"The most loved brand for mobile communication & digital entertainment" – dies ist das Ziel, dass Orange für die Zukunft erreichen will. Heute Vormittag hat Orange-Chef Thomas Sieber (Bild) an einer Medienkonferenz darüber informiert, wie man denn zum meistgeliebten Mobilfunkanbieter werden will. Dabei zeigte sich Sieber auch selbstkritisch und führte beispielsweise aus, dass die Marke Orange begonnen habe zu leiden – "zum Teil auch aufgrund eigener Fehler, die gemacht wurden." Kunden seien heute misstrauisch gegenüber den Mobilfunk- und insbesondere den Bündelangeboten, weil sie für Dienste bezahlen müssten, die sie gar nicht bräuchten. Die Transparenz der Angebote fehle.
Aus diesem Grund will Orange in Zukunft den Kunden in den Mittelpunkt stellen. "Der Kunde soll keine Verrechnungsnummer sein", so Sieber. Die neue, kundenfokussierte Strategie führt dazu, dass Orange seine Unternehmensstruktur umstellt. Neu findet sich im Organigramm etwa ein Vice President (VP) Customer Experience & Loyality. Für den Posten konnte der ehemalige Nespresso-Mann Sebastien Kulling gewonnen werden. Ebenfalls neu in der Geschäftsleitung sind zudem der VP Customer Sales und der VP Customer Care. Und neu geschaffen wurde auch der Geschäftsbereich Wholesale & MVNO (Mobile Virtual Network Operator), ein Business, das in Zukunft stärker gewichtet werden soll.
Nebst den Umstellungen in der Orange-Führung wird der Schweizer Markt in Zukunft in zehn Regionen aufgeteilt. Durch die Regionalisierung erhofft man sich mehr Nähe zu den Kunden. Dies führt zu Mehrkosten. Sieber spricht von einem "tiefen zweistelligen Millionenbetrag", etwa deshalb, weil 20 neue Stellen geschaffen werden und auch lokale Marketingaktivitäten geplant sind.
Einen weit höheren Betrag will Sieber in den nächsten Jahren in den Ausbau des Mobilfunknetzes investieren. Die Rede ist von 700 Millionen Franken. Vor allem die HSDPA- und die HSPA-Abdeckung will Orange verbessern, ausserdem will man in gewissen Regionen (endlich) auch EDGE einführen, und ein grosser Teil der Investitionen gehe in LTE – also das 4G-Netz. Für das zweite Halbjahr plant Orange bereits eine LTE-Demoplattform. Nicht zuletzt soll auch High Definition Voice eingeführt werden, was bei entsprechenden Endgeräten die Gesprächsqualität markant verbessern soll.
Schliesslich hat Sieber auch in Aussicht gestellt, dass die bestehenden Preispläne radikal umgebaut werden sollen. "Der Kunde hat nach all den Jahren der komplizierten Preispläne eine Vereinfachung verdient", so Sieber. Man arbeite derzeit an diesem neuen Preisplan, der alle bestehenden Preispläne ablösen soll und bei dem der Kunde nur noch bezahlen soll, was er auch bezieht. Konkretere Angaben konnte Sieber aber noch nicht machen. In Zukunft will Orange zudem mehr Hilfestellung für den Kunden im Zusammenhang mit der Nutzung von Smartphones bieten und will eine Reihe neuer Orange-Smartphones lancieren. Zudem sei man ein Schlüsselpartner von Microsoft bei der Lancierung der Windows Phone 7 Serie. Und ausserdem will Orange sein Entertainment-Angebot weiter ausbauen, mit Web TV im Laufe des Sommers und Video on Demand ab Herbst. Auch im Musik- und Spiele-Angebot will Orange investieren.
Über die Strategie im Business-Bereich wurde kaum etwas bekannt. Einzig, dass Orange in Zukunft auf den SOHO- und KMU-Bereich bis 50 Mitarbeiter fokussieren will und die Geschäftskunden aus einer eigenen Geschäftseinheit betreut werden sollen, wie Sieber durchblicken liess. Man wolle Referenz-Anbieterin im SOHO- und KMU-Umfeld werden. Von Angeboten war jedoch weit und breit nichts zu sehen. Und auch die Festnetz-Strategie bleibt im Dunkeln. Sieber machte klar, dass die Möglichkeiten im Festnetz nach der geplatzten Fusion mit Sunrise äusserst beschränkt seien, man in Zukunft aber mit Partnern zusammenarbeiten wolle. In welche Richtung es geht, steht aber in den Sternen.