Michael Moppert, Gründer der Basler Day Interactive, hat sein Amt als CEO aufgegeben und das Zepter dem US-Amerikaner John Payne übergeben. Payne übernimmt die Unternehmensleitung und die Verantwortung über die weltweite Wachstumsstrategie. Moppert hatte das Unternehmen seit der Gründung im Jahre 1993 geführt und wird «als Verwaltungsratspräsident und Chief Strategist» dem Unternehmen erhalten bleiben.
Payne, der frühere VR-Präsident und CEO von Stamps.com, soll nun Day «rasch und aggressiv» im US-Markt und in Europa voranbringen. Payne verfüge über langjährige Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Finanzanalysten, da er für Stamps.com, den Marktführer für Internet-Frankier-Software, in diversen privaten und öffentlichen Finanzierungsrunden eine erkleckliche Stange Geld (insgesamt 474 Mio. Dollar) organisiert hat. Der Aktienkurs von Stamps.com ist allerdings wieder eine andere Geschichte...
Zweifel an Payne
Payne soll nun also die Geschäfte ankurbeln helfen, denn Day enttäuschte im letzten Jahr mit mageren Umsatz- und hohen Verlustzahlen. Allein bis Q3/2000 betrug der Verlust fast 22 Mio. Franken. Obwohl die Unternehmenszahlen für das Geschäftsjahr 2000 noch nicht publiziert wurden, gab Day anlässlich der jährlichen Übersicht «Big Player im Schweizer Web-Business» gegenüber IT Reseller bekannt, dass man für das gesamte Geschäftsjahr mit nur etwas mehr als 19,5 Mio. Franken Umsatz rechne. Bei dieser Zahl handle es sich um die minimale Schätzung für Analysten.
Ist Payne allerdings der Richtige, der Day zum erhofften Durchbruch zu verhelfen vermag? Payne, der seit 1998 bei Stamps.com war, verliess das Unternehmen Anfang Oktober letzten Jahres. Nur Tage danach wurden 240 der damals über 550 Mitarbeiter entlassen. Und am 7. Februar meldete Stamps.com, dass weitere 150 Mitarbeiter den blauen Brief erhalten hätten.
Payne war der Kopf eines Unternehmens, das allein im dritten Quartal 2000 bei einem Umsatz von 4,2 Mio. Dollar satte 38,5 Mio. Dollar Verlust schrieb. Nach seinem Abgang letzten Herbst musste das Unternehmen auf rund einen Drittel der Belegschaft abgebaut werden.
«Investoren übertölpelt»
Dass Day-Gründer Michael Moppert die Verantwortung für das operative Geschäft einem anderen überlässt, kommentierte «Finanz und Wirtschaft» (FuW) mit bösen Worten: «Was sollen Investoren (...) von solchen Abgängen aus Führungspositionen halten? Sie müssen sich übertölpelt vorkommen. Auf dem Prüfstand steht die Glaubwürdigkeit der Akteure, deren Blick durch den Geldsegen, der sich mit dem Börsengang über sie ergiesst, getrübt wird.»
Moppert hingegen wehrt sich gegen den Vorwurf, er entziehe sich aus der Verantwortung. An einer kurzfristig an der iEX einberufenen Pressekonferenz dementierte er gegenüber IT Reseller die Vermutung, sein Abgang stehe im Zusammenhang mit den Umsatzzahlen des vergangenen Geschäftsjahres. Das Jahresergebnis wird Mitte März präsentiert. (mh)