Der Eintritt in den Markt für Spielkonsolen könnte für
Microsoft zum teuren Spass werden. Dies prognostiziert zumindest Henry Blodget von Meryll Lynch. Bis zu zwei Milliarden Dollar werde Microsoft bis 2005 in den Launch von Xbox stecken müssen, so der Analyst. Doch in den folgenden Jahren soll die Spielkonsole dann kräftig einschenken, nämlich zwischen einer halben und einer ganzen Milliarde Dollar per 2006.
Fraglich scheint dem Spezialisten Blodget, ob es Microsoft gelingen wird, im ungewohnten Consumer-Markt ohne grössere Start-Verluste Fuss zu fassen. Produktion und Vertrieb einer Spielkonsole seien etwas ganz anderes als Microsofts Kerngeschäft, die Software für Clients und Server.
Microsofts starke Position im Desktop-Markt werde dem Konzern im Consumer-Markt wenig helfen. Dem ist aber entgegenzuhalten, dass Microsoft mit Encarta und Computer-Spielen den Eintritt in den Consumer-Markt auch geschafft hat. Ausserdem haben die Redmonder bereits vom Vertrieb von Office und Windows her gute Kenntnisse des Consumer-Channels.
Eine starke Nr. 2 oder 3
Der Banken-Mann schätzt, dass
Microsoft nächstes Jahr vielleicht etwa fünf Millionen der neuen Spielkonsole absetzen wird. Dabei werden die Redmonder, so Blodget, pro Xbox bis zu 125 Dollar verlieren. Dies bei einem Verkaufspreis von etwa 250 Dollar. Noch sind diese Angaben aber reine Spekulation, denn von Microsoft selbst sind noch keine konkreten Preise für die Konsole zu erhalten.
Zu den erwarteten Produktionskosten sind erst Recht keine Informationen zu erhalten.
Hingegen ist bekannt, dass MS eine glatte halbe Milliarde Dollar ins Marketing für die neuen Spielkonsolen stecken will. Blodget glaubt trotzdem nicht, dass es MS gelingen wird, Marktleader
Sony zu überholen. Einen «guten Rang 2 oder 3» erwartet der Banken-Analyst.
Spielkonsolen kennen ähnliche Geschäftsmechanismen wie Tintenstrahl-Drucker. Verdient wird nicht am Produkt selbst, sondern am Zubehör, bei Spielkonsolen ist das die Software. Ist Xbox als Plattform etabliert, will Microsoft allerdings viel Geld verdienen. Bis 2004 wollen die Redmonder etwa 10 Millionen der Geräte verkauft haben. Damit würden die Herstellungspreise drastisch sinken und die Softwareverkäufe die Anfangsinvestitionen mehr als wettmachen.