Die Bubikoner Crealogix-Gruppe wollte schon lange nicht mehr blosser Internet-Dienstleister sein, CEO Bruno Richle machte dies bei jeder Gelegenheit deutlich. Die neuesten Zahlen sprechen denn auch für sich: Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2003/2004, das am 31.12.03 endete, musste
Crealogix eine Umsatzeinbusse gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres von nicht unbedeutenden 12,6 Prozent hinnehmen.
Nur noch 9,825 Mio. Franken Umsatz bescherten die Monate Juli bis Dezember 2003 den Zürchern. Der Reingewinn betrug dank den Zinserträgen der flüssigen Mittel (44 Mio. Franken per Ende 2003) noch 0,557 Mio. Franken.
Bezogen auf das 2. Quartal beträgt der Umsatzrückgang gar 18,5%, der Reingewinn 284’000 Franken. Was aber am gravierendsten ist: Der Cashflow ist im Q2 mit 1,895 Mio. Franken negativ und die EBIT-Marge betrug gerade mal 1,1%.
Umsatz schrumpft
Doch wo fehlen Crealogix die Franken in den Auftragsbüchern, wenn man – wie es im Quartalsbericht heisst – von den Stammkunden weitere Folgeprojekte erhalten und neue Kunden wie Hapimag, Bank Valiant oder die Hypo Investmentbank hat gewinnen können?
«Der Umsatzrückgang ist ausgeprägt in der Sparte Web-Architektur und Software Engineering zu verzeichnen. Hier fehlt es generell an der Investitionsfreude der Unternehmen. Es betrifft eigentlich alle Branchen – ich kann keinen Trend ausfindig machen.
Auch die Finanzbranche, welche inzwischen ja wieder gute Resultate vorweist, hält sich zurück mit Investitionen», fasst Jürg Neck (Bild), Chief Financial Officer bei
Crealogix, die Situation zusammen.
Die «Crealogen» sind auch nicht bereit, auf Dumping-Preise einzusteigen. Neck: «Wenn Aufträge vergeben werden, so sind die Preise sehr gedrückt. Bei negativen EBIT-Margen sind wir nicht bereit mitzubieten.» Die Sparte E-Learning sei gehalten – hier macht Crealogix mittlerweile mit 30 Leuten rund einen viertel des Umsatzes –, während man im Mobile-Bereich gute Umsatz-Zuwächse verzeichnen könne.
Umsatz wächst
Für das Stammgeschäft der
Crealogix sieht man jedenfalls bis Ende dieses Geschäfsjahres trotz der leichten wirtschaftlichen Erholung keine spürbare Verbesserung. Und selbst im Falle einer nachhaltigen Konjunkturerholung rechnet man nicht vor Ende des Geschäftsjahres (31.6.04) mit ertragswirksamen Konsequenzen. Crealogix muss also weiterhin zukaufen, wenn das Wachstum gesteigert werden soll.
Gerade rechtzeitig hat man deshalb eine weitere Übernahme eingefädelt: Mit der schrittweisen Einverleibung der
Circon Circle Consulting (35 Prozent der Aktien vorerst) wird der fehlende Umsatz börsengerecht wieder aufgepeppt: Das im ERP-Umfeld mit
Microsoft Axapta tätige Softwarehaus hat im letzten Geschäftsjahr mit über 90 Mitarbeitenden 12 Mio. Franken Umsatz gemacht. Die Ende Geschäftsjahr bei Crealogix fehlenden Umsatz-Millionen sind damit fürs erste wieder ausgeglichen, mehr noch, man wird im Sommer an der Jahrespressekonferenz ein Umsatzplus vermelden können.
Neue Kunden, neue Standorte
In einem zweiten Schritt sollen dann weitere 35 Prozent des Aktienkapitals von
Circon übernommen werden.
Crealogix positioniert sich also immer deutlicher im Backend der Applikationsebene, weg von Web- und hin zur Unternehmenssoftware. Mit der Übernahme sichert man sich aber nicht nur Know-how im ERP-Umfeld und Umsatzfranken, sondern insbesondere den Zugang zu Kundschaft, die neben ERP-Lösungen auch Webdienstleistungen benötigen.
Gleichzeitig kann Crealogix durch die Übernahme die Internationalisiserung vorantreiben, verfügt doch Circon über Standorte in Deutschland, Österreich und Tschechien. (mh)