Das Kostenbewusstsein im E-Government-Bereich ist bei Bund, Kantonen und Gemeinden im letzten Jahr gewachsen. Die Zahl der Bundesämter, für die Kosteneinsparung ein gewichtiger Grund für die Einführung von
E-Government ist, stieg um 14%. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie «E-Government-Barometer 2003» des Instituts für Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus der Universität St. Gallen. Befragt wurden alle Gemeinden, kantonalen Ämter, Departemente und Staatskanzleien sowie alle Bundesämter und Departemente.
Mehr Projektabbrüche – keine Strategie
Die Studie stellt zudem fest, dass Budgeteinschränkungen 2003 häufiger als im Jahr zuvor zum Abbruch oder unvollständiger Ausführung von E-Government-Projekten geführt haben. Bei einem Fünftel der Gemeinden war das beispielsweise der Fall.
Wesentlich mehr Verwaltungen hätten aber 2003 erstmals eine Kosten- und teilweise auch Nutzenkalkulation durchgeführt. Hingegen haben einige Kantone, mehr als 60% der Ämter auf Bundesebene und fast 80% der Gemeinden noch immer keine E-Government-Strategie festgelegt.
Veränderungen gab es beim Angebot: Bei Bund und Kantonen waren vermehrt politische Inhalte zu finden, während auf Gemeindeebene die Informationsangebote zu öffentlichen Leistungen am meisten zugenommen haben.
Gemeinden hinken hinterher
Zwar ist der Anteil der Gemeinden, die sich gar nicht mit E-Government beschäftigen 2003 gegenüber dem Vorjahr von einem Viertel auf 16% gesunken, trotzdem kann man mit 4% der Gemeinden noch immer nicht per E-Mail kommunizieren. 29% haben noch immer keine eigene Webseite.
Ein Drittel der Gemeinden schaut mittlerweile über den Zaun und vergleicht seine Prozesse mit denen anderer Gemeinden. E-Government hat bei 17% der Gemeinden zu Veränderungen in der Ablauforganisation geführt. Ein Fünftel der Gemeinden führt seine E-Government-Projekte
in formellen Projektorganisationen durch, auf Bundesebene ist es ein Viertel.
Immerhin sind bereits bei 60% der befragten Gemeinden die Mitarbeitenden in die Projekte integriert. Hingegen engagieren nur noch 36% der Gemeinden (Vorjahr 48%) für ihre Projekte externe Berater. Bei den Bundesämtern stellen 65% noch externe Berater ein, der Anteil ist gegenüber 2002 aber auch um 14% gesunken.
Schulung nicht nötig
80% der antwortenden Gemeinden beschäftigten keine eigenen IT-Spezialisten und sind der Meinung, die EDV-Kenntnisse der Mitarbeitenden reichen für E-Government-Projekte aus. Deshalb bieten auch 57% den Mitarbeitenden keine IT- oder E-Government-Schulungen an.
Auf kantonaler Ebene sieht es etwas besser aus, nur etwas weniger als die Hälfte der Ämter haben keine eigenen IT-Spezialisten, zwei Fünftel beschäftigen einen bis fünf, der Rest mehr als sechs Spezialisten. Auch ein Fünftel der Ämter schult seine Mitarbeitenden nicht, immerhin 60% schicken ihre Angestellten ein bis zwei Tage pro Jahr zu einer IT-Schulung.
Finanzielle Ressourcen
Ein Drittel der Ämter, etwa die Hälfte der Departemente und 86% der Gesamtkantone haben im letzten Jahr finanzielle Mittel für E-Government-Projekte vorgesehen. Bei den Gemeinden war das 2003 ein Fünftel, bei den Bundesämtern 40%. Auf kantonaler Ebene schwanken die IT-Budgets zwischen 1000 und 30 Mio. Franken. Die Hälfte der Gemeinden verfügte über ein IT-Budget unter 20’000 Franken. Die IT-Budgets der Bundesämter reichen von 30’000 bis 7 Mio. Franken (im Schnitt 1,6 Mio. Franken)
Für 56% der Gemeinden und für nahezu alle Kantone und fast drei Viertel der Bundesämter sei es begrüssenswert, wenn der Bund hinsichtlich der E-Government-Entwicklung der Schweiz als Koordinator wirke. 44% der Gemeinden wünschten sich den Bund zudem als Geldgeber. (sk)