«Kostendruck ist gut für uns!»

Mit dem riesigen indischen Konzern Wipro betritt ein neuer Player den Schweizer Outsourcing-Markt. Die Ziele sind ehrgeizig.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/21

     

«Die Kosten der Informationstechnologie sind heute in der Finanzindustrie ein wichtiges Differenzierungsmerkmal. Die CIOs verzichten in schwierigen Zeiten nicht auf die grossen Projekte, sondern versuchen sie zu tieferen Kosten durchzuziehen.
Die meisten Ansätze, ohne Outsourcing oder zusammen mit lokalen Anbietern die Kosten zu reduzieren sind sehr limitiert. Deshalb ist Kostendruck im Finanzsektor gut für uns.» Der Mann, der dies sagt, muss es wissen. Das Zitat stammt von Azim Premji (Bild), Vorsitzender des indischen Outsourcing-Konzerns Wipro, mit dem wir anlässlich der Gründung einer Schweizer Niederlassung sprachen.

Zürcher Niederlassung ab 2002

Unter der Leitung von Bernhard Hildenbrand baut Wipro in Zürich eine Verkaufs-Niederlassung auf. Hildenbrand ist kein Unbekannter in der helvetischen Finanzindustrie. Er gehörte als Verkaufsleiter zu jener Compaq-Crew, die den Mega-Deal für 35’000 PCs und dazugehörige Deployment-Services für UBS unter Dach und Fach brachte. Die Zürcher Niederlassung soll als Sales- und Marketing-Büro fungieren, man sucht international erfahrene Business-Analysten. Innerhalb der nächsten zwei Jahre will Wipro in der Schweiz Umsätze von etwa 18 Mio. Franken erreichen.

Der unbekannte Riese

Wipro ist hierzulande nicht sehr bekannt. Doch allein die Dimensionen des Konzerns beeindrucken. Wipro beschäftigt heute etwa 14’000 Personen, davon etwa 10’000 Menschen im Bereich Professional Services, viele davon hochqualifizierte Software-Ingenieure. Eine der Spezialitäten des indischen Konzerns ist Outsouring des Unterhalts von grossen «legacy» Business-Applikationen. Dazu kommen weitere Service-Angebote wie das Monitoring von Infrastrukturen und Applikationen und Applikations-Entwicklung. Speziell in Europa, sagt Premji, sehe er sehr gute Chancen, weil hier Outsourcing von Software-Unterhalt und -Entwicklung noch weniger verbreitet ist.

Kann man den «Indern» trauen?

Premji ist sich bewusst, dass wohl kein Schweizer Finanzunternehmen Knall auf Fall seine Software-Ingenieure entlässt und den Unterhalt der lebenswichtigen Applikationen nach Indien auslagern wird. Deshalb geht Wipro die potentiellen Kunden mit einer mehrstufigen Strategie an. Lokal werden Leute mit hohem Verständnis für Prozesse und Technologie beim Kunden beschäftigt. Geographisch in der Nähe gibt es Entwicklungszentren, z.B. eines in London mit 600 Mitarbeitenden und demnächst auch eines in Deutschland.
«Wir migrieren den Job erst nach Indien, wenn der Kunde unsere Methodologien und Qualitätssicherung verstanden hat», so Premji. Nicht ohne Stolz erwähnt der Konzernchef, dass Wipro sechs Prozent der Lohnsumme für Aus- und Weiterbildung ausgibt und hohe QS-Standards einhält. (hc)


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