«Beim Rennen und Velofahren bin ich nicht schnell, aber beim Denken», lautet die Selbstanalyse von Andrej Vckovski, CEO des Informatik-Dienstleisters
Netcetera. Dass er wirklich schneller ist als manch anderer, zeigte sich 1995. In diesem Jahr gründete der 45-Jährige zusammen mit Kollegen von der Uni das Unternehmen Netcetera. Der Fokus lag dabei auf Internettechnik, dazumal ein relativ neues Feld, das erst langsam den Sprung von der Forschung in die Wirtschaft schaffte. «Ich hatte mich im Rahmen meiner Dissertation mit Webservern und Protokollen auseinandergesetzt, und wir haben daraus schliesslich ein Business gemacht», erinnert sich Vckovski. Ein äusserst erfolgreiches, wie sich heute zeigt, feiert Netcetera 2011 doch sein 15-Jahr-Jubiläum.
Was den CEO besonders stolz macht, ist, dass man Netcetera heute vertraut und weiss, dass das Unternehmen ernsthafte Problemlösungen liefern kann. «Man hinterfragt nicht mehr, ob wir das überhaupt können. Wir haben mittlerweile mehrfach bewiesen, dass wir mehr als nur Bastler-Geschichten machen können», freut sich Vckovski. Aber: «Ein Unternehmen funktioniert nicht von alleine. Das unterschätzt man häufig», ergänzt er und spricht dabei aus eigener Erfahrung, hat er doch schon in jungen Jahren erlebt, dass Erfolg nicht selbstverständlich ist. Denn ein Software-Unternehmen, an dem er während des Studiums beteiligt war, ging pleite.
Bei dieser Firma, die laut Vckovski «ein bisschen alles gemacht hat», sei es ihm und seinen Kollegen nicht gelungen, das Unternehmen so stark zu etablieren, um die Rezession zu überleben, erinnert sich der Familienvater. Eine Zeit lang sei das Geschäft mit Software und Hardware gut gelaufen, aber der Markt sei halt zu volatil, bilanziert Vckovski: «Wir haben eigentlich recht lustige Sachen gemacht, aber wir waren zu klein, um das nachhaltig weiterzuentwickeln.»
Physik statt Informatik
Dass Vckovski überhaupt in die IT eingestiegen ist, ist seinem Vater zu verdanken. Dieser bestellte nämlich, als Vckovski zwölf Jahre alt war, für sein Bauingenieur-Geschäft einen der ersten leistungsfähigeren, aber doch bezahlbaren Rechner. «Da hat mich der Virus gebissen», erinnert sich der Hobbymusiker. «Ich habe dann für meinen Vater kleine Programme entwickelt und dabei zwar nicht verstanden, was diese machen – aber ich habe gewusst, wie man sie macht.»
Mit einem selber entwickelten Programm für die Blocksatz-Produktion zog Vckovski während dieser Zeit zudem die Aufmerksamkeit des Schweizer Computerpioniers Hannes Keller auf sich. In dessen Shop arbeitete Vckovski schliesslich während der Mittelschule in den Ferien. «Das war extrem cool, weil ich zum einen einen Computer nach Hause bekommen habe, was zu dieser Zeit noch niemand hatte, und ich zum anderen sehr gut verdiente.»
Trotz der IT-Begeisterung entschied sich Vckovski nach dem Gymnasium für ein Physikstudium. Der Grund dafür lässt den heute 45-Jährigen schmunzeln: «Ich habe vor der Entscheidung für ein Studium gemeint, ich sei der beste Programmierer der Welt. Ich kannte die damals aktuellen Hardware-Architekturen in- und auswendig, aber eben, ich konnte nur programmieren. Trotzdem hatte ich damals in meinem jugendlichen Übermut das Gefühl, dass mir in der Informatik niemand mehr etwas beibringen kann.» Er bereue aber seine Entscheidung von damals nicht, habe ihm die Physik doch eine gewisse Abstraktionsfähigkeit gelehrt, die auch in der IT äusserst nützlich sei: «IT hat viel damit zu tun, eine reale Geschichte zu abstrahieren und dann in eine virtuelle Welt zu übertragen.»
Weniger Arbeit in zehn Jahren
Neben der heutigen Arbeit halten Vckovski seine drei Kinder im Alter von vier und zwei Jahren sowie rund drei Monaten auf Trab. Genügend Schlaf ist da eine Seltenheit, und das Programm vom Heimkommen bis zum Ins-Bett-gehen ist diktiert. «Aber ich beklage mich überhaupt nicht. Ich möchte nicht den ganzen Haushalt und die Kinderbetreuung auf meine Frau abwälzen, ich will ja schliesslich auch am Grösserwerden meiner Kinder teilhaben.» Bevor die Kinder das Familienleben bestimmten, war Musik ein zentraler Punkt im Leben des 45-Jährigen. Er spielte Saxofon und Klavier in diversen Jazz-Bands. Und auch gereist sei er gerne.
Das Reisen soll in Zukunft denn auch wieder etwas mehr in den Vordergrund rücken. Denn in zehn Jahren sieht er sich «hoffentlich nicht mehr in derselben Funktion». Er könne sich gut vorstellen,
Netcetera dann in einer Verwaltungsratsposition noch zur Verfügung zu stehen sowie Coaching- und Beratungsmandate inne zu haben, «aber sicher mit einem reduzierten Arbeitspensum». Und dann werde er mit seiner Frau und seinen Kindern gemeinsam auf Reisen gehen, freut sich Vckovski.
(abr)
Andrej Vckovski crack
Aufgewachsen und zur Schule gegangen ist
Andrej Vckovski, dessen Eltern aus Mazedonien stammen, in Zürich. Nach der Mittelschule entschied er sich für ein Physikstudium. Bereits während seiner Zeit an der Uni gründete Vckovski seine erste Firma, in die er nach dem Abschluss voll einstieg. Als jene jedoch Konkurs anmelden musste, zog es den heute dreifachen Familienvater wieder zurück an die Uni, wo er eine Dissertation schrieb. Danach stand ihm der akademische Weg offen, er entschied sich aber für die Privatwirtschaft und gründete mit Netcetera sein zweites Unternehmen. Ebenfalls in Frage gekommen wäre eine Karriere als Musiker. «Aber ganz objektiv und realistisch gesehen hätte mein Talent wahrscheinlich nicht gereicht, um irgendwo an die Spitze zu kommen», weiss Vckovski, der seit rund drei Jahren als Präsident der Swiss Internet Industry Association (Simsa) amtet und im Vorstand von ICTswitzerland ist.
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