf SAP-Software, erarbeitet. Horrende Lizenzgebühren fallen keine an, da nur die Nutzung der Programme berechnet wird und die Lizenzierung zwischen SAP und dem Partner ausgehandelt wird.
Gegenwärtig basiert die Rechnungsstellung auf der Zahl der User. Transaktionsabhängige Berechnungen sollen aber folgen, betont SAP-Manager Kuster. Die ASP-Variante hat sich bei den KMU-Oberen scheinbar bereits herumgesprochen: Jede Woche probieren rund 150 Eidgenossen das Internet Demo and Evaluation System (IDES) der Software übers Netz auf dem deutschen Server aus.
Ab 700 Franken pro Monat
Als Beweis dafür dass Miet-SAP bereits funktioniert, liefert die Firma neun Projekte die in der Schweiz jetzt schon operativ sind. Die Palette umfasst Versicherungslösungen, Human Resources, Abrechnung und Rechnungsversand oder Pferde-Zubehör-Handel (siehe Kasten).
Eine Lösung ist «wearbynet.com» für den Bekleidungshandel. Der Informatik-Dienstleister AC Services und Berater der Process Consulting Group (PCG) haben die «my.SAP.com Retail Solution» gezimmert und die ERP-Lösung auf edlere Kleiderläden angepasst. Die Bewirtschaftung einzelner Boutiquen, Verteilzentrum, Lagerbewirtschaftung und Bestellabwicklung wurden komplett in die Finanzbuchhaltung und das Controlling integriert.
Wenn also ein Kleidungsstück an der Kasse abgebucht wird, wird das direkt in die Fibu und das Lager durchgereicht. Laut PCG-Mann Matthias Stocker kostet die Nutzung 700 bis 1000 Franken monatlich. Die Implementation solcher Lösungen dauert weniger lang als traditonelles, projektbezogenes,
SAP.
Die deutsche Online-Plattform für KMU-Powershopping «Mercateo.com», von drei Ex-McKinsey-Leuten gegründet, ging innerhalb weniger Wochen live - Intershop-Anbindung inbegriffen. Seither hofft Mercateo-Mann Sebastian Wieser halbernst, dass die Server vom Partner Host Logic kurz aussteigen. «Dann würden wir gemäss SLA zwei Monatsmieten sparen. Aber bis jetzt ist das noch nie passiert.»
Partnerschwemme und ausgeklügelte SLAs
Mit seiner schalkhaften Äusserung spricht Wieser ein Problem an, das EDS-Mann Patrik Strebel auch kennt. «Egal was schiefgehen sollte, wir stehen gegenüber dem Kunden gerade. Er muss sich auch nicht drum kümmern, wer alles unsere Partner sind.
Wir wählen sie entsprechend vorsichtig aus und haben untereinander ebenfalls Verträge.» Best of the Breed bahnt sich im SAP-ASP Business wieder mal an.
EDS arbeitet beispielsweise für «getinstanton.com» (siehe Seite 18) mit
HP und Diax zusammen. Aber auch Big Blue mischt mit im neuen SAP-Business:
IBM hat neben einem grundsätzlichen Commitment zu ASP bereits die Personalbewirtschaftungs-SW «HR easy to go» und die Handelslösung «ASP Works» im Angebot. Für letztere spannte IBM mit Plaut zusammen. Die Einführung der HR-Lösung mit Schulung kostet pauschal 15’000 Franken, jeder erfasste Mitarbeiter noch 11,20 pro Monat.
Laut Sylvain Kristofic, Manager Service Center ERP bei
IBM, passt die Lösung perfekt in KMUs die bereits R/3 verwenden aber keine eigene Personalabteilung brauchen. Für die Romandie ist bereits eine französische Übersetzung in Vorbereitung und an der Orbit/Comdex sollen beide Applikationen vorgestellt werden. (phk)