Die Pläne der Europäischen Union gehen dahin, dass der Anteil der EU-Produktion am weltweiten Chipmarkt bis 2030 auf 20 Prozent steigen soll. Dies lässt sich laut dem Europäischen Rechnungshof jedoch kaum erreichen, auch nicht mit den geplanten Investitionen: Gemäss einem EU-Gesetz von 2023 sollten Milliarden an Euro in die europäische Chipbranche investiert werden, um die Produktion zu steigern. Von den bis 2030 vorgesehenen Mitteln im Volumen von rund 86 Milliarden Euro kommt die EU für 4,5 Milliarden Euro auf, den Rest sollen Länder sowie die Industrie selbst stemmen.
Der Europäische Rechnungshof stellt nun fest, dass das Ziel eines weltweiten Marktanteils von 20 Prozent ausser Reichweite sei. Verantwortlich dafür seien auch der Zugang zu Rohstoffen, hohe Energiekosten und geopolitische Spannungen. Annemie Turtelboom, als Mitglied des Europäischen Rechnungshofs
für den Bericht zuständig, bringt es auf den Punkt: "Die EU muss ihre Strategie für die Mikrochip-Industrie dringend einem Realitäts-Check unterziehen. Die Entwicklung in der Branche ist rasant, und es gibt einen intensiven geopolitischen Wettbewerb. Wir hinken unseren ehrgeizigen Zielen derzeit weit hinterher. Das 20-Prozent-Ziel ist sehr hoch angesetzt – um es zu erreichen, müssten wir unsere Produktionskapazität bis 2030 etwa vervierfachen. Ein solches Tempo ist momentan in keinem Bereich erkennbar."
Weiter wird festgehalten, dass die
EU-Kommission kein Mandat habe, um die nationalen Investitionen auf EU-Ebene zu koordinieren. Dem Chipgesetz fehle es darüber hinaus an Klarheit bei den Zielvorgaben und deren Überwachung. Es sei schwer zu sagen, ob das Gesetz der derzeitigen Nachfrage der Industrie nach herkömmlichen Microchips hinreichend Rechnung trage.
(ubi)