Dell hat auf Ende Januar zwei milliardenschwere Liefer- und Serviceverträge mit
IBM gekündigt. Beide Firmen hätten wohl lieber ohne viel Aufhebens Gras über die Sache wachsen lassen wollen – so machte es jedenfalls den Anschein. Denn mit Informationen rückten beide Firmen nur spärlich raus. Die Meldung sickerte letzte Woche aber trotzdem zu den US-Medien durch.
IBM-Services nur noch auf Kundenwunsch
Unterzeichnet worden sind die Papiere 1999. Eigentlich hätten sie erst 2006 auslaufen sollen. Der erste Vertrag für die Lieferung von Komponenten wie Festplatten, LCDs und Chips soll gemäss Angaben 16 Milliarden Dollar wert gewesen sein. Aus dem LCD- und Harddisk-Produktionsgeschäft hat sich
IBM letztes Jahr bekanntlich verabschiedet. Deshalb wäre IBM für
Dell wohl zu einem überflüssigen und kostspieligen Glied in der Lieferkette geworden.
Zudem tritt Dell weitgehend von einem ebenfalls 1999 unterzeichneten Dienstleistungsvertrag mit IBM Global Services in der Höhe von 6 Milliarden Dollar zurück. Nur wenn Dell-Kunden den Wunsch ausdrücklich äussern, wird IBM mit der Erbringung von Services fallweise betraut. Weiterhin wird Dell ausserdem mit anderen Drittfirmen, wie etwa
EDS, zusammenarbeiten, die Serviceleistungen für den Direktverkäufer erbringen.
Dell verstärkt Services-Engagement
Durch die Blume wollte Dell damit wohl mitteilen, dass
IBM in Zukunft kaum noch mit Services-Umsätzen via den Direktverkäufer rechnen können wird – dies war jedenfalls die einleuchtende Einschätzung der ersten US-Kommentatoren. IBM beeilte sich darauf, bekanntzugeben, dass die künftig fehlenden Umsätze keine grossen Einschnitte darstellten.
Als nächstes folgte in der Chronologie der Ereignisse die Verlautbarung von
Dell, dass die Anstrengungen beim Aufbau der eigenen Serviceressourcen unvermittelt fortgesetzt würden. Gegenüber US-Medien liess Dell durchblicken, dass man vor allem auf die lukrativen Aufträge im Highend-Umfeld schielt.
An den ganz grossen Kisten im Services-Bereich ist selbstverständlich auch IBM interessiert – diese Absicht wurde im letzten Jahr mit der Übernahme von PWC Consulting überdeutlich unterstrichen. Und so stehen sich die beiden Unternehmen in dieser Disziplin nicht mehr in einer Kunden-/Lieferanten-Beziehung gegenüber, sondern in einem knallharten Konkurrenzkampf.
Balsam auf die IBM-Seele war deshalb sicherlich, dass ebenfalls letzte Woche ein 2 Milliarden schwerer und für zehn Jahre gültiger Outsourcing-Vertrag abgeschlossen werden konnte: IBM übernahm die IT-Abteilung von Visteon, einem Automobilteile-Produzenten. (map)