Eigentlich wollte Peripherie-Anbieter Cherry im dritten Quartal 35 Millionen Euro erwirtschaften. Laut dem deutschen Unternehmen werden es aber letztlich wohl nur 22 Millionen Euro. Um das Umsatzziel zu erreichen, hätte sich das Unternehmen laut eigenen Angaben dem Preisdruck auf dem deutschen Markt beugen und "die Profitabilität in einer Weise opfern müssen, die nicht mit dem mittelfristigen Weg der sukzessiven Margensteigerung für Cherry und seine Partner vereinbar ist."
Die Gründe für die Abweichung nennt der Hersteller die deutlich negativen Konjunkturentwicklung und den rezessiven Wachstumsaussichten im Heimatmarkt Deutschland – sowohl im B2B- als auch im B2C-Bereich. Der Geschäftsbereich Digital Health & Solutions liege hingegen weit über dem Vorjahresquartal. Dennoch soll sich der Rückgang an anderer Stelle voraussichtlich negativ auf die bereinigte EBITDA-Marge für das dritte Quartal und auch das gesamte Jahr auswirken.
"Die Cherry SE ist international aufgestellt, aber Deutschland ist unser wichtiger Heimatmarkt und somit trifft die schwache Konsumentennachfrage in Kombination mit fehlender volkswirtschaftlicher Wachstumsperspektive auch uns in deutlichem Umfang", erklärt Oliver Kaltner, CEO von
Cherry. Er appelliert auch an die deutsche Politik, keine weiteren regulatorischen Hürden wie das Lieferkettengesetz oder Reporting-Pflichten aufzubauen.
Aufgrund der Herausforderungen im Bereich Gaming & Office Peripherals hat Cherry zudem ein Programm aufgelegt, mit dem das Unternehmen bis Jahresende mindestens 3,5 Millionen Euro einsparen will. Zudem zieht der Hersteller personelle Konsequenzen. Mit sofortiger Wirkung trennt sich Cherry von René Schulz, der seit April 2022 für den Bereich Gaming & Office Peripherals verantwortlich war. In diesem Zusammenhang wird auch der EMEA-Vertrieb über Distributions- und Retail-Partner stärker direkt auf Konsumenten (B2C) ausgerichtet und auf die europäischen Kernmärkte Frankreich, UK, Spanien, Italien und Portugal konzentriert.
"Wir werden die Zeit bis zum Eintritt eines Nachfolgers in die Cherry SE effizient nutzen, um diesen wichtigen Geschäftsbereich zu restrukturieren und auf den geplanten Wachstumspfad zu führen", so Kaltner. "Nach der erfolgreich abgeschlossenen Sanierung des Geschäftsbereiches Components sowie der vollständigen Neuorganisation des Finanzbereichs und einer damit gesteigerten Transparenz werden sich das Managementteam und ich persönlich in Interim-Verantwortung nun auf Gaming & Office Peripherals fokussieren." Dazu gehört auch eine Neuausrichtung der B2B-Geschäftsbeziehungen mit den etablierten Distributions- und Systemhaus-Partnern. "Hier werden wir zeitnah ein neues Dealterm- und Margenmodell vorstellen, welches einerseits einen etwaigen Graumarkt austrocknet, und andererseits Aktivitäten auf gesteuerte Sell-Out-Massnahmen fokussiert und dadurch zu einem Profitabilitätsanstieg für alle involvierten Partner sowie Cherry selbst führen soll."
(sta)