Powerline-Spezialist
Devolo blickt auf bewegte anderthalb Jahre zurück. Anfang Februar 2022 wurde bekannt, dass die Pandemie dem Unternehmen stark zugesetzt hat, was dazu führte, dass ein Schutzschirmverfahren eingeleitet und das Unternehmen in der Folge restrukturiert wurde (siehe Kasten). Im Sommer 2022 hiess es dann einerseits, dass Devolo wieder auf Kurs ist, und andererseits, dass das Unternehmen einen neuen Schweiz-Verantwortlichen bekommt, nachdem der langjährige Schweizer Länderchef Jean-Claude Jolliet das Unternehmen verlassen hatte. Als sein Nachfolger wurde Christoph Dubsky vorgestellt, der seit 2012 bereits als Country Manager Österreich amtet und seit nunmehr einem Jahr beide Länder verantwortet.
"Swiss IT Reseller" hat sich kurz vor Ablauf seines ersten Jahres als Schweizer Devolo-Chef mit Christoph Dubsky getroffen. Er berichtet von einem "intensiven Jahr", das hinter ihm liegt. 2022 sei schwierig gewesen, und auch im ersten Halbjahr 2023 seien noch Nachwehen aus der Restrukturierung zu spüren gewesen – beispielsweise war die Verfügbarkeit während der ersten sechs Monate 2023 nach wie vor unbefriedigend, so Dubsky. "Mittlerweile konnten wir die Restrukturierung aber so gut wie abschliessen und die Verfügbarkeit über die Distribution ist wieder hergestellt. Insofern blicken wir optimistisch auf das zweite Halbjahr, es ist Aufbruchstimmung rund um Devolo spürbar."
Was den Vertrauensverlust angeht, habe die Schieflage Devolos auf Endkundenseite kaum Auswirkungen gehabt, die Probleme seien bei den Konsumenten kaum angekommen, und nur in Ausnahmefällen seien Fragen bezüglich Garantien aufgetaucht. Auf Handelsseite hingegen sei es sicherlich zu einem gewissen Vertrauensverlust gekommen und man habe diesen Verlust in den letzten Monaten wieder wett machen müssen – "was uns meiner Meinung nach aber sehr gut gelungen ist", sagt Christoph Dubsky. Heute stehe das Unternehmen wieder auf einem stabilen finanziellen Fundament und sämtliche Hindernisse seien aus dem Weg geräumt, so dass der Quasi-Neustart nun erfolgen könne.
Nachfrage dank Energiewende
Auf die Zukunft angesprochen erklärt Christoph Dubsky, dass man nun in der Schweiz weiter wachsen und die Marktführerschaft im Powerline-Segment ausbauen wolle. "Unser Ziel ist es, in den kommenden Monaten die Sichtbarkeit für unsere Produkte zu steigern und in neuen Bereichen Fuss zu fassen. Beispielsweise führen wir seit ungefähr einem Jahr ein umfangreiches Repeater-Sortiment, das wir nun bekannter machen möchten."
Gleichzeitig wolle man auch neue Zielgruppen und Segmente ansprechen – Dubsky erwähnt in diesem Zusammenhang die Energiewende, wo Powerline eine hervorragende Ergänzung darstelle. "Photovoltaik oder die Vernetzung von Ladestationen sind spannende neue Segmente, wo wir uns als Marke noch etwas breiter aufstellen können." Das seien auch neue, spannende Themen für Partner und es gäbe zunehmend mehr Partner auch aus dem IT-Umfeld, die sich mit dem Thema Energie beschäftigen, weiss der Schweizer Devolo-Chef. "Gleichzeitig stellen wir eine zunehmende Nachfrage von Unternehmen aus dem Energie- und Elektroumfeld fest, die ihre Installationen mit unseren Powerline-Produkten ergänzen wollen." Diesen potenziellen neuen Partnern, die man gerne an Bord habe, könne man auf Basis individueller Vereinbarungen auch Projektpreise gewähren und Christoph Dubsky fordert alle interessierten Installateure sowie auch die Reseller auf, bei der Distribution entsprechende Anfragen zu platzieren und kompetitive Einkaufskonditionen sicherzustellen. "Ein Vorteil von
Devolo und Powerline hierbei ist sicher, dass die Systeme gerade auch für Partner mit wenig Erfahrung im IP- respektive IT-Umfeld einfach zu installieren sind. Unsere Systeme funktionieren weitgehend Plug&Play, und falls doch einmal grössere oder komplexere Installationen mit vielen Ladestationen anstehen, bieten wir auch individuelle Projektunterstützung inklusive Manpower und Know-how."
