BERICHT VON DER SYSTEMS 2003: Auf der Suche nach Eigenständigkeit

Leicht gestiegene Besucherzahlen und ein Ausstellerrückgang im erwarteten Umfang lassen bei den Verantwortlichen der Systems Hoffnung aufkommen.

Artikel erschienen in IT Reseller 2003/19

   

Lange Zeit sah es sehr düster für Deutschlands zweitgröSSte ITK-Messe aus. Erst in den letzten Minuten konnten noch weitere 150 Unternehmen als Aussteller nach München gelockt werden. Dennoch verzeichnet man mit 1300 Firmen einen Rückgang um rund 20% gegenüber dem Vorjahr (1600).
Die Besucherzahlen sind dagegen um gut 1000 auf 79’000 gestiegen. Wie bei jeder Statistik muss man aber auch hier genauer hinschauen.
Besonders auffällig war das Fehlen der führenden Hardwarehersteller. Weder CPU- noch Motherboard-Hersteller waren vertreten. Auch die bekannten Anbieter für Serverlösungen legten ihren Schwerpunkt ausschliesslich auf den Bereich «Solutions», sodass das Segment PC-Komponenten und Peripherie zum Stiefkind der Messe verkam.
Über den grössten Andrang konnten sich derweil die Aussteller der Security-Halle freuen. Nach den letzten Wurm- und Virusattacken sind Firewalls, Virenscanner oder Intrusion Detection-Lösungen die Renner im IT-Geschäft. So ist es nicht verwunderlich, dass die beiden einzigen Schweizer Aussteller hier zu finden waren.

Positive Schweizer Bilanz

Sowohl die Crysec, eine Tochter der Netprotect, als auch die ZIC Internet & Communications AG, präsentierten ihre Versionen einer Intrusion Detection & Prevention-Lösung. Die Idee hinter diesen Systemen ist, von zentralen Knoten innerhalb des Netzes aus, den Datenfluss zu überwachen und gegebenenfalls zu unterbinden.
Während eine Firewall als statische Lösung Regeln für den Datenverkehr zwischen LAN und Aussenwelt regelt, fungieren IDP-Lösungen als Wachmann innerhalb des LANs. Quasi eine permanente Taschenkontrolle.
Adrian Gebhard, von der Geschäftsleitung der ZIC Internet & Communication war mit dem Messeverlauf sehr zufrieden. Nachdem die Vorstellung des Prototyps von Net-Alert auf der Cebit noch etwas schleppend verlaufen war, traf man in München auf reges Interesse seitens der Besucher.
Auch bei der Netprotect aus Zürich zog man ein positives Resümee. «Wir hatten sehr gute Kontakte», sagte Matthias Gutknecht, Leiter IT bei Netprotect. «Die Erwartungen, die wir in die Systems gesetzt hatten, wurden voll erfüllt.» Allerdings musste man bei ZIC wie bei Netprotect zugeben, dass es an Vergleichswerten bezüglich der Besucherresonanz fehle, da beide Unternehmen zum ersten Mal auf der Systems waren.
In einem ansonsten eher unspektakulären Produktangebot setzte Sony eines der wenigen Highlights. Man stellte einen Blue Laser DVD-Brenner im üblichen 5-Zoll-Format vor, der 23 GB an Daten pro DVD speichern kann. Laut Christoph Cyrol, einem der Marketing Manager bei Sony, soll das Gerät noch in diesem Quartal in Stückzahlen verfügbar sein.
Schon jetzt bietet man mit einem Preis von ca. zwei Euro pro GB eines der preiswertesten Permanentspeichermedien an.

«Channel Champions 2003» HP und Cisco

Nicht für Aktuelles, sondern für die Leistungen und Verdienste um den Fachhandel im vergangenen Jahr, verlieh die Zeitschrift «ComputerPartner» den «Channel Champions 2003» Award. Die Umfrage bei den Händlern brachte HP den Sieg in den Kategorien PC- und Notebookhersteller und Druckerhersteller und einen achtbaren dritten Platz bei den Netzwerkherstellern.
Der Sieg in dieser Kategorie ging diesmal an Cisco. Sicherlich von besonderem Wert war für HP die Tatsache, dass es gelang, IBM und Toshiba bei den PCs und Notebooks zu verdrängen. Im
Bereich Drucker folgten Canon und Kyocera Mita.
Sony darf sich derweil mit dem Titel bester «Monitorhersteller» 2003 schmücken. Man verwies Eizo/Avnet und Samsung auf die dahinterliegenden Plätze. Die bitterste Pille muss wohl Bill Gates schlucken, falls er diesen Award überhaupt bemerkt. Nur Rang zwei für Microsoft hinter dem Sieger Adobe ist für das Award-verwöhnte Unternehmen aus Redmont eine ungewohnte Position.

Händler-Bereich war Flop

Die rege Beteiligung des Fachhandels an der Umfrage kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Bereich «Dealers Only» der grosse Verlierer der Systems 2003 war. Wenn dieser geschlossene Fachhandelsbereich auch nicht in der Verantwortung der Systemsleitung liegt, sondern gesondert vermarktet wird, so verzeichnete man doch einen dramatischen Rückgang von Ausstellern und Besuchern.
Wieso ein Konzept, das vom erfolgreichen «Planet Reseller» der Cebit kopiert wird, in diesem Jahr auf so wenig Resonanz stiess, blieb unbeantwortet. Aber vielleicht ist damit auch schon die Antwort gegeben. Eine IT-Messe in Deutschland scheint für viele Aussteller auszureichen. Zumal man in München noch immer nach einem eigenen Profil sucht.
Lange Zeit war man als Cebit-Klon im Fahrwasser des Erfolgs mitgeschwommen. Derzeit scheint man dagegen lediglich der Wunschliste des Ausstellerbeirats zu entsprechen. Daran wird auch der Versuch für 2004, die osteuropäischen Staaten von Estland bis Moldawien ins Boot zu holen, nichts ändern.
Was fehlt, ist der Mut, Akzente und Schwerpunkte zu setzen und diese dann auch selbstbewusst zu vertreten. Auch Aussteller verlangen von einer Messeleitung Lösungen und nicht nur ein Produkt. Aber zu welchem Problem soll die Systems die Lösung sein? (tm)


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