Mount10 und kein Ende

Nach einem turbulenten, wenig erfreulichen Jahr kämpft Mount10 mit Klagedrohungen und um das Verlassen der Verlustzone.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/07

     

Nachdem die mittlerweile liquidierte Managed Hosting Services der Firma Mount10 in den vergangenen Jahren massive Verluste beschert haben, ging es, wie die Mount10 Holding anlässlich der Präsentation der Zahlen für 2002 schreibt, darum, im abgeschlossenen Geschäftsjahr ein ausgeglichenes Betriebsergebnis zu erreichen.
Gegenüber 2001 fiel das Bruttoergebnis des IT-Dienstleisters um 20,9 Prozent auf 10,2 Millionen Euro. Immerhin weist das EBITDA einen Gewinn von 0,34 Millionen Euro auf, gegenüber einem Verlust von 6,59 Millionen im Vorjahr. Die Abschreibungen konnten mit 3,9 Millionen Euro gegenüber 5,2 Millionen im Vorjahr kleiner gehalten werden.
Der Auftragsbestand soll Ende Jahr 4,1 Millionen Euro betragen haben. Verwaltungsrat und Management geben sich überzeugt, dass im neuen Geschäftsjahr durch die Fokussierung auf Data-Storage-Lösungen und mit einem strikten Kostenmanagement ein besseres Ergebnis erreicht werden kann.

Die Tage der Datenfestung…

Vor noch nicht allzulanger Zeit hatten sich die Rotkreuzer in der Presse mit Sätzen wie «…tief in den Schweizer Bergen liegt eine uneinnehmbare Festung, die ausschließlich der Datensicherheit dient» feiern lassen. Doch das von der Konkurrenz schon immer etwas belächelte Konzept, ausgediente Armeebunker als hochsicheres Datenhotel zu propagieren, ist gescheitert. Mount10 zog sich auf das angestammte Geschäft mit Speicherlösungen zurück und beschäftigt zurzeit in der Schweiz noch 14 Personen.
Mit dem Insolvenzverfahren der Mount10 Service AG wurde gegen die Gesellschaft und deren Organe, wie die Holding klagt, eine Pressekampagne eingeleitet und mit Klagen gedroht. Tatsächlich wurde verschiedenen Schweizer Wirtschaftszeitungen, darunter auch dem IT Reseller, Material über das Mount10-Management zugespielt.
Die Website www.mount-10.info, hinter der ehemalige Angestellte vermutet werden, verbreitet massive Vorwürfe. So heisst es etwa, das Mount10-Management habe den Konkurs der Tochterfirma widerrechtlich verzögert und Vermögenswerte zum Schaden der Gläubiger zur Seite geschafft.

… werden zur never ending story

Klage wurde allerdings bis heute nicht erhoben. Der Verwaltungsrat der Holding liess verlauten, dass er die Vorwürfe als «vollständig unbegründet» erachte und nicht gedenke, auf allfällige Forderungen einzutreten. Gegenüber unserer Schwesterzeitschrift Infoweek meinte Verwaltungsratspräsident Adrian Knapp, die Vorwürfe seien «an den Haaren herbeigezogen» und klagte: «Der Fokus auf den Berg war falsch. Aber ein unternehmerischer Fehler ist doch noch kein Verbrechen.»

Weitere Gespräche

Dagegen hält Hanspeter Geissmann, Anwalt der einen der beiden Gläubigergruppen, gegenüber IT Reseller fest, dass er zwar zusammen mit dem Anwalt der zweiten Gruppe noch einmal das Gespräch mit Exponenten der ehemaligen Mount10 Services AG, resp. der Holding, suchen werde. Aber: «falls diesmal auch keine Einigung erreicht wird, kommt die Klage so sicher wie das Amen in der Kirche.»
In wenigen Wochen werde klar sein, ob die Gerichte bemüht werden müssen.
Am Telefon wurde Geissmann dann deutlich: «Ich habe noch nie einen Fall gesehen, in dem eine Firma auf solche Weise kurz vor dem Konkurs ausgeräumt wurde. Da sind ganz massiv Gelder weggeflossen.» (fis)


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