Vor einem Monat wurde bekannt, dass die US-Investorenfirma Platinum Equity Alcatels europäischen Service- und Verkaufsarm übernehmen wird (siehe ITR 02/2002). Den Besitzer wechseln wird dadurch auch die Schweizer Alcatel E-Business Distribution (eBD), mit ihren 230 Angestellten einer der grösseren Fische im hiesigen Netzwerk- und Systemintegratoren-Teich.
Die Abwicklung des Handels dürfte sich gegenüber der ursprünglichen Planung noch etwas verzögern, sag-te uns eBD-Geschäftsleiter Walter Zemp. Wahrscheinlich werde der Abschluss nun am 1. April verkündet. Bis dahin herrsche «business as usual» bei den Klotenern.
Kontaktaufnahme
Im Moment ist gegenseitiges Kennenlernen angesagt. Teams der Amerikaner haben das Unternehmen besucht, und «wir mussten viele Fragen beantworten – die müssen schliesslich wissen, was sie da kaufen.» Jede der Länderorganisationen hat unterdessen eine Präsentation für Platinum gemacht, und Platinum hat sich seinerseits vorgestellt. «Es geht sehr professionell zu. Man lernt sich kennen, ohne dass das Business tangiert wird.» Einen Grund für die Professionalität sieht er in der grossen Erfahrung von Platinum bei Übernahmen: Seit der Gründung 1995 wurden mehr als 30 Technologie-Unternehmen akquiriert und weitergeführt.
Respekt vor Europa
Wenn Amerikaner nach Europa kommen, befürchtet man oft, dass sie Unternehmensorganisationen unbesehen ummodeln und eine Unternehmenskultur und Strukturen einführen, die bei ihnen zu Hause erfolgreich sind – aber nicht unbedingt anderswo.
Von den Platinum-Leuten hat Zemp einen ganz anderen Eindruck: «Sie wissen, dass Europa nach eigenen Regeln funktioniert.» Konsequenterweise sollen die Länderorganisationen ihre Selbstständigkeit weitgehend behalten. «We pay managers to manage», sei eine der Platinum-Maximen, erzählt Zemp.
Wie die übergeordnete europäische Organisation aussehen wird, ist erst in Umrissen bekannt, aber sie soll sehr schlank bleiben.
Profit statt Marktanteil
Sobald die Übernahme abgeschlossen ist, wird eBD umbenannt, «Alcatel» verschwindet endgültig aus dem Firmennamen. Das symbolisiert die grösste Veränderung, die bevorsteht, glaubt Zemp. Das Unternehmen ist dann endgültig keine Herstellervertretung mehr. Das erleichtere nicht nur die Zusammenarbeit mit anderen Lieferanten, sondern bewirke auch eine Verschiebung in der Gewichtung der Geschäftsziele: Während man bisher für Alcatel Marktanteile sichern musste, sei jetzt nachhaltige Profitabilität das oberste Ziel. (hjm)