Neue Partner und Absatzmöglichkeiten
Um neue Partner zu gewinnen und zu entwickeln, hat
Devolo im Mai das Engagement von Giuseppe Cantelli als Key Account Manager verkündet. "Er wird uns helfen, unsere Präsenz in den verschiedenen Absatzkanälen zu stärken und als dezidierter Ansprechpartner vor Ort verfügbar zu sein." Dabei denkt Dubsky nicht nur an neue Partner aus dem Energieumfeld. Auch im klassischen Devolo-Partnergeschäft über IT-Reseller wünscht sich der Schweizer Länderchef, etwas breiter aufgestellt zu sein. Angesprochen seien damit alle Reseller, die Consumer-Netzwerkprodukte verkaufen und installieren. "Für diese bieten wir eine spannende Alternative."
Daneben soll Giuseppe Cantelli auch abseits der ausgetretenen Pfade neue Absatzmöglichkeiten für Devolo in Bereichen evaluieren, wo Devolo heute noch nicht zu finden ist. Christoph Dubsky: "Ein Beispiel sind hier Baumärkte, wo wir mit unseren Powerline-Produkten heute noch nicht präsent sind, aber durchaus Chancen sehen. Daneben haben wir auch noch weitere Ideen, die wir an dieser Stelle aber noch nicht breittreten möchten."
Nebst der Gewinnung neuer Partner und der Erschliessung neuer Absatzkanäle liege ein weiterer Fokus im zweiten Halbjahr auch auf der Optimierung des Geschäfts mit bestehenden Partnern. "Wir haben jetzt die Ware, nun wollen wir sicherstellen, dass der Absatz auch wieder zunimmt – nicht zuletzt auch bei den bereits angesprochenen neuen Repeater-Produkten." Es gehe vorerst aber vor allem darum, das Geschäft zu normalisieren, zu optimieren und in normale Fahrwasser zu kommen, so Christoph Dubsky abschliessend.
(mw)
Die Hintergründe zu Devolos Schieflage
Anfang Februar 2022 musste Devolo bekannt geben, ein Schutzschirmverfahren gestartet zu haben, um selbständig eine Restrukturierung einzuleiten. Anfang Juni des letzten Jahres erklärte Marcel Schüll, Director Corporate Communications bei Devolo, gegenüber "Swiss IT Reseller" dann, wieso es zu den Problemen kam. Der Hauptgrund lag laut Marcel Schüll beim Chip-Mangel, zu dem es Corona-bedingt gekommen ist, respektive den damit verbundenen langen Vorlaufzeiten. Diese zwangen Devolo, so früh wie möglich eine genügende Menge der benötigten Chips zu bestellen. "Das haben wir bei Devolo gemacht, auch in der Hoffnung, dass es bald wieder zu weitreichenden Öffnungen im deutschen Flächenhandel kommen wird", erklärte Marcel Schüll damals im Interview (siehe Ausgabe 06/2022). Nachdem diese Öffnungen allerdings ausblieben, sass Devolo plötzlich auf einem sehr hohen Lagerbestand an Produkten, die über den deutschen Fachhandel nicht wie erwartet verkauft werden konnten. Die Ware ist in diesen Kanälen schlicht nicht abgeflossen, was letztlich für Liquiditätsprobleme gesorgt hat. Die Folge waren einerseits Restrukturierungsmassnahmen – sowohl personell als auch bezüglich Prozessen. Andererseits hat Devolo damals entschieden, gewisse Zukunftsprojekte nicht wie geplant zu realisieren, weil der Return on Investment zu spät eintreffen würde – so beispielsweise rund ums Thema Smart Grid.