Huhn- und Ei-Streit bei UMTS

Sind die Mobilfunkhersteller für die Verzögerungen verantwortlich, oder liegt die Schuld bei den Netzbetreibern selbst? Die Branche spielte in Cannes Pingpong.

Artikel erschienen in IT Reseller 2004/04

   

Bis jetzt hatten die Mobilfunkbetreiber immer eine unverfängliche Rechtfertigung parat, wenn sie die Verzögerungen beim Aufbau und der Inbetriebnahme der UMTS-Netze erklären mussten. Die Handy- und Netzkomponentenhersteller seien schuld, hiess es allenthalben. Nun platzte Nokia letzte Woche der Kragen.
In Cannes, wo der 3GSM World Congress stattfand, wehrte sich Nokia-CEO Jorma Ollila und spielte den Ball an die Netzanbieter zurück. Um die Endgeräte zu testen, wäre es hilfreich gewesen, drei bis vier zuverlässig funktionierende Netzwerke zur Verfügung zu haben, kritisierte er. Gleichzeitig gestand er aber auch ein, dass die Entwicklung der UMTS-Technologie länger gedauert hat, als ursprünglich angenommen wurde.

Startschuss im Herbst

Arun Sarin, CEO von Vodafone, monierte, die verfügbaren Handys seien unhandlich, würden zu warm und hätten eine zu kurze Akkulaufzeit. Sarin geht deshalb davon aus, dass sich der UMTS-Start bis in das vierte Quartal hinziehen wird.
Damit ist man gleich weit wie ein Jahr zu vor. Damals stellte Vodafone Ende Januar 2003 den Startschuss ebenfalls für den Herbst in Aussicht. Just für die zweite Hälfte dieses Jahres sollen gemäss Nokia-Boss Ollila nun aber tatsächlich UMTS-Mobiltelefone sowohl in genügend grosser Stückzahl als auch in ausreichender Qualität geliefert werden können.
Und auch Motorola kündigte für die zweite Jahreshälfte passende Endgeräte in genügender Stückzahl an.

Das Reich der Mitte lauert auf

Auch wenn die kommerzielle UMTS-Einführung nun Ende Jahr im grossen Stil stattfinden wird, können sich die Mobilfunkhersteller nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen. Der Grund: Zusehends drängen neue Konkurrenten in ihre Territorien.
Der chinesische Netzwerk-Equipment-Hersteller Huawei wurde in der westlichen Welt durch das Joint-venture mit 3Com im letzten Jahr auf einen Schlag bekannt und sorgt im 40 Mrd. Dollar schweren Mobilfunkmarkt für Preisdruck. Aber auch Cisco drängt in diese Bereiche vor. Analysten prophezeien deshalb für die kommenden Monate eine Marktbereinigung. (map)


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