How dotcomes?

Markus Häfliger, stv. Chefredaktor IT Reseller

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/13

     

Im Webagenturen-Markt hat ein eigentlicher Paradigmenwechsel eingesetzt. Nicht nur die grossen, amerikanischen Webdienstleister wie Marchfirst und Konsorten, sondern auch europäische «Urgesteine» wie die deutsche Kabel New Media oder die schwedische Adcore gehören mittlerweile zur geplatzten E-Business-Blase.
Wurde bis vor kurzem noch das Dot-Com-Sterben für die Misere verantwortlich gemacht, so scheinen jetzt auch gestandene Webgrössen auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren. Unternehmen notabene, die nicht Dot-coms, sondern die Old Economy zu ihren Kunden zählen. Noch vor einem Jahr hiess es einhellig, Internationalisierung sei um jeden Preis notwendig, die Kunden würden danach verlangen.
Die mittlerweile in arge Schwierigkeiten geratenen Kabel und Adcore kauften zu, was das Zeug hielt. Peter Kabel, von Ernst & Young noch in diesem Frühling zum «World Entrepreneur Of The Year» nominiert, war nie um grosse Sprüche verlegen. Sätze wie «Wir wollen in der Champions League spielen, nicht in der Bezirksliga» beeindruckten die Anleger, nach jeder Akquisition stieg der Aktienkurs. Honoriert wurde Grösse, nicht Profit.
Plötzlich gelten diese Regeln nicht mehr. Sowohl bei Adcore wie Kabel müssen nun unprofitable Operationen für einen Bruchteil der dafür aufgebrachten Kosten wieder abgestossen werden. Kabel schaffte es nicht, rechtzeitig in die Gewinnzone zu kommen. Jetzt kümmert sich der Insolvenzverwalter um das hastig zusammengekaufte Flickwerk, das sogar einen Call-Center-Betreiber beinhaltet.
In Zukunft werden grosse Agenturen, die international mitspielen wollen, mit traditionellen Beratern wie CGEY oder Accenture zusammenarbeiten. Denen geht es zwar auch nicht viel besser, aber wieso sollen diese Know-how aufbauen, das bereits andernortes vorhanden ist? Dasselbe gilt umgekehrt für die Webagenturen. Es kann nicht jeder alles können und überall präsent sein. Ausser IBM.


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