Wenn Unternehmen Offshoring als Drohkulisse nutzen, um beispielsweise Lohnkosten- oder Sozialleistungssenkungen durchzuboxen, gefährden sie ihre eigene Internationalisierung. Zu diesem Schluss kommt eine heute vorgestellte Studie des Instituts für Sozialwissenschaftliche Forschung (ISF) München.
Für die Studie "Herausforderung Offshoring" wurden diverse Intensiv-Interviews mit Beschäftigten, Managern, Arbeitnehmer-, Gewerkschafts- und Unternehmensverbandsvertretern in Deutschland durchgeführt.
Offshoring sei Ausdruck eines tiefer liegenden Umbruchprozesses, so die Sozialwissenschaftler: Die Branche durchlebe eine neue Ära der Standardisierung und Industrialisierung von IT-Dienstleistungen. Gleichzeitig würden mit leistungsfähigen Informations- und Kommunikationsnetzen hochqualifizierte Arbeitskräfte in Ländern mit einem weit niedrigeren Lohnniveau direkt erreichbar. Nicht nur einfache Tätigkeiten, sondern auch komplexe Aufgaben wie Software-Entwicklung würden so auslagerbar.
Wer aber erfolgreich sein wolle, so die Studienverfasser, benötige für seine Internationalisierungsstrategien die aktive Unterstützung der hiesigen IT-Beschäftigten. Verlagerungsdrohungen seien dafür eine denkbar schlechte Basis, denn sie führen zu Akzeptanzverlust gerade bei den hoch qualifizierten Beschäftigten.
Das Fazit der Autoren lautet daher: "Die Orientierung auf Kostensenkung und Verlagerung von Arbeitsplätzen droht den Unternehmen genau die sozialen Grundlagen zu entziehen, welche sie zur erfolgreichen Bewältigung des erforderlichen Restrukturierungsprozesses eigentlich benötigen." (sk